Michael Jackson ist also tot. Bevor nun das Internet ob der zahllosen Suchanfragen für mehrere Tage zusammenbricht, möchte ich noch ganz kurz feststellen: Ich wusste schon lange, dass er eigentlich tot ist. Allerdings hat ihm wohl jetzt erst jemand einen Pflock durchs Herz getrieben.
Nein, ich weiß schon: Über Tote lästert man nicht und so. Hat auch Spon gemerkt, dessen Überschrift "Monster und Genie" nach vermutlich vielen bösen Leserbriefen in "Das monströse Genie" geändert wurde. Darüber hinaus überschlagen sich die Berichterstatter auch schon mit Superlativen: "Weltstar" scheint mittlerweile ein zu eng gefasster Begriff zu sein, der Focus ernennt ihn kurzerhand zum Gott. Celine Dion vergleicht seinen Tod mit dem von John F. Kennedy. Nicht mehr lang, und er wird heilig gesprochen.
Bei Jackson kann man sich aber schon fragen, ob er nicht eher von seinem Elend erlöst worden ist: Ein hochgradig kranker Mann, den zahlreiche chirurgische Eingriffe und Medikamente letztlich fertig gemacht haben. Ein bemitleidenswerterMensch, den seine verkorkste Kindheit derartig in den Wahnsinn getrieben hat, dass er sein Leben in einer Art Kindertraumwelt verbringen wollte. Und ein offenbar ziemlich komplexbeladener Schwarzer, der mit seinem Geld nichts besseres anzufangen wusste als sich langsam zu einem Weißen verwandeln zu lassen - und als ein monströser Freak endete.
Insofern: Natürlich kann man trauern, wenn einem die Nachricht denn so nahe geht. Aber mir wird jetzt schon ganz anders, wenn ich an die Bilder denke, die da in den nächsten Tagen und Wochen unablässig auf uns einprasseln werden: Verzweifelte Fans, die sich wegen des Todes ihres Idols (wie gesagt: ein wahnsinniger Freak) wochenlang die Augen aus dem Kopf heulen, weil sie unfähig sind, über ihr eigenes unglückliches Dasein zu trauen. Bestürzte Popstars, die bereitwillig jedem Mikrofon erzählen werden, wie wichtig Jackson für ihr eigenes Schaffen gewesen ist, und die mit Gedenksongs an den "King of Pop" die Verkaufszahlen ihres nächsten Albums in die Höhe treiben werden. Und Moderatoren, die dem Ganzen noch mehr Dramatik einhauchen wollen, indem sie immer wieder mit zermürbter Miene und bedeutungsschwangerem Unterton auf die für diesen Sommer geplante Comeback-Tournee hinweisen - an die, seien wir mal ganz ehrlich, doch eh' niemand geglaubt hat.
Wie gesagt: Auf all das kann ich verzichten. Und wenn ich doch mal den vorübergehenden Drang verspüren sollte, des musikalischen Werks des Verstorbenen zu gedenken, dann hiermit:
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