Dienstag, 3. März 2009

Der jährliche Newsletter des militärisch-industriellen Komplexes

Na, das ist doch mal was für richtige Kerle: Die britische Armee stellt Pläne für futuristische Hi-Tech-Waffen vor und findet in den Medien dankbare Abnehmer. Tarnvorrichtungen, unbemannte Flugzeuge, ferngesteuerte Kampfvehikel, die Drohnen einsetzen - das klingt zu unblutig, um wahr zu sein. Und dementsprechend handelt es sich bei dieser Augenwischerei, die direkt auf den Science-Fiction-Fan im Manne zielt, lediglich um den Versuch, der mit schöner Regelmäßigkeit alle Jahre wieder unternommen wird: Mit der Hochtechnologisierung der Schlachtfelder Kriege im Bewusstsein der Bevölkerung wieder akzeptabler zu machen. Und, so ganz nebenbei, die Kassen der Rüstungsindustrie zu füllen.

Neu ist das nicht: Mit "intelligenten Waffen" wurde uns der Kuweit-Krieg schmackhaft gemacht, mit den SDI-Plänen der Atomkrieg und mit "Wunderwaffen" der Zweite Weltkrieg. Aber die Zeiten, in denen Panzer und Flugzeuge in Hundertschaftsstärke von den Bändern rollten, sind bis auf weiteres vorbei. In der Ära der sogenannten asymmetrischen Konflikte kommt es nicht mehr auf Masse an, sondern auf Klasse, sprich moderne Technologie - die, so wird der Bevölkerung suggeriert, mache Kriege künftig noch "sauberer" und schütze die eigenen Soldaten
davor, erschossen, in Stücke gerissen oder sonstwie frikassiert zu werden; was auch die jeweilige Regierung freut: Weniger Kondolenzbriefe bedeuten mehr Wählerstimmen. Und die Toten auf der anderen Seite zählt ohnehin niemand. Das alles ist hilfreich, wenn man der jeweiligen Regierung klarzumachen versucht, dass sie die neuen Systeme unbedingt anschaffen muss.

Man muss sich nur mal das entsprechende Werbefilmchen anschauen: Der vollautomatische Raketenpanzer schickt eine vollautomatische Drohne los, die den in einer Ortschaft versteckten Feindpanzer vollautomatisch aufspürt und die alsdann abgefeuerte Rakete punktgenau ins Ziel lenkt. Da kann also links ein Krankenhaus stehen, rechts eine Schule und auf der Straße eine Hochzeit gefeiert werden: Denen passiert offenbar genausowenig wie den eigenen Soldaten, zumindest sieht es danach aus. Übrigens finde ich es aufschlussreich, wie die Gebäude in dieser Computersimulation gestaltet sind. Da weiß man doch, wo künftig die Militärmusik spielt.


Kurzum: Da mit der Ausrüstung von Massenarmeen mittelfristig kein Geld mehr gemacht werden kann, muss die Rüstungsindustrie ihre Spielzeuge eben entsprechend verteuern. Die US-Konzerne machen das schon seit Jahrzehnten. Dummerweise sind die Kunden, also vornehmlich Regierungen, aber auch nicht ganz blöd - wenn man mehr Geld für etwas verlangt, muss man bekanntlich mehr bieten. Und schon werden bahnbrechende Innovationen aus dem Hut gezaubert. Wir erinnern uns an die märchenhaft teure Stealth-Technologie, die ein Schiff hervorgebracht hat, das so unfassbar viel Geld gekostet hat und dabei vollkommen unbrauchbar ist (außer als Vorlage für ein mittelmäßiges James-Bond-Drehbuch), dass den halbverrosteten Kahn niemand haben will - nicht einmal geschenkt; sowie diverse Kampfflugzeug-Typen, die das Flugverhalten übergewichtiger Enten in einem Sturm aufweisen und ebenfalls vollkommen überflüssig, dafür aber - Sie ahnen es - exorbitant teuer sind. Ein einziger B-2-Bomber kostet eine Milliarde Dollar. Die Liste ließe sich fortführen - und sie wird aller Voraussicht nach fortgeführt.

Auch die Bundeswehr spielt das Spiel längst mit: Neue Fregatten besitzen Stealth-Eigenschaften, mit denen sie auf den Radarschirmen der somalischen Piraten (die sich irgendwo vorne im Boot befinden müssen) nicht gut zu sehen sind; die Firma Heckler & Koch wirft alle paar Jahre eine neue Supertötflinte auf den Markt und zum Thema Eurofighter muss nicht mehr viel gesagt werden. Die Bundeswehr stellt sich für die Zukunft auf, würde ein PR-Manager es formulieren - und ein normaler Automechaniker würde hinzufügen: "Billig wird das nicht."

Keine Kommentare: