Donnerstag, 31. Dezember 2009

Friss UND stirb!

Beinahe wäre ich auf den letzten Metern des ausklingenden Jahres noch zum Mörder geworden. Dann würde ich heute in der Zeitung stehen; und ob der Brutalität meines Vorgehens würden sich sämtliche Geheimdienste der Welt fragen, zu welch finsterer Bande ich denn nun gehörte, denn selbst Al Qaida wäre angesichts meiner blutrünstigen Vorgehensweise dermaßen entsetzt, dass sie auf das übliche Bekennerschreiben verzichtet hätte. Dabei hätte ich mit der spektakulären Bluttat doch nur zwei Dinge erreichen wollen: Zum einen den Finger auf ein gesellschaftliches Tabu legen, auf ein Thema, das viele betrifft und unter dem viele leiden, das aber öffentlich kaum diskutiert wird. Und zum anderen, dass die blöde Kuh neben mir endlich damit aufhört, tonnenweise Popcorn in sich hineinzuschaufeln.

Blogparade: Der höchst introvertierte Rückblick

Man soll ja immer offen sein für Neues, daher habe ich mich entschlossen, zum ersten Mal an einer Blogparade teilzunehmen, und zwar der von Sascha auf gesichtet.net. Dabei geht es um einen Rückblick auf die eigene Herumbloggerei im Jahr 2009 und die Vorstellung von drei ausgesuchten Posts.

Mittwoch, 30. Dezember 2009

Mach dich nackich

War ja klar - kaum zündet sich ein durchgeknallter Muselmane das Bein an, ziehen alle möglichen Seiten alle möglichen Rückschlüsse daraus und fordern alle möglichen Konsequenzen. Und schon wird 7000 Kilometer entfernt der eigentlich politisch schon totgesagte Nacktscanner wieder exhumiert und, mit einer euphemistischen Bezeichnung versehen, auf die Bevölkerung losgelassen. Die Niederlande machen's vor, und wann Deutschland nachzieht, ist nur eine Frage der Zeit.

Dienstag, 29. Dezember 2009

Das Millionenspiel

Bei der Wikipedia, der Spielwiese für im realen Leben zu kurz gekommene Bescheidwisser, geht die Post ab: Kaum hat die deutschsprachige Sektion endlich die lang erwartete Eine-Million-Artikel-Marke gesprengt, hauen sich die selbsternannten Projektleiter, von denen es ebenfalls mindestens eine Million zu geben scheint, die Köppe ein. Denn der millionste Artikel dreht sich um einen Gärtner, den keine Sau kennt, und darum, dass ein 13-jähriger Nutzer ihn umgehend zur Löschung vorgeschlagen hat. Wie es zuvor auch schon bei vermutlich einer Million anderer Artikel der Fall war.

Donnerstag, 24. Dezember 2009

Ho-ho-ho!

So, gerade mit Müh' und Not den Einkaufswagen schiebenden Zombiehorden entronnen - nun folgen diejenigen Tage im Jahr, an dem auch die hoffnungslosesten Nerds anderes zu tun haben als zu bloggen. Also so klassische Weihnachtssachen wie den Baum in Brand zu setzen, sich mit der halben Familie zu zerstreiten oder am zweiten Weihnachtstag mit einem gigantischen Schädel in der Ausnüchterungszelle aufzuwachen. Was man eben so macht, wenn man nicht gerade frisst, vor der Glotze schläft oder Geschenkpapier zerfetzt. In diesem Sinne wünsche ich allseits ein paar nette Feiertage. Bis in ein paar Tagen.

Mittwoch, 23. Dezember 2009

Hauptsache gesund!

Höret nun die frohe Weihnachtsbotschaft: Das neue Jahr, sagte der Zukunftsforscher Horst Opaschowski, werde "schwere Verteilungskämpfe" mit sich bringen. Davon gehe ich ebenfalls aus, auch ohne Blick in die Kristallkugel. Und ich gehe gar einen Schritt weiter und prognostiziere: Diese Verteilungskämpfe werden samt und sonders von den oberen Gesellschaftsschichten gewonnen werden.

Dienstag, 22. Dezember 2009

Der Blitz soll euch beim Steuerzahlen treffen!

Ein neuer Tag, ein neuer Wirtschaftsheini, ein neuer haarsträubender Vorschlag: Der Leiter des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle, Ulrich Blum, schlägt vor, von konfessionslosen Bürgern eine "Ethiksteuer" einzutreiben. Damit wolle er die Zahl der Kirchenaustritte senken, sagte er der Blödzeitung. Sieben Prozent der Einkommenssteuer - das soll die gerechte Strafe Gottes dafür sein, dass ihr euch vom rechten Glauben abwendet, ihr Ketzer!

Montag, 21. Dezember 2009

Die Weisheit mit goldenen Löffeln gefressen

Da wird einem vor lauter Vorfreude ganz warm ums Hertz IV: Der Wirtschaftsweise Wolfgang Franz schlägt eine Senkung des Alg-II-Regelsatzes um schlappe 30 Prozent vor. Gleichzeitig sollen "Zuverdienstmöglichkeiten verbessert" und Hartz IV zu einer Art Kombilohnsystem umgestrickt werden. Was er mit diesem verschwurbelten Sermon sagen will: Der Staat soll nackte Zwangsarbeit einführen.

Sonntag, 20. Dezember 2009

Jetzt sei doch mal ein bisschen besinnlich!

Es gibt ja nur wenige Dinge im Leben, die noch furchtbarer sind als Weihnachtslieder. Okay - vielleicht Weihnachtslieder, die von Kinderchören gesungen werden und mit weichgezeichneter Bebilderung versehen auf den ahnungslosen TV-Zuschauer losgelassen werden. Jenseits der omnipräsenten audiovisuellen Dauerberieselung verfügt der rot-weiße Wahn aber auch über eine dritte Teilstreitmacht: den linguistischen Arm des Terrors. Und so blökte mir, als ich den Lokalteil der hiesigen Regionalzeitung aufblätterte, dieses unsagbar entsetzliche Elaborat entgegen:

 

Samstag, 19. Dezember 2009

Die Quintessenz von NOPEnhagen

Tja, war wohl nichts: Langsam dürfte auch dem Letzten dämmern, dass der Planet endgültig vor die Hunde gehen wird. Aber sehen wir's positiv: Immerhin werden wir später ganz schön was zu erzählen haben, wenn wir im Schaukelstuhl vorm Kamin sitzend die versammelte andächtig lauschende Enkelschar mit Geschichten beglücken wollen. Hey: Schließlich waren wir dabei, als der Weltuntergang seinen Anfang nahm - dagegen kann Opa mit seinen Schützengrabenerzählungen aus Stalingrad nicht anstinken und Vattern sich mit seinen Storys, wie er die Kubakrise oder die Mondlandung erlebte, einsalzen lassen. Also seid getröstet, ihr alle, die ihr denkt, euer Dasein wäre von Langeweile bestimmt und ihr würdet eh' nichts erleben, das geeignet wäre, den familiären Unterhaltungen an langen Winterabenden etwas Würze zu verleihen. Ein bisschen schade ist es nur, dass dieselben Enkel, die uns dann zuhören, uns gleichzeitig dafür hassen werden.

Freitag, 18. Dezember 2009

Alles greasy

Zur Abwechslung mal eine gute Nachricht: Es gibt gar keine Ölknappheit. Ich wiederhole: Es gibt keine Ölknappheit! Stattdessen lagern in der Erde offenbar noch Unmengen des schwarzen Zeugs, ein ganzer Arsch voll klebriger Fossilmasse, die Vorräte reichen sicherlich bis ins 25. Jahrtausend - mindestens. Denn wenn Öl tatsächlich knapp wäre, würde sicherlich kein vernünftiger Mensch auf die Idee kommen, diese zunehmend seltener und damit immer teurer werdende klimaschädliche Ressource für etwas dermaßen Unnützes zu verschwenden wie, sagen wir mal, die Herstellung eines quietschroten Plastikknopfes, der bei Betätigung fröhlich trällert: "Alles easy."

Donnerstag, 17. Dezember 2009

Määähähähää! *hust*

Na, das ging ja fix. Eigentlich hätte ich die nächste gar finst're Seuchenbedrohung erst im Frühjahr erwartet - dann, wenn alle Schweinegrippenimpfdosen verabreicht worden sind und das nächste mediale Loch bevorsteht, also etwa während der Osterferien. Aber nein, das Geschäft mit der Impfung schien schlecht zu laufen, also werden bereits jetzt die nächsten mikrobiellen Terroristen als Gefahr für Leib und Leben aus dem Hut gezaubert - und wie langweilig dieses Theater allmählich wird, zeigt sich schon am höchst einfallslosen Namen: Ziegengrippe.

Montag, 14. Dezember 2009

Pressefreiheit aus der Sicht eines beleidigten CDU-Politikers

In den Medien ist die Causa Brender zwar vorerst kein Thema mehr, es gibt aber noch die einen oder anderen Nachwehen der öffentlichen Auseinandersetzung: Zum Beispiel schwer genervte Politiker. Auf dem Höhepunkt der Debatte hatte die Initiative Campact einen Aufruf gestartet, sich an seinen jeweiligen Abgeordneten mit der Forderung zu wenden, sich für eine Prüfung der bestehenden gesetzlichen Grundlage durch das Bundesverfassungsgericht einzusetzen.* Der Abgeordnete meines Wahlkreises, Thomas Kossendey (CDU), hat diese Zuschriften auf eine derart angepisste Art und Weise beantwortet, dass ich dieses Schreiben der Nachwelt nicht vorenthalten möchte - zumal es von einem, nun ja, eigenwilligen Verhältnis zu Demokratie und Bürgernähe zeugt.

Dunkle Wolken über Kopenhagen

Gerade noch auf Spon gelesen, bevor es weit nach hinten in die Untiefen der Website durchgerutscht ist: "Entwicklungsländer rühren an Merkels Öko-Nimbus". Wie können sie nur! Wissen die Neg... ich meine: Wissen die Abgeordneten der armen Drittweltstaaten denn nicht, dass unsere Kanzlerin die Öko-Heilige schlechthin ist? Denn dieser "Öko-Nimbus" kommt ja nicht von ungefähr, sondern umgibt die Kanzlerin vor allem deshalb, weil er ihr von den Medien angedichtet wurde - auch vom Spiegel.

Freitag, 11. Dezember 2009

Beispielhaft: Bank geht gegen Bonuszahlungen vor

Endlich einmal eine erfreuliche Meldung in diesen finsteren Zeiten der Finanzkrise: Die erste Bank hat offiziell verkündet, dass überhöhte Boni für Mitarbeiter ab sofort der Vergangenheit angehören! Jawohl: Niemand anderes als der Aufsichtsratsvorsitzende der HSH-Nordbank, Hilmar "Peanuts" Kopper, hat verkündet, dass das Wort "Bonus" in seinem Haus nunmehr "getilgt" sei.

Stattdessen heißen die Millionenzahlungen nun "variable, erfolgsbezogene Vergütungsbestandteile".

Kunstwerke, die ich gerne in natura sehen möchte (II)

Heute: Kamele, die durch ein Nadelöhr gehen; vom britischen Künstler Willard Wigan.


Das Nadelöhr gehört zu einer Nadel in Originalgröße. Die Kamele sind dementsprechend bemessen.

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Putin, der Teilzeit-Friedensengel

Ja, ich gebe zu: Mein Beifall zur Verleihung des Friedensnobelpreises an Barack Obama war angesichts der geplanten Ausweitung des Afghanistankrieges vielleicht etwas verfrüht. Grundsätzlich kann ich nach wie vor zu dem stehen, was ich vor zwei Monaten geschrieben habe; ich verstehe aber auch die massiven Zweifel, die viele an dieser Entscheidung hegen. Nur eines verstehe ich nicht: Den heutigen Kommentar dazu auf Spon.

Mittwoch, 9. Dezember 2009

Das RumgeAmpel hat ein Ende

Klarer Punktsieg der Lobbyisten: Die Einführung der Lebensmittelampel, die ohnehin bloß von lausigen 70 Prozent der Deutschen gewünscht wird, ist wohl gescheitert - es bleibt bei den irreführenden, dafür aber um so kleiner auf die Packung gedruckten Rechenmodellen der Hersteller. Gewissermaßen als Kompromiss wurde dafür eine andere Ampel in Betrieb genommen: Die, die zur weiteren Verfettung der Gesellschaft führt. Die steht jetzt bis auf weiteres auf Grün.

Dienstag, 8. Dezember 2009

Friede den Visits, Krieg den PIs

Die maßgebliche Währung im Online-Marketing ist bekanntlich seit langem die Zahl der PIs - eine Zahl, die in Redaktionen, PR-Abteilungen und Werbeteams ungeahnte Kreativitätsschübe auslöst, wenn es darum geht, sie Monat für Monat zu übertreffen. Oder, weniger blumig formuliert: Sie setzen dem Besucher gerne redaktionelles Fast Food vor - es werde Bilderstrecke! Vielleicht bleiben uns die allerblödesten Varianten dieser besonderen Contentspezies aber ab demnächst erspart.

Montag, 7. Dezember 2009

Familienplanung à la FDP

Irgendetwas fehlte mir in den letzten Wochen; ich konnte nicht genau sagen, was - es war ein bisschen wie mit der Standuhr, die plötzlich aufhört zu ticken, ohne dass man es bewusst wahrnimmt. Jetzt weiß ich, was es war: Ich habe schon lange keinen FDP-Milchbubi etwas Menschenverachtendes sagen hören. Oliver Möllenstädt aus Bremen war so freundlich, hier Abhilfe zu schaffen.

Ein Rückblick ist ein Rückblick ist ein Rückblick

Bereits vor einem Jahr mokierte ich mich zu eben dieser Zeit über die offenbar immer früher angesetzten Jahresrückblicke. In ihrem Wahn, der Konkurrenz immer mindestens einen Tag voraus zu sein, beglückten uns Kerner und Sat1 in diesem Jahr bereits am vierten Dezember mit dem Best of 2009, in der Hoffnung, dass bis Silvester nicht noch ein wichtiger Promi oder hundert Afghanen ins Gras beissen. Es reicht ja schon, wenn die, die bereits verblichen sind, in den nächsten 24 Tagen noch einmal tausend Tode sterben - in Zeitungen, Onlineseiten und TV-Shows.

Freitag, 4. Dezember 2009

Dr. No, fragen Sie sich manchmal, warum Sie sich bei uns registriert haben?

Soziale Netzwerke haben die Tendenz, einem auch dann auf die Nerven zu gehen, wenn man sich gar nicht mit ihnen befasst, nämlich durch Zumüllen der Mailbox. Stayfriends schießt dabei deutlich den Vogel ab: Obwohl ich mich seinerzeit im Wesentlichen nur deswegen dort angemeldet habe, weil ich tatsächlich jemand Bestimmten suchte und ansonsten reichlich untätig in dem Netzwerk bin, bekomme ich nahezu täglich Mails von den Betreibern. Und immer wieder mit denselben Betreffzeilen: "Dr. No, kennen Sie Karl-Heinz?" - "Dr. No, waren das ihre Freunde?" - "Dr. No, wer könnte Ihre Kontakte kennen?" - bis hin zum geradezu philosophischen "Dr. No, wer sind Sie?" - Als ob ich das wüsste.

*Pock* - Aua!

Der geübte Blogger interpretiert die Überschrift richtig: Mir ist ein Stöckchen zugeworfen worden (und wie üblich an den Kopf geknallt), und zwar von Julia. Das Liederstöckchen ist's, und ach, ich fürchte, es richtet sich an eine ganz andere Klientel, nämlich an Leute, die viel öfter Musik hören als ich. Vielleicht sogar an jene, die andauernd Musik hören und ohne Soundberieselung gar nichts machen können. Dennoch versuche ich natürlich mein Möglichstes, die Fragen nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten.

Mittwoch, 2. Dezember 2009

Neue Umfrage: Schön besinnlich gestimmt?

So, langsam wird es mal wieder Zeit für ein neues Voting - das alte muss jetzt echt mal runter von der Seite, es erinnert mich täglich an das reale Wahlergebnis und deprimiert mich. A propos deprimierend: In drei Wochen ist Weihnachten. Was halten Sie davon? Bitte klicken Sie jetzt.

Dienstag, 1. Dezember 2009

Blöde Geschäftsidee: Partycrashing

Das nenne ich eine Medienkarriere im Zeitraffertempo: Vor einer Woche drängelte sich das Ehepaar Salahi in ein offizielles Staatsdinner im Weißen Haus und ließ sich auf sämtlichen Panoramaseiten dieser Welt dafür feiern. Zwischendurch versuchten die beiden ruhmsüchtigen Eheleute, möglichst viel Geld aus ihren 15 Minuten Ruhm zu schlagen, und heute - tja heute kriegen sie die ganze Wucht des Apparats, den sie vergackeiern wollten, zu spüren, rudern verzweifelt zurück und können wohl nur noch hoffen, für ihren Coup nicht auch noch in den Knast zu kommen.

Und die Verfassungsrichter segneten den siebten Tag und erklärten ihn für heilig

Da hat wohl so manches Berliner Ladenbesitzerherz für einen Moment ausgesetzt: Das Bundesverfassungsgericht hat die verkaufsoffenen Sonntage zur Adventszeit für grundgesetzwidrig erklärt. Zwar nur in der Hauptstadt, und für dieses Jahr dürfen die angesetzten Ladenöffnungen noch durchgezogen werden - aber immerhin ein kleines Signal gegen diesen aberwitzigen und immer weiter ausufernden Konsumterror, dem meiner Meinung nach schon längst mal jemand hätte Einhalt bieten müssen. Verwunderlich ist indes die Begründung der Verfassungsrichter.