Montag, 7. November 2011

So lasst sie doch in Frieden sterben

Stell dir vor, es werden Steuern gesenkt - und alle finden's scheiße. Diese Situation ist nicht neu in Deutschland, seit Jahren spricht sich angesichts der horrenden Verschuldung eine äußerst stabile Mehrheit gegen Steuersenkungen aus. Aber was interessieren Mehrheiten, wenn es um eine äußerst bedrohte Minderheit geht.


Es gibt genau einen (in Zahlen: 1) Grund, zum jetztigen Zeitpunkt - in dem die deutschen Steuerzahler, wenn's schlecht läuft, demnächst für die Schulden halb Europas geradezustehen haben - die Steuern zu senken: Nämlich um die FDP zu retten. Sie erinnern sich an die FDP, den kleinen gelben Wurmfortsatz am Arsch der Union? Genau die. Weil die nassforschen Nachwuchskapitalisten einst immer wieder von Steuererleichterungen salbaderten und sich anschließend, nachdem sie diese durchgesetzt hatten, verwundert die Augen rieben, dass sie nicht von einer jublierenden Menge zu Fanfarenklängen durch die Straßen getragen wurden, weil das blöde Volk mal wieder nicht kapieren wollte, dass Hoteliers als Grundpfeiler der Gesellschaft besonderer Zuwendung bedürfen - weil sie das also immer wieder versprochen, aber gegenüber 98 Prozent der Bevölkerung nicht eingehalten haben, muss jetzt eine neue Erleichterung her.

Um sechs Milliarden Euro soll das werktätige Volk also entlastet werden. Klingt selbst in diesen Zeiten, in denen mit dreistelligen Milliardenbeträgen herumjongliert wird, viel, ist es aber, auf den Staatsbürger heruntergerechnet, eigentlich gar nicht. Bis zu bestenfalls 25 Euro bleiben ihm mehr im Monat, dafür kann er sich nicht einmal anständig in einer Kneipe vollaufen lassen (an einer Hotelbar natürlich erst recht nicht, denn die haben ihr Steuergeschenk keineswegs an die Gäste weitergereicht). Und auf diese 25 Euro würde er liebend gerne kötteln, wenn ihm dafür die Perspektive geboten würde; dass dieses Land irgendwann einmal, gleich nach der Lösung des Welthungerproblems und einer bemannten Mission zum Uranus, aus seinen Schulden herauskomme.

Aber eine Einnahmenreduzierung zieht immer eine von zwei Konsequenzen nach sich: Entweder man verschuldet sich weiter, um seinen Lebensstandard (lies: Haushaltsniveau) zu halten, oder man schnallt den Gürtel enger (lies: Kürzungen). Und wo in aller Regel zuerst gekürzt wird, muss ich wohl niemanden hier noch lange erklären, nur soviel: Sie und ich werden es eher merken als, sagen wir, Arbeitgeberpräsident Hundt.

Also, wie man es dreht und wendet - die Steuererleichterungen führen zwangsläufig zur Schlechterstellung der unteren Schichten, und der Bürger, nicht doof, lehnt sie daher ab: Wer genug verdient, um überhaupt Steuern zu zahlen, kann auch auf die Paareurofuffzich verzichten, ohne sich einen Wohnsitz unter einer Brücke suchen zu müssen. Also: Sie bringen nichts, haben mittelfristig negative Folgen und niemand will sie. Eine schöne Überleitung zu den Liberalen, wie ich finde.

Die FDP krebst bei gerade zwei Prozent herum, sie dürfte die überflüssigste Regierungspartei der Nachkriegs-, vermutlich sogar der Weltgeschichte sein. Und um dieses obsolete und unbeliebte Splittergrüppchen zu alimentieren, greift der Koalitionspartner mal eben in die Staatsschatulle und bläst sechs Milliarden Euro in den Wind.Und da dieser Betrag selbstredend in die nächste Neuverschuldung einfließen wird, heißt das - auch wenn die Zinsen derzeit niedrig sind - nichts anderes als das: Wer heute einen Wortschatz hat, der sich auf "Bababa" beschränkt und einmal pro Tag ordentlich in die Windel abseilt, zahlt in dreißig Jahren Ausgaben für eine Partei ab, die er nur aus Geschichtsbüchern kennt.

In medizinischer Hinsicht würde man sagen: Die Partei bekommt eine stabilisierende Infusion mit frischem Kapital, dabei will sie eigentlich nur noch sterben. Zumindest legt sie es darauf an, anders ist ihr Gebaren der vergangenen Jahre nicht zu verstehen. Und ich finde: Wer noch bei klarem Verstand ist und sterben mö... Moment, jetzt zerschieße ich mir gerade meine eigene Argumentation, bei der FDP von einem "klaren Verstand" zu sprechen führt ja zu nix. Also anders, ganz kurz: Der Patient will nicht mehr leben, er würde auch von niemandem vermisst, er kostet nur Geld - also dreht ihm den Saft ab, das müsste doch auch im Sinne liberaler Gesundheitspolitiker sein. Was die FDP braucht, ist keine Medikation, sondern aktive Sterbehilfe. Und einen entsprechendes Mittelchen bekommt man sicher für weniger als sechs Milliarden Euro.

1 Kommentar:

Pathologe hat gesagt…

Allerdings, und das muss man der FDP zugute halten, ist sie eine Partei, die kritiklos all jene Versager aufnimmt, die in der CDU zuviel Unheil anrichten können. Nehmen wir doch einfach Herrn Rösler: abgebrochene Facharztausbildung, aber Gesundheitsminister. Und jetzt sogar Wirtschaftsminister. Kein Wunder, wenn sich die Wirtschaft da ein Beispiel nimmt und einfach alles abbricht. Verhandlungen im Speziellen. Egal, um was.
Dann Westerwelle, Fleisch gewordenes HB-Männchen mit Persönlichkeitsstörung. Oder Niebel oder Lambsdorff, letzterer ja inzwischen tiefergelegt.
Und Möllemann, den man wortwörtlich als einschlägigen Politiker bezeichnen kann. Wollten Sie von solchen Leuten regiert werden? Oder reicht es nicht schon aus, dass sie wie Backgroundtänzer im Schatten des bonbonfarbenen Hosenanzugs herumwackeln?

Sehen Sie.