Mittwoch, 23. Dezember 2009

Hauptsache gesund!

Höret nun die frohe Weihnachtsbotschaft: Das neue Jahr, sagte der Zukunftsforscher Horst Opaschowski, werde "schwere Verteilungskämpfe" mit sich bringen. Davon gehe ich ebenfalls aus, auch ohne Blick in die Kristallkugel. Und ich gehe gar einen Schritt weiter und prognostiziere: Diese Verteilungskämpfe werden samt und sonders von den oberen Gesellschaftsschichten gewonnen werden.

Allerdings hege ich gewisse Zweifel daran, dass diese Kämpfe wirklich so überaus schwer werden oder ob die Schäubles und Brüderles nicht genauso widerstandslos mit dem Rotstift durch das Sozialnetz fahren werden wie mit der Kettensäge durch den tropischen Regenwald. Denn immerhin sind sie ja genau zu diesem Zweck gewählt worden.
 
Ulkig ist der Rat, den der Forscher den Lesern mit auf den Weg gibt: "Statt Wohlleben sollte das Wohlergehen in den Mittelpunkt rücken", so Opaschowski - Gesundheit sei schließlich wichtiger als materielle Werte. Grundsätzlich ist dieser Ansatz ja nicht falsch - aber ich weiß nicht recht, ob dem Hartz-IV-Empfänger, der seine Stromrechnung nicht zahlen kann oder der Friseurin, die zu einem Stundenlohn von drei Euro schuftet, mit so einem Kalenderspruch nun wirklich geholfen ist.

Aber wenn man jeden Tag damit beginnt, mantraartig "Armut schändet nicht!" vor sich hinzumurmeln, sich beim Auslöffeln der wieder aufgewärmten Aldi-Tütensuppe nur immer wieder sagt "Hauptsache gesund!", beim Einkaufen im Ein-Euro-Shop stolz verkündet: "Geld ist nicht alles!" und beim abendlichen Im-Dunkeln-sitzen voller Inbrunst sagt: "Trautes Heim, Glück allein!" - dann, ja dann hat man die wahren Werte im Leben endlich begriffen.

Und kümmert sich nicht mehr um irgendwelche Verteilungskämpfe. Rohe Weihnachten allerseits!

1 Kommentar:

Ulf hat gesagt…

Naja, Gerechtigkeit war nie die Stärke des Weihnachsmanns, auch 1928 bei Erich Kästner nicht.

Darum sollten wir ihn töten!