Samstag, 12. Juni 2010

Im Namen von Königin und Profit ergreifen wir Besitz von dieser Küste

Schöner ward es noch nie dokumentiert, wer in dieser Welt wirklich das Sagen hat: Beamte der US-Küstenwache machen sich zum Büttel von BP und verwehren Journalisten mitunter den Zugang zu ölverseuchten Gebieten am Golf von Mexiko. "Zutritt verboten", heißt es dort offenbar immer öfter. Merkwürdig - bislang war mir nicht zu Ohren gekommen, dass die US-amerikanische Südküste offenbar dem britischen Konzern gehört. Aber vielleicht ist das ja auch einfach nur eine modernisierte Form der Landnahme: Früher hat man ein Stück Gegend in Besitz genommen, indem man seine Flagge am Strand aufplanzte. Heute, in der postindustriellen Ära, macht man das wohl mit Ölklumpen.

Dass dies mehr als nur ein sarkastischer Vergleich ist, zeigt die Antwort einer BP-Sprecherin auf die Frage eines Journalisten, warum er eine bestimmte ölverdreckte Insel nicht betreten dürfe: "Das Öl gehört BP." Nicht schlecht, der Plan: So kriegen die Engländer nach und nach Teile der abtrünnigen Kolonien zurück, sie müssen nur dafür sorgen, dass weiter kräftig Öl aus dem putten Bohrloch sprudelt. Als nächstes errichten sie Forts, lassen die Royal Navy patrouillieren, verteilen Glasperlen an die Fischer aus Louisiana, Mississippi, Alabama und Florida und feiern in ein paar Monaten als Zeichen der Freundschaft Thanksgiving mit den Eingeborenen.

Zugegeben: Dass BP-Angestellte Journalisten vor Ort das Leben schwermachen, sie am Filmen hindern oder vom Strand verscheuchen wollen, verwundert wohl niemanden. Allerdings hätte ich in meiner wohl grenzenlosen Naivität angenommen, die Coast-Guard-Beamten als Vertreter des US-amerikanischen Staates wären eher verpflichtet, ihren Bürgern den Zugang zu ihren eigenen Stränden zu ermöglichen, notfalls gegen die Befindlichkeiten von BP - schließlich geht es um die Durchsetzung der verfassungsmäßig garantierten Pressefreiheit -, aber offenbar hören sie auf das Kommando von jemand anderem als den Gründervätern. Es gebe aber keineswegs irgendeine Weisung innerhalb der Küstenwache, Journalisten von den betreffenden Gebieten fernzuhalten, behauptet ein Sprecher.

Wer's glaubt, wird klebrig.

4 Kommentare:

Pathologe hat gesagt…

Steht "BP" denn nicht fuer "beach, private"?

Natuerlich wird der Presse der Zugang verwehrt. Schliesslich will man das Problem ja hauptsaechlich durch Wegschauen loesen.

Herr Swiss fand da neulich was Huebsches:
http://theswiss.twoday.net/stories/6376033/

Dr. No hat gesagt…

Ich bin ja nur gespannt, ab wann die Nationalgarde eingesetzt wird, um vorwitzige Reporter mit Warnschüssen zu vertreiben. Oder die Luftwaffe.

Vermutlich haben die Journalisten nun auch noch millionenschwere Zivilklagen am Hals, wegen Schlammfriedensbruch oder so.

juwi hat gesagt…

Ich bin gerade einmal deinem Link zu Spiegel online gefolgt. BP ist zwar der Verursacher des Super-GAUs der Mineralölindustrie. Schuldig an diesem Desaster sind jedoch ursächlich diejenigen, welche die Genehmigungen für die Offshore-Bohrungen erteilt haben. Die werden also schon wissen, warum sie daran interessiert sind, zu verbergen, was tunlichst niemand sehen soll. Ob die gar nicht merken, wie lächerlich die sich machen, wenn sie das offensichtlich Sichtbare durch solche Verbote unsichtbar zu machen gedenken?

Dr. No hat gesagt…

Ja, der gute Obama hat auch ne Menge zu verlieren. Soviel zum Thema "Es gibt bei der Küstenwache keine Weisungen von oben"...