Freitag, 30. April 2010

Von hinten durch die Brust ins Auge

Tja - da ist es der eisernen Kanzlerin trotz verzweifelter Anstrengungen wohl doch nicht gelungen, das leidige wie unpopuläre Thema "Geld für Griechenland" auf einen Zeitpunkt nach der NRW-Wahl zu schieben. Gleichzeitig geht indes das chauvinistische Trommelfeuer der Bildzeitung gegen jede Form der Unterstützung der ja offenbar den ganzen Tag feiernden, sirtakitanzenden und fette Pensionen zählenden "Pleite-Griechen" munter weiter. Für die solcherart aufgewiegelten Massen muss da doch jede Geldzahlung an Athen wie ein rotes Tuch wirken - wäre es nicht ein fabelhafter Treppenwitz der Geschichte, wenn die Bild mit ihrer Hetzkampagne letztlich Rüttgers abschießt?

Donnerstag, 29. April 2010

Hautse, hautse, immer auffe Plauze!

Bei jenen Leuten, die diese wahnsinnig nervtötenden Layer-Ads erstellen, die den unbescholtenen Surfer auch dann zur entsprechenden Website umleiten, wenn er eindeutig, unmißverständlich und ganz zweifellos auf SCHLIEßEN geklickt hat, darf man keinesfalls Milde walten lassen, wenn man einen erwischt: Sie gehören angespuckt, verprügelt, mit glühenden Spießen beharkt, hinter dem Auto hergeschleift, erschossen, gevierteilt und anschließend noch mal überfahren. Und dabei halte ich mich noch zurück.

Montag, 26. April 2010

Endlich einmal eine sexy Volkskrankheit

47 Sekunden - genau solange habe ich es gestern abend bei "Spiegel TV" ausgehalten. Warum ich mir diesen Schmarrn überhaupt reinziehe, fragen Sie? Tue ich normalerweise nicht, aber die Vorschau hatte mich neugierig gemacht: Ohne dabei zu kichern oder zumindest ein wenig peinlich berührt zu klingen, verkündete der Sprecher vollmundig "Die neue Volkskrankheit: Sexsucht!" Und nachdem ich anschließend in meiner Verzweiflung mehrfach meinen Kopf auf den Wohnzimmertisch gehämmert hatte, wollte ich wenigstens noch kurz in die Sendung hineinschauen, ob ich mir das nicht vielleicht in meinem kranken Hirn eingebildet hatte. Nein, hatte ich leider nicht.

Donnerstag, 22. April 2010

Humor in ordentlicher Abstufung

Die deutsche Gesellschaft wird ja bekanntlich nicht nur andauernd rauf und runter gecastet, sondern auch immer wieder in Ranglisten gequetscht: Die 20 beliebtesten Deutschen, die zehn besten Filme, die 35 peinlichsten TV-Momente; gewürzt jeweils mit nichtssagenden Kommentaren von B-Promis, die zwischendurch immer wieder ins Bild geschoben werden. Kein Wunder also, dass nun, da ein Großteil der Mainstreamthemen mittlerweile abgegrast sein dürfte, auch mal die Vertreter des intelligenteren Humors an der Reihe waren: „Die größten deutschen Kabarettisten“, neulich auf N3. Das Ergebnis offenbart in seiner erwartungsgemäßen Beliebigkeit die gesamte Sinnlosigkeit nicht nur des Prozederes, sondern auch dieses Formats überhaupt.

Samstag, 17. April 2010

Angst essen Programmplaner auf

Gut - dass es nicht ganz folgenlos bleibt, wenn der Flugverkehr über halb Europa eingestellt wird, ist klar. Und wenn man wegen des Efjalö... Elljöfa... Eyfjökal... wegen dieses Drecksvulkans seinen Karibikurlaub auf Cuxhaven umbuchen muss, ist das natürlich auch Mist. Aber wie bei allem gibt es auch hier eine positive Seite: Fernsehen hat schon lange nicht mehr soviel Spaß gemacht wie gestern. Dem Ersten war der "Vulkan mit dem unaussprechlichen Namen" gar einen "Brennpunkt" wert - es dürfte trotz aller Bemühungen der undramatischste "Brennpunkt" der gesamten ARD-Geschichte gewesen sein.

Freitag, 16. April 2010

Das Hinterzimmer im Zuchthaus der Kirche

Im mangels Nutzung reichlich eingerosteten Hirn Bischof Mixas hat sich knarrend eine längst vergessene Tür geöffnet: Er könne nun doch "nicht mehr ausschließen", dass er seinerzeit als Pfarrer die "eine oder andere Watschn" verteilt habe, zitiert ihn die SZ. Wir erinnern uns: Noch vor wenigen Wochen behauptete er, "zu keiner Zeit körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in irgendeiner Form angewandt" zu haben. Aber hey, es waren doch nur ein paar Watschn - das ist doch keine Gewalt, das ist ein Liebesbeweis! Steht jedenfalls in der Bibel.

Donnerstag, 15. April 2010

Mit Kanonen auf Bratzen

Unseren Jungs an der Ostfront bleibt aber auch nichts erspart. Nicht nur, dass sie es seit achteinhalb Jahren mit filzbärtigen, benzinklauenden und schlecht gelaunten Eingeborenen zu tun haben - jetzt gesellt sich, neben Profikillern, auch noch die ultimative Bedrohung hinzu: Die "Deutschen Taliban-Mudschahidin"! Wow - DAS klingt ja wirklich mal übel. So wie "untote Zombie-Vampirmutanten" oder "russenmafiöse Camorra-Yakuza" oder "die silastischen Waffenteufel von Striterax". Da hilft nur eins: Aufrüsten und - Panzer marsch!

Mittwoch, 14. April 2010

Wer hat die Kirche verraten? Schwule jüdische Sozialdemokraten!

Der Grad der Weltentrücktheit ist schon fast bemitleidenswert: Im Tagesrhythmus benennt die katholische Kirche neue Schuldige an den zahllosen Fällen von Kinderschändung. Allein in den letzten sieben Tagen waren es nacheinander SPD und Grüne (ach nein, tschuldigung: Das kam nicht von der Kirche, sondern von der FDP), dann natürlich die Juden - wobei man sich bei Bedarf auch gleich mal selbst so fühlt wie Juden - und jetzt die Schwulen. Wenn es wenigstens Satire wäre, die da Tag für Tag aus dem Vatikan und seinen Dependancen quillt, eine Art verunglückter Versuch von Selbstironie oder so – man würde es als ein wenig platt und abgegriffen, aber wenigstens einigermaßen erträglich empfinden. Tatsächlich sind diese gedanklichen Rohrkrepierer aber der volle Ernst der vom geiligen Geist durchdrungenen Kardinäle, Bischöfe und Inquisitoren.

Montag, 12. April 2010

Äpfel, Birnen und Kartoffeln

Ja, es ist ein tragisches Unglück, wenn ein Flugzeug mit knapp 100 Menschen an Bord abstürzt und niemand überlebt. Und ja, es ist ein außergewöhnliches Ereignis, wenn das Staatsoberhaupt und weitere hochrangige Staatsdiener eines Landes an Bord waren. Und schließlich ja, man kann von mir aus schreiben, dass dieses Land nun "unter Schock" stehe und die Bevölkerung offenbar kollektiv trauere, obwohl solche Formulierungen schon hart an der Grenze der Schwulst kratzen und in ihrem herbeibemühten Pathos nur zu durchsichtig sind. Aber irgendwo hört der journalistische Spaß auf - und zwar da, wo historische Parallelen gezogen werden, wo es keine gibt: Das Stichwort lautet "Katyn".

Samstag, 10. April 2010

Westerwelle und die Arroganz der Macht

Großartiges Schmuckstück aus dem ARD-Magazin Panorama. Das Thema ist bekannt - trotzdem unbedingt bis zum Ende anschauen!

Freitag, 9. April 2010

Am Ende aller Dinge wartet Andy Borg

Es ist ja das Schicksal vieler Musiker, nach dem Erreichen des Zenits ihres künstlerischen Schaffens - oder, was viel häufiger der Fall ist, ihrer unverdienten Popularität - den langsamen, unerbittlichen Gang in die Niederungen der Konzertbranche anzutreten, bis man irgendwann als ehedem gefeierter Rock'n'Roller nur noch die Wahl zwischen dem Kurhaus Norderney und dem Dorffest in Huglfing hat. Den Vogel schießt allerdings David "Lookin' for Freedom" Hasselhoff ab: Er ist bis zur Vorhölle aller gescheiterten Liedermacher durchgereicht worden - dem Musikantenstadl.

Mittwoch, 7. April 2010

Neue Umfrage: Was tun mit Hartz-IV-Empfängern?

Die Debatte um eine möglichst sinnvolle originelle Zwangsarbeitsrekrutierung von Hartz-IV-Empfängern gleicht allmählich einem Ringelpiez mit Anfassen - erst Westerwelle mit seinem Schneeschippen, was niemanden wunderte; dann Hannelore Kraft-durch-Straßenfegen, was aus sozialdemokratischem Mund schon etwas befremdlicher klang und nun folgt die Grüne Hämmerling, die Leistungsempfänger zum Hundekackewegräumen verdonnern will. Okay, kann man bis zu einem gewissen Grade verstehen - Hämmerling lebt in Berlin. Da kommt man schon mal auf solche Gedanken.
Also: Drei Köpfe, drei Ideen. Aber brauchen wir nicht noch viel mehr davon? Natürlich brauchen wir das! Als treuer Staatsbürger habe ich schon mal ein paar Vorschläge ausgearbeitet und stelle sie in der neuen Umfrage zur Abstimmung. Bitte klicken sie jetzt.

Dienstag, 6. April 2010

Chronik eines angekündigten Todes

Theodor W. Adorno sprach einmal beim Anblick von Luftaufnahmen aus dem Pazifikkrieg von "Insektenvernichtung in tellurischem Ausmaß". Daran musste ich gerade denken, als ich mir das von Wikileaks veröffentlichte Video des Hubschrauberangriffs in Bagdad anschaute, bei dem eine Reihe irakischer Zivilisten, darunter zwei Reuters-Mitarbeiter, getötet wurden. Der Maßstab des Mordens mag kleiner sein als bei Adorno, aber die routinierte und skrupellose Kaltblütigkeit, mit der diese Opfer niedergemacht wurden, legen die meisten Menschen wohl nicht einmal beim Zertreten von Ameisen an den Tag. Zusammen mit der dem ganzen Operationsverlauf innewohnenden Verlogenheit ergibt das ein zutiefst verstörendes Bild über das Zusammenwirken von Abgebrühtheit, Automatismus und einer Brutalität, die von den Beteiligten nicht einmal mehr als solche wahrgenommen wird.

Samstag, 3. April 2010

Steigende Verluste an der Ostfront

Drei Bundeswehr-Soldaten starben bei Kämpfen gegen Taliban in der Nähe von Kunduz, und alle fragen sich, wie das denn nun passieren konnte - offenbar ist das Bohren von Brunnen und der Bau von Schulen heutzutage ein gefährliches Geschäft. Ob die offizielle Einschätzung der dortigen Zustände jetzt vielleicht mal von "kriegsähnlich" zum ausgewachsenen "Krieg" befördert wird?

Freitag, 2. April 2010

Krreuzigungsgrrruppeeeee - Auf die Plätze, fertig, los!

Es gibt viele Aktivitäten, mit denen man den Karfreitag herumbringen kann, etwa schlafen, spazierengehen oder saufen; letzteres allerdings nur in betrübter, ernster Stimmung, denn es ist ja - wie erwähnt - Karfreitag. Oder man kann sich natürlich auch selbst blutig prügeln und ans Kreuz schlagen lassen, wie es jedes Jahr ein paar durchgeknallte Katholiken im phillippinischen Dorf San Pedro tun.