"Möge der am wenigsten Schwächliche gewinnen!", heißt es in "Asterix bei den Olympischen Spielen". So ähnlich verhält es sich auch mit dem Wahlergebnis aus NRW - es ist zwar kaum zu glauben, aber es sieht so aus, als ob sich die SPD tatsächlich an der CDU vorbeigeschoben hat, einfach indem sie weniger Stimmen verlor als Rüttgers' Truppe. Die Linke hat erwartungsgemäß den Einzug in den Landtag geschafft und sieht sich ein weiteres Mal in der Lage, rot-grün zu einer soliden Mehrheit zu verhelfen. Was für mich bedeutet, dass ich in den nächsten Tagen den Fernseher ausgeschaltet lassen und keine Zeitung aufschlagen werde - ich bin jetzt schon genervt angesichts des Overkills an Ypsilanti-Vergleichen, der demnächst auf uns losgelassen wird.
Es ist ein immer wieder eintretendes politisches Déjà-vu-Erlebnis nach jeder Wahl, seitdem die Linkspartei das biedere bundesdeutsche System der parlamentarischen Kräfteverhältnisse aufmischt und das Land damit, so wollen es uns die Meinungsmacher jedenfalls gerne eintrichtern, langsam unregierbar macht, weil es rechnerisch nicht mehr so einfach funktioniert wie in den letzten 60 Jahren.
Die dauerbeleidigte SPD kann sich ihr anhaltendes Gesülze über die angebliche Regierungsunfähigkeit der Linken aber meiner Meinung nach langsam mal in die Haare schmieren: Nicht nur, dass sie sich in Sachen Regierungsfähigkeit nun auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat; nein - die Sozialdemokraten selbst sind es, denen man die Befähigung zur Bildung einer arbeitsfähigen Regierung absprechen muss, da sie sich schlicht weigern, das Wählermandat über ihre sture Anti-Haltung zu stellen und sich im Zweifelsfall lieber in die politische Pattsituation einer Großen Koalition flüchten. Die alte Tante SPD scheint mir so regierungsfähig zu sein wie ein Punk, der alles kacke findet, aber im Zweifelsfall, falls es mal so richtig schlecht aussieht, lieber wieder bei Mutti einzieht.
Ich habe auch, wenn ich ganz ehrlich sein soll, gar keinen Bock mehr, irgendwas dazu zu schreiben. Mir geht dieses ganze Herumgezetere und -gehacke auf den Linken seit langem auf den Senkel. Egal ob man die Partei nun mag oder nicht - es widert mich nur noch an. Statt endlich mal den Tatsachen ins Auge zu sehen und die Linke als etablierten Bestandteil des politischen Spektrums anzuerkennen, wird auch jetzt in den kommenden Wochen mit Sicherheit lieber wieder eine Menge Zeit, Geld und Energie darin investiert, die Hirne der Leute wieder und wieder mit dem Kommunisten-Knüppel weichzuprügeln - die SPD und die Grünen aus ihrer weinerlichen, die CDU aus ihrer rechtsreaktionären und die FDP aus ihrer pathologisch-wahnhaften Grundhaltung heraus.
Die von den Altparteien allseits beklagte Politikverdrossenheit haben sie nicht nur selbst erzeugt wie Disneys Zauberlerling die von ihm gerufenen Geister, sie produzieren sie geradezu in industriellem Maßstab in ihren Wahlkampffabriken und PR-Büros. Mittlerweile gehöre auch ich zu den Endverbrauchern dieser Massenware. Das wird bei mir zwar nicht dazu führen, dass ich gar keine Nachrichten mehr verfolge oder gar den Wahlen fernbleiben würde - aber der ganze andere Mist ist einfach nur noch ermüdend. Da hilft es auch nicht, dass wir jetzt fast ein Jahr lang von weiteren Landtagswahlen verschont bleiben werden.
Nur eines noch: Forschern ist es endlich gelungen, den Prozentsatz an unverbesserlichen Asozialen in der deutschen Gesellschaft ziemlich genau zu berechnen. Er beträgt zwischen 6,7 und 6,8 Prozent.
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