Montag, 31. Mai 2010

Yo! Respect, man!

Zu den abgegriffensten Floskeln der Mediensprache dürften die üblichen Respektbekundungen bei Rücktritten von Amtsträgern gehören. "Respekt für diese konsequente Entscheidung." "Dafür gebührt ihm Respekt." "Dieser Schritt verdient Respekt." Und so weiter. Meine Reaktion auf Rücktrittsnachrichten lautet in der Regel allerdings: "Na endlich! Wurde aber auch Zeit."
Im Falle von Hotte Köhler aber war ich selbst kurz davor, einen Satz wie "Ich zolle ihm dafür Respekt" abzusondern - einfach, weil ich es erfrischend finde, wenn jemand, der solchen Mist gebaut hat, dafür die Verantwortung übernimmt, ohne sich wochenlang mit Händen und Füßen und allerlei unlauteren Mitteln zu wehren. (Oder die Verantwortung einfach gar nicht übernimmt, wie Koch nach der Spendenlüge.) Aber wie gesagt: Dieser Moment des Respekts ging schnell vorüber. Er endete in dem Moment, in dem ich Köhlers Begründung gehört habe.

Die Rückbuchung könnte sich als schmierig erweisen

Es ist diese Art von Nachricht, die einen in den Kaffee prusten lässt: Die FDP stellt die Steuererleichterungen für Hoteliers wieder in Frage. Zur Erinnerung: Das sind die von ihr selbst eingeführten. Was mich jetzt interessiert: Müsste die Partei nun nicht die ganzen Spendengelder an Mövenpick zurückzahlen? Plus Konventionalstrafe, weil sie ihren Teil der Abmachung nicht erfüllt hat?

Freitag, 28. Mai 2010

Ein bisschen Ruhe und Frieden, bitte

Kann es sein, dass die Vorberichterstattung über den Eurovision Song Contest jedes Jahr weiter ausufert, immer früher beginnt und immer lauter und schriller wird? Es ist ja völlig unmöglich geworden, eine Zeitung aufzuschlagen oder den Fernseher einzuschalten, ohne mit den allerneuesten Neuigkeiten über Lena Meyer-Landruts Schuhe zugedröhnt zu werden. Und was soll eigentlich diese ganze künstlich aufgeblasene nationalistische Hysterie? Es wird ja geradezu so getan, als hänge die Ehre und die Zukunft des Volkes (*schnorch*) davon ab, wie sauber die Dame ihr Liedchen trällert. Begeht man Hochverrat, wenn man sich, wie ich, keinen Fatz dafür interessiert?

Donnerstag, 27. Mai 2010

Auf dem Firmengelände gilt striktes Suizidverbot

Die Arbeit in einer chinesischen Fabrik ist bestimmt alles andere als lustig - und beim iPhone-Hersteller Foxconn offenbar so schlimm, dass sich seit Jahresbeginn bereits zehn Sklaven Leibeigene Mitarbeiter das Leben genommen haben. Die Chefetage des Apple-, Dell- und HP-Zulieferers reagiert umgehend: Die Firmengebäude werden mit Netzen verhängt, damit sich niemand mehr zu Tode stürzen kann; und überhaupt werden der Belegschaft Suizide ab sofort untersagt. Die Mitarbeiter müssen allen Ernstes eine entsprechende Erklärung unterschreiben. Aber was passiert, wenn jemand dagegen verstösst?

Mittwoch, 26. Mai 2010

Wohlstand schaffen mit deutschen Waffen

Zwischendurch mal wieder Lust, den eigenen politisch-historischen Allgemeinbildungsstand zu testen? Da hätte ich was anzubieten. Und zwar folgende Frage: Von welchem deutschen Politiker stammt diese Aussage?
"Meine Einschätzung ist aber, dass wir insgesamt auf dem Wege sind, doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, dass ein Land unserer Größe - mit dieser Aussenhandelsorientierung und damit auch Aussenhandelsabhänigkeit - auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren. Zum Beispiel: Freie Handelswege. Zum Beispiel: Ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen, negativ, durch Handel, Arbeitsplätze und Einkommen."
1. Otto von Bismarck
2. Wilhelm II.
3. Adolf Hitler
4. Horst Köhler

Dienstag, 25. Mai 2010

Brutalstmögliche Abservierung?

Man hat es kaum mehr zu hoffen gewagt: Wir werden Roland Koch tatsächlich doch noch los, und das sogar noch in diesem Jahrhundert. Über die Gründe für seinen Rückzug aus der Politik sprießen die Spekulationen ins Kraut - da will ich doch mal fleißig mitspekulieren. Meine These: Kochs letzte Palastrevolte war eine zuviel, und Kohls Mädchen hat ihn schließlich abserviert. Denn den parteiinternen Machtkampf hat sie bekanntlich drauf wie sonst kaum jemand - und vielleicht sah sie nun den Zeitpunkt gekommen, ihren gefährlichsten Rivalen auszuschalten.

Montag, 24. Mai 2010

Herbeigepupster Klimawandel, Beta-Version

Bei allem, was am Ende richtig funktionieren soll, gibt es erst einmal Testläufe in irgendeiner Form: Einen Prototypen, eine Generalprobe oder eine Beta-Version. Nur konsequent, dass da auch das größte Projekt der Menschheit, nämlich das Weltklima nachhaltig zu versauen, offenbar schon einmal fleißig geprobt wurde: Vor 13.000 Jahren nämlich, als in einem großangelegten Feldversuch sämtliche amerikanischen Mammuts ausgerottet wurden. Deren Fürze sollen den Planeten bis dahin nämlich schön warmgehalten haben, wie US-amerikanische Forscher (wer sonst) jetzt mitteilten.

Sonntag, 23. Mai 2010

Support your local newspaper!

Zu den bislang noch wenig erforschten Folgen der globalen Erwärmung zählt der Umstand, dass das Sommerloch im Kalender offenbar immer weiter nach vorne rutscht. Anders lässt sich dieser Artikel in der hiesigen Regionalzeitung wohl kaum erklären: Der olle, sattsam bekannte 419er-Betrug, besser bekannt als Betrugsmasche der "Nigeria-Connection", schafft es immer noch bis zum Aufmacher im Lokalteil. Und wenn man es genau nimmt, reicht auch das Sommerloch nicht ganz als Erklärung aus - dazu kommt wahlweise noch eine gehörige Portion Lustlosigkeit, ein erschreckender Mangel an Internetaffinität oder auch simple Leserverachtung.

Donnerstag, 20. Mai 2010

Jetzt gibt's was auf die Rohren, ihr Taliban!

Heute wurde der neue Wehrbeauftragte des Bundestages vereidigt - das ist ein Posten, der eigentlich außerhalb der Regierung stehen sollte und nicht Teil der Exekutive, sondern der Legislative ist. Da dieser Beauftragte aber durch das Parlament gewählt wird, handelt es sich nahezu unausweichlich um einen Politiker jener Koalition, die gerade die (Regierungs-)Mehrheit besitzt. Naja, Gewaltenteilung ist ja eh' immer so ein kompliziertes Gewurschtel, auf das man auch verzichten kann. Und der neue Mann hat immerhin schon mal gesagt, wo's langgeht.

Everybody draw Mohammed

Heute ist der "Everybody draw Mohammed Day", und auch wenn die Dame, auf die die Idee zu dieser Aktion zurückgeführt wird, selbige nachdrücklichst dementiert und sich bei Gott und der Welt dafür entschuldigt hat, dass sie überhaupt existiert, möchte ich mich nicht lumpen lassen. Hier also mein offizieller Beitrag:



Bomben- und Morddrohungen sowie Fatwas bitte an folgende, eigens eingerichtete Mailadresse senden: heulsusen@72jungfrauen.com. Vielen Dank.

Mittwoch, 19. Mai 2010

Wirtschaftskunde, kurz und bündig

Ich glaube, um den derzeitigen Zustand der Weltwirtschaft angemessen beurteilen zu können, reicht folgende Information völlig aus: Die Bankenaufsicht untersagt es den Börsenhaien, Aktien, über die sie gar nicht verfügen, gegen Geld, über das sie genausowenig verfügen, zu handeln und auf den Ausgang dieses dadaistischen Manövers auch noch Wetten abzuschließen - und die Zocker toben und wüten gegen diesen Schritt und sehen das Ende der Welt nahen.

Sieben auf einem Streich

Ein paar Tage mittelschwere Erkältung, gepaart mit einem akuten Anfall von Bloggerstarre - und schon stapeln sich die Themen, und zwar vor allem solche, die nicht gerade geeignet sind, zur Wiederherstellung meines Wohlbefindens beizutragen. Und da ich mich immer noch in der Rekonvaleszenzphase befinde, hake ich das alles mal auf einen Streich ab, damit ich schnell wieder in die Heia kann. *hust*

Samstag, 15. Mai 2010

Natürlich lese ich das Heft nur wegen der Artikel!

Aus der hiermit startenden unregelmäßigen Serie "Hochglanzmagazine, auf die die Welt gewartet hat":


Wie da wohl das Centerfold aussieht? Ein kühles Blondes am Strand? Eine verführerisch vor dem Kamin fläzende Pulle Jever, an der die Kondenströpfchen lasziv herunterperlen?

Donnerstag, 13. Mai 2010

Ampel aus Gehirnwartungsgründen vorübergehend abgeschaltet

Die FDP bläst die Koalitionsverhandlungen mit der SPD ab, die Ampel hat sich damit erledigt, vorerst jedenfalls. Grund: Die Ankündigung der SPD, im Falle eines Scheiterns auch Sondierungsgespräche mit der Linkspartei führen zu wollen. Was bedeutet das jetzt? Soll das etwa ein Versuch sein, den fünfmal stärker im Landtag vertretenen Sozialdemokraten die Pistole auf die Brust zu setzen? In diesem Fall ist die Weltfremdheit der Liberalen weiter vorangeschritten, als selbst ich es für möglich gehalten hätte. Sie erinnern mich an Leute, die sich eine zusammengefaltete Zeitung auf den Kopf setzen und sich für Napoleon halten. Nur dass Napoleon mehr Rückhalt in der Bevölkerung hatte.

Dienstag, 11. Mai 2010

Neue Umfrage: Quo vadis, Jürgen Rüttgers?

Auch wenn überhaupt noch nicht klar ist, welche Koalition NRW künftig regieren wird, eines ist doch wohl gewiss: Jürgen Rüttgers dürfte erledigt sein. Ja, ja, ich weiß: Das haben wir vor zwei Jahren auch von Roland Koch gedacht. Aber es dünkt mich doch recht wahrscheinlich zu sein, dass es sich an Rhein und Ruhr ausgerüttgerst hat. Bleibt die Frage: Was soll der Mann in Zukunft machen? Bitte klicken Sie jetzt, wie immer rechts oben.

Sonntag, 9. Mai 2010

Same procedure as every election

"Möge der am wenigsten Schwächliche gewinnen!", heißt es in "Asterix bei den Olympischen Spielen". So ähnlich verhält es sich auch mit dem Wahlergebnis aus NRW - es ist zwar kaum zu glauben, aber es sieht so aus, als ob sich die SPD tatsächlich an der CDU vorbeigeschoben hat, einfach indem sie weniger Stimmen verlor als Rüttgers' Truppe. Die Linke hat erwartungsgemäß den Einzug in den Landtag geschafft und sieht sich ein weiteres Mal in der Lage, rot-grün zu einer soliden Mehrheit zu verhelfen. Was für mich bedeutet, dass ich in den nächsten Tagen den Fernseher ausgeschaltet lassen und keine Zeitung aufschlagen werde - ich bin jetzt schon genervt angesichts des Overkills an Ypsilanti-Vergleichen, der demnächst auf uns losgelassen wird.

Montag, 3. Mai 2010

Coffein runnin' around my brain

Während ich hier im Café (tschuldigung: Coffeeshop) sitze und mit meinem Netbook angebe - mit wichtiger Miene auf den Bildschirm gucken, tippen, zum Handy greifen und "Sofort Zirkonium kaufen!" hineinbrüllen - möchte ich die Gelegenheit nutzen, ein Wort an die geschätzten Kollegen vom NDR zu richten: In einem Beitrag zum Wiederaufstieg des FC St. Pauli von der "Rückkehr in den Fußballhimmel" zu sprechen und das Ganze dann ausgerechnet mit "Hell's Bells" zu unterlegen - war das jetzt feinsinnige (und mir entgangene) Ironie oder einfach nur blöd?