Donnerstag, 25. Dezember 2008

Das Jahr in fünf leichtverdaulichen Häppchen

Das Stöckchen von Impi gerne aufnehmend und dabei vor dem nicht totzukriegenden Trend nach Rankingshows kapitulierend präsentiere ich in dieser Stelle meine fünf "Besten 2008". Aber keine Sorge: Bei mir gibt es keine B-Promis, die mit völlig nichtssagenden verbalen Einwürfen nerven.

Los geht's:
  • Die Schlagzeile des Jahres lieferte die hiesige Regionalzeitung, die auf Seite 1 allen Ernstes titelte: "Sonnige Zeiten an Nordseeküste". Zur Kenntnisnahme: Der Hintergrund dieses Artikels, der schon mal künftig sprudelnde Tourismuseinnahmen feiert, ist die drohende Klimakatastrophe und eine Umweltstudie, aus der unter anderem hervorgeht, dass die Niederlande demnächst untergehen werden. Das wird auch mit einem Satz pflichtschuldigst erwähnt. Aber hey - Hauptsache, die Strandkörbe sind voll, oder?

  • Zur peinlichsten Argumentationskeule des Jahres erkläre ich den beliebten, wenngleich zumeist unpassenden Nazivergleich. Den Preis, ein vergoldetes Entschuldigungsschreiben, teilen sich: Helmut Schmidt, Jann Jakobs (beide SPD), Christoph Stölzl, Christian Wulff (beide CDU), Martin Lindner (FDP), Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein (ebenda) und Hans-Werner Sinn (Internationales Kapital). Den Preis für den besten ausländischen Nazivergleich gewinnt der Libyer Giasalla Ettalhi. Und einen Sonderpreis erhält Josef Schmid (CSU), der trotz zahlreicher entsprechender Überschriften gar keinen Nazi-Vergleich von sich gegeben hat, sondern offenbar selbst wie ein Nazi denkt.

  • Die schwachsinnigste Geschenkidee des Jahres dünkt mich die elektrische Kakerlake zu sein, die auch heißer Kandidat für den Preis des überflüssigsten Stromverbrauchers ist. Wer eine Ungeziefer-Sammlung aufbauen will, muss sich in Geduld üben: Die Hersteller arbeiten noch an der Entwicklung elektrischer Maden und elektrischer Schmeissfliegen.

  • Die Arschkarte des Jahres hat Thorsten Schäfer-Gümbel, der es geschafft hat, gefühlte 0,005 Sekunden nach seiner Nominierung zum hessischen SPD-Spitzenkandidaten medial bereits völlig erledigt worden zu sein. Die Leitartikler dieser Republik, keuchend über dem frisch erlegten Kadaver von Ypsilanti stehend, aber noch voll im Blutrausch befindlich, stürzten sich sofort auf den nächsten, der sich in ihrem eingeengten Sichtfeld bewegt hat. Schäfer-Gümbel hat noch nicht einmal etwas Schlimmes gesagt oder ein brechbares Versprechen abgegeben, als er schon in der Luft zerrissen wurde - mangels besserer Angriffsfläche aufgrund seines Namens, seiner Brille und seines Aussehens. Das I-Tüpfelchen in dieser hochnotpeinlichen Kampagne setzte schlussendlich Schäfer-Gümbel selbst, als er sich auf das Niveau seiner Kritiker herabließ und sagte, die Landtagswahl sei kein Schönheitswettbewerb - den er allerdings gegen Koch gewinnen würde.

  • Das Lehrgeld des Jahres zahlte Elke Heidenreich, der auf die schmerzhafte Tour klargemacht wurde, dass sie nicht Marcel Reich-Ranicki ist. Während dieser nach seiner Ablehnung des Fernsehpreises damit davonkam, ein paar Tage später von Thomas Gottschalk öffentlich vorgeführt zu werden, wurde Heidenreich kurzerhand hinausgeworfen. Mit dem Imperium legt man sich halt nicht an. Vielleicht hätte sie einmal kurz daran zurückdenken sollen, dass sie ihren Bekanntheitsgrad wohl kaum ihrer Literatursendung zu verdanken hat, sondern der TV-Figur "Else Stratmann" - und die war, ähem, auch nicht gerade ein Paradebeispiel intellektuellen Bildungsfernsehens.

So, und in schönster Bloggertradition apportiere ich das Stöckchen natürlich nicht zurück zum Werfer, sondern werfe es weiter, und zwar an JuWi, BuStä und Carluv. Was sind eure fünf besten Was-auch-Immer?

Außerdem wünsche ich jedem, der's bis hierher geschafft hat, schöne Restweihnachten. Allen anderen natürlich auch.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Die Arschkarte, ja, die hat der Kollege Wiehießerdochgleichnoch wirklich in allen Ehren verdient! Obwohl... Die Schnipsilanti wäre doch auch eine passende Adressatin gewesen?! Andererseits wäre für die auch ein Gedenkstein nicht schlecht. Aus welchem Material? Hm... Erste Voraussetzung: Leicht vergänglich sollte es sein, kompostierbar also. Und billig.