Montag, 15. Dezember 2008

Ho-Ho-Hoffenheim!

Obgleich sich mein Interesse für Fußball in sehr überschaubaren Grenzen hält, freute ich mich im Sommer diebisch über den Aufstieg der TSG Hoffenheim in die Bundesliga. Im Gegensatz zu vielen anderen, die darüber auf eine Art und Weise erbost waren, die ich mir bei anderen Themen wünschen würde. Diese meine Freude ist nun noch einmal gesteigert worden: Der "Dorfverein" ist Herbstmeister.

Warum hatten die selbsternannten Fußballkritiker seinerzeit so viel Schaum vor dem Mund? Hoffenheim sei ein Retortenklub, wurde da gemeckert, keine gewachsene Tradition, der ganze Erfolg des Vereins, der noch vor ein paar Jahren in der Verbandsliga spielte, nur mit den Millionen des SAP-Mitbegründers Joachim Hopp zusammengekauft. Aber Erfolg dürfe nicht erkauft werden, hieß es; Hoffenheim mache "den Fußball kaputt", sagte mancher und ließ offen, welchen Ball genau er meinte. Als nächstes, so fürchteten viele, könnte sich auch noch herausstellen, dass es bei Casting-Shows nicht ums Singen, sondern bloß ums Geldverdienen gehe.

Nun werden die bierbäuchigen Stammtischsportler allmählich ruhiger. Der Mensch gewöhnt sich schließlich an alles, sogar an Hoffenheim an der Spitze der Bundesliga. Zeit, die Verhältnisse zurechtzurücken: Den Dorfverein gibt es länger als Schalke oder Dortmund - so viel zur Tradition. Der Marktwert der Mannschaft von Hoffenheim beträgt etwa so viel wie der der Ersatzbankdrücker von Bayern München - die sich ihre Erfolge im Übrigen seit Jahrzehnten erkaufen, weshalb aber niemand schreit, dass die Bayern in der ersten Liga nichts zu suchen hätten. Der Erfolg der Hoffenheimer beruht also auf etwas anderem. Der wissenschaftliche Fachbegriff dafür lautet "Spielwitz".

Das bundesweite Gemeckere ging ja auch schon in der Zweiten Liga los, als Hopp ein paar Mal ins Portemonnaie griff und eine Handvoll Spieler nachkaufte, als der Verein ins sportliche Straucheln geriet. Und? Aus den Vertretern der anderen Vereine, die sich darüber aufgeregt haben, sprach doch nur der blanke Neid. Jeder Verein kauft Spieler, wenn es nicht so gut läuft und die Kohle da ist. Und deshalb hätte jeder Verein gerne einen solchen Mäzen. Hat aber nicht jeder, also wird drauflosgemotzt.

Sich als Fan angesichts der Vorgänge verwundert die Augen zu reiben und empört auszurufen: "Was denn - Fußball hat etwas mit Geld zu tun? Davon habe ich nichts gewusst, das ist ja skandalös!" zeugt dagegen von grenzenloser Dummheit oder quasi-religiöser Überhöhung des runden Leders - was eigentlich dasselbe ist. Angefeuert von Sportmedien und Moderatoren, die sich mitunter geradezu esoterisch anmutende Erklärungsschemata aus dem Hirn wringen, um Spielverläufe zu beschreiben, ist der gesunde Menschenverstand irgendwo zwischen Außenlinie und Strafraum auf der Strecke geblieben.

Vielleicht wird Hoffenheim ja sogar Meister. Die dann zu erwartende Selbstmordwelle wäre zwar unschön, aber vielleicht auch angetan, an dieser merkwürdig sakralen Vorstellung eines Ballspiels etwas zu ändern. Dann hätte das Gelabere endlich ein Ende und man könnte in Ruhe Fußball gucken.

Wenn man denn will.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Es ist schließlich nicht das Geld, dass die Tore schießt, sondern die "Elf Freunde" von Hoffenheim.

Die kriegen nicht mehr Geld als die Divas beim FC Bollywood, die spielen einfach nur saugut: So what?

Es tut natürlich irgendwie gut, wenn der FCB so hübschen Schaum vor dem Mund hat.

Anonym hat gesagt…

Deine Neigung zu ryhtmischen Überschriften macht mir etwas Sorgen. Was kommt wohl als nächstes? Po-Po-Poldi? *g*

Zum Thema: Ich kann die Hysterie um das gekaufte Glück Hoffenheims auch nicht verstehen. Es ist ja nicht so, das sie Schiedsrichter bestechen oder soetwas - sie spielen auch wirtschaftlich nach den Regeln der Bundesliga. Und das momentan besser als alle anderen. So what?