Mittwoch, 23. Juli 2014

Ein Stimmchen für Papa, eins für die Mama ...


Normalerweise kommen die haarsträubendsten Ideen im politischen Diskurs ja eher von Hinterbänklern oder profilierungssüchtigen Nachwuchskräften - um so bemerkenswerter, dass der neueste Angriff auf demokratische Grundfeste von einer durchaus zentralen Figur der Union kommt, nämlich von Jens Spahn. Der nutzt die Beschwerde einer Gruppe von Minderjährigen gegen das Wahlalter von 18 Jahren beim Bundesverfassungsgericht, um für ein von ihm favorisiertes Wahlrechtsmodell zu werben: das Familienwahlrecht. Er packt das in salbungsvolle Worte: "Unsere Demokratie ist erfolgreich, sie muss sich aber auch gesellschaftlichen Veränderungen anpassen." Ich aber sage: Wer davon spricht, eine Demokratie "anpassen" zu müssen, unternimmt den ersten Schritt zu ihrer Aushebelung.

Mittwoch, 25. September 2013

Knapp vorbei ist auch daneben

Es ist ja immer dasselbe nach durchzechten Nächten: Wenn man versucht, nach ein paar Stunden Schlaf aufzustehen, schlägt der Kater mit voller Wucht durch. So ähnlich wird es den Konservativen im Land gehen: Gerade erst den Schampuspelz nach zwei Tagen Dauerfeiern von den Zähnen gebürstet, zwei Aspirin eingeworfen und drei Tassen Kaffee intus, dürften sie langsam merke(l)n, dass ihr ach so grandioser Wahlerfolg eigentlich ein Pyrrhussieg ist.


Donnerstag, 5. September 2013

Memerkel und die Subrautinen

Wie ich mal einem Mem erlag - oder: Merkelraute? Kann ich auch:


Würde eh niemand merke(l)n, wenn man sie durch einen Regierungsbot 2000xl ersetzen würde. Falls nicht schon geschehen, heißt das.

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Das nennt man asozial

Während Maschinen immer kleiner, Computer immer leistungsfähiger und Medizin immer teurer wird - alles Indikatoren, an denen der Begriff "Fortschritt" gerne festgemacht wird -, tritt die Entwicklung an anderer Stelle auf eben dieser - im Bereich des Phrasendreschens gibt es keine ausgetüftelten Neuheiten. Im Gegenteil: Sie werden immer unambitionierter, immer lahmer, immer blöder. Nur der Wichtigtuer-Faktor, der bleibt stabil; genauso wie die Zahl der Fatzkes, die anderen erklären wollen, wie man etwas nennt.


Donnerstag, 6. September 2012

The Show must go on and on and on

Finde ich schon lustig, wie bei der Castingshow namens "US-Präsidentschaftswahl" versucht wird, künstlich Spannung zu erzeugen. Unlustig finde ich... nun, alles andere.


Sonntag, 15. April 2012

Fresse, Liebknecht!

"Sehr verehrte Damen und Herren, das
Wort möchte der Abgeordnete Meyer.
Kriegt er aber nicht."
Künftig soll im Bundestag nur noch nach vorheriger Anmeldung durch die Fraktionen gesprochen werden dürfen. Wer das Parlament ohnehin immer als Quasselbude abgetan hat, braucht sich allerdings darüber nicht zu freuen: Denn im Ergebnis wird dort künftig noch weniger debattiert und dafür noch viel mehr bloß gequasselt.


Samstag, 14. April 2012

Heiliges Altpapier

Das ist ja wirklich der Oberhammer: Religiöse Fanatiker verteilen in Ländern, in denen der Großteil der Bevölkerung einem anderen Glauben anhängt, einfach so Gratisexemplare ihrer Heiligen Schrift und versuchen damit, die Leute zu bekehren. Das geht ja wohl gar nicht, da muss man einschreiten! Wo kommen wir denn da hin, wenn man solchen Leuten erlaubt, ihre gefährlichen Weltanschauungen zu verbreiten! Also: Lasst gefälligst den Iran in Ruhe, ihr fundamentalistisches Katholikenpack, terroristisches.

Montag, 9. April 2012

Sacki et Reisi

Warum eigentlich, wenn ich mal so blöd fragen darf, vermelden jedes Jahr aufs Neue sämtliche Medien an möglichst prominenter Stelle, dass der Papst erneut den Segen "Urbi et Orbi" gespendet hat? Er macht das bekanntlich jedes Jahr, zweimal sogar - warum also verdrängt diese Meldung, allen redaktionellen Leitlinien widersprechend, stets viel außergewöhnlichere und bedeutungsschwerere tagesaktuelle Ereignisse? Besteht etwa, ohne dass wir armen Schäfchen etwas von dieser drohenden Gefahr ahnen, Jahr für Jahr die Möglichkeit, dass er diesen Segen einmal nicht spendet, zum Beispiel, weil wir alle nicht genug gebetet und zuviel an unseren Schniedeln herumgespielt haben?


Donnerstag, 5. April 2012

Echt grass, was der geschrieben hat

Eigentlich wollte ich mich zu diesem Thema nie äußern. Aber es gibt so Tage, da stelle ich mir wirklich die klassische Psychiaterfrage, ob vielleicht ich normal bin und der gesamte Rest der Welt verrückt geworden ist. Heute ist so ein Tag. Die Welt dreht sich um Grass, scheint es - aber eigentlich dreht sich die Welt bloß vor den Augen der ganzen Leute, die sich jetzt empört zu Wort melden.


Dienstag, 3. April 2012

Samstag, 10. März 2012

Gute, alte, dunkle Zeit

Neulich beim Zappen versehentlich bei Maischberger hängengeblieben. Normalerweise meide ich solche Formate, es macht mehr Spaß und ergibt auch mehr Sinn, Kindergartenkinder beim Seifenblasenblasen zuzugucken, mit dem netten Nebeneffekt, dass die Blagen nur schwer brüllen können, während sie in das Plastikdings pusten. Und manchmal kommt dabei eine Blase heraus, die so schillernd ist, dass man nur noch staunend erstarren und sie anglotzen kann. Auch bei Maischberger. In diesem Fall kam sie aus dem Mund des Ex-BDI-Chefs Michael Rogowski.


Freitag, 17. Februar 2012

Letzter Lagebericht aus der Wulffs-Chance

So, jetzt noch ein paar Tage lang Post-Wulff-Aufmacher ertragen, dann haben wir's hinter uns. "Endlich", atmen zahllose Bürger und auch viele Medien auf, sogar die, die federführend an der großen Berichterstattungsorgie beteiligt waren. Nur der Tonfall ist jeweils anders: Während die meisten Bürger ihr "Endlich" eher erleichtert seufzten, weil das Thema sie längst nervte, können die Journalisten ihr "Endlich" mit geschwellter Brust und emporgereckter Faust schmettern. Zu Recht, denn was sie erreicht haben, ist so bedeutend, dass man es erst mittelfristig richtig wird ermessen können. Sie haben der schwächelnden demokratischen Kultur in diesem Land die Defibrillatoren aufs Herz gesetzt und abgedrückt.


Samstag, 7. Januar 2012

Die Massivschlag-Doktrin der Presse-Nato

Also, langsam wird es aber wirklich lächerlich mit dieser Wulff-Geschichte. Immer kleinkarierter werden die Vorwürfe, immer pingeliger, immer absurder - wäre ich noch Student, würde ich meine Abschlussarbeit darüber verfassen: Wie die Medien einmal kollektiv mit der Brechstange einen Präsidenten loswerden wollen, verzweifelt nach Munition suchen und sich dabei zum Affen machen.

Freitag, 6. Januar 2012

Also, ich würde des Amts ja am liebsten...

Der Wulff und die Schafspelze.
Es gibt mittlerweile einen wesentlichen Hauptgrund, weshalb Christian Wulff zurücktreten sollte: Ich für meinen Teil kann das endlose Geschwafel darüber nicht mehr hören. Der Mann ist nicht tragbar, ein Kasper auf dem Niveau eines Dorfbullen, der die Messlatte fürs Fremdschämen noch einmal niedriger legt und dessen Verhaltensmuster nur noch zwischen Mitleidsheischerei und Kulgscheißertum pendelt – dazu ist alles gesagt worden, was dazu zu sagen ist, und ich möchte nicht noch einen Bettina-Schausten-Witz, nicht noch eine küchenpsychologische Interpretation seiner bevorzugten Wohnform und, dies vor allem anderen, nicht noch eine Abhandlung über die „Würde des Amtes“ hören.