Kaum hat die SPD ihre jüngste Säuberungsaktion hinter sich gebracht und einen Kanzlerkandidaten präsentiert, geht es los mit dem Wahlkampf. Und wie es zu erwarten war, schießt die SPD ausschließlich gegen den einzigen Gegner los, den sie überhaupt öffentlich angreifen darf, ja sogar angreifen muss, sonst würde sie weiter durch den Medienwolf gedreht: Die Linkspartei. Denn die Grünen sind als potentieller Partner gesetzt, mit den Liberalen darf man es sich auch nicht verscherzen, wenn die Ampel bunt leuchten soll - und die Union zu attackieren, ist in der aktuellen Konstellation halt nicht so ganz einfach für Steinmeier.
Für die Herbstoffensive haben die Genossen zunächst ihr schwerstes Geschütz in Stellung gebracht: Altkanzler Helmut Schmidt. Dass er es war, der die niveau- und haltlosen Nazivergleiche losließ, erkennt man daran, dass kein Pulverdampf, sondern Zigarettenqualm nach dem verbalen Trommelfeuer langsam hochwaberte. Ansonsten hätte man eher vermutet, dass irgendein vollgesoffener Dorfsozi am Stammtisch diesen Bullshit hervorgebrabbelt hätte, und nicht der intellektuelle Dampfplauderer von der Waterkant.
Schlimm, wenn den Sozialdemokraten bereits zum Wahlkampfauftakt nichts besseres einfällt. Laut Godwins Gesetz sollte der Hitlervergleich eigentlich erst am Ende einer festgefahrenen Diskussion kommen - um ihr dann endgültig den Rest zu geben. Einfacher haben's da die Liberalen, die von Merkel ja bereits einen Heiratsantrag für 2009 bekommen haben. Nach dem alten Verlobungsprinzip "Sicherstellen und weitersuchen" flirten sie jetzt mit der SPD - freilich auf eine etwas grobklotzige Art. Ihr Forderungskatalog stellt jedenfalls ein geradezu dadaistisches Meisterwerk dar: Da verlangt Westerwelle doch glatt von der SPD, sie müsse bei der anstehenden Bundespräsidentenwahl verhindern, dass Horst Köhler mit den Stimmen der Linken abgewählt werde. Wie soll sie das denn anstellen? Das ginge nur, wenn die SPD ihre Vertreter im Wahlgremium dazu verdonnert, trotz eigener Kandidatin für Köhler stimmen. Groteske Vorstellung.
Auch die CDU scheint sich die Linke zum Hauptgegner erkoren zu haben. Jedenfalls definiert Kanzlerin Angela Merkel die SPD nur noch über ihr Verhältnis zu der Linkspartei: "Eine klare Abgrenzung zur Linkspartei" (gähn) sei nötig, giftet sie in Richtung Noch-Koalitionspartner, eine Zusammenarbeit mit den Linken "würde die Glaubwürdigkeit der SPD nachhaltig erschüttern" (gähn-streck). Mit keiner Silbe deutet sie auch nur an, dass sie die SPD selbst für gefährlich hält - eine grandios-herablassende Wahlkampf-Taktik, die einen fast Mitleid mit den Sozialdemokraten fühlen lässt.
Vermutlich werden Union und Liberale noch nie so entspannt in einen Wahlkampf gegangen sein. Mit einem kommoden Vorsprung in der Tasche - und einer Tüte Popcorn in der Hand - können sie genüsslich zuschauen, wie die linke Hälfte des politischen Spektrums sich selbst zerfleischt - darin waren Sozialisten und Sozialdemokraten schon immer besonders gut. Geschichte wiederholt sich manchmal eben doch.
3 Kommentare:
Das Absurdeste daran ist, dass die SPD so schön auf Druckknopf das Springteufelchen gibt und sich brav mit der Linken befetzt.
Sollte es für Doofheit nicht eine gesetzliche Obergranze geben?
Obergrenze, Tschuldigung.
Schon verziehen...;-) Ja, sollte es. Nur würde es der Partei den Rest geben, wenn auch noch die gesamte Führungsebene in den Knast wanderte, weil sie gegen gesetzliche Doofheitsbestimmungen verstoßen hat.
(Andererseits könnte eine solche rechtliche Regelung auch der Hebel zur Entmachtung der CSU sein...)
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