Donnerstag, 3. April 2008

Frau Schneider und der Mullah aus Lhasa

Erneut hat eine Linke-Abgeordnete ihre verquere Privatmeinung öffentlich kundgetan (in diesem Fall den Dalai Lama mit dem Ayatollah Khomeini verglichen), erneut distanzierte sich die Parteispitze von diesen Aussagen - und erneut wird es den Medien schnurz sein: Gong frei zur nächsten Runde im Linken-Bashing!

Natürlich hat Christiane Schneider in der Hamburger Bürgerschaft Dünnpfiff erzählt. Das fing schon beim obligatorischen gesellschaftspolitisch-historischen Rundumschlag an, der in diesem Fall beim Boxeraufstand losging und bei Olympia aufhörte. Typisches Verhaltensmuster von Linken; oftmals richtig und notwendig, manchmal aber auch hanebüchen und nervtötend. Natürlich haben die Kolonialmächte, darunter auch das Deutsche Reich, China ausgeplündert und unterjocht - die Entscheidung, Tibet zu okkupieren, traf die Volksrepublik allerdings ganz allein. Und die Gemeinsamkeiten zwischen dem Dalai Lama und dem Blutsäufer Khomeini erschöpfen sich bislang darin, dass beide religiöse Führer einer Oppositionsbewegung sind bzw. waren. Nicht weniger, aber vor allem auch nicht mehr. Vielleicht möchte Frau Schneider das mit einigen der zahlreichen iranischen Flüchtlinge in diesem Land näher diskutieren? Genausogut könnte man Franklin Delano Roosevelt und Adolf Hitler vergleichen, weil beide gewählte Staatsoberhäupter waren.

Aber auch Hamburgs SPD-Fraktionschef Michael Neumann machte in seiner Reaktion keine gute Figur. Die Linke habe "ihre Maske fallen lassen", kläffte er, sie sei noch "nicht in der Demokratie angekommen" - und dafür muss er zweimal fünf Euro ins Phrasenschwein zahlen. Denn das ist wieder hohles Wahlkampfgequatsche, obwohl der ja eigentlich vorbei ist. Wenn die Aussagen eines Abgeordneten tatsächlich eine Einordnung der ganzen Partei erlauben würden, sollte sich die CDU warm anziehen, denn dann stehen morgen Tausende mit Spazierstöcken und Gartengeräten bewaffnete wütende Rentner vor dem Konrad-Adenauer-Haus und fordern die Herausgabe von Jens Spahn.

Ach ja, die CDU. Deren Reaktionen auf die Schneider-Rede schenke ich mir, ich habe sowieso schon immer Pofallas omnipräsente, näselnde Muttersöhnchenstimme im Ohr. Statt dessen möchte ich auf das eigentliche Problem beim Dalai Lama hinweisen: nämlich dass er mit Roland Koch befreundet ist. Das ist das wirklich Beunruhigende und Gefährliche an dieser Person.

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