Radovan Karadzic, ehemaliger Präsident der bosnischen Serben und als solcher während des Bosnienkrieges hauptverantwortlich für zahllose Kriegsverbrechen, ist nach 13 Jahren gefasst worden. Diese Zeite verbrachte der Mann mit der Fönwelle aber nicht in einer Höhle irgendwo in den Kaparten, sondern allem Anschein nach mitten in Serbien (bzw. der serbischen Teilrepublik in Bosnien-Herzegowina). Tja, ist wohl schwierig, jemanden zu verhaften, den Angehörige von Armee und Polizei schützen und den viele nicht als Kriegsverbrecher, sondern als Kriegsheld sehen.
Es gibt Grund zur Annahme, dass die serbischen Regierungen vor dem amtierenden Präsidenten Boris Tadic aber auch kein übergroßes Interesse daran hatten, Karadzic festzunehmen und an das Internationale Kriegsverbrechertribunal in Den Haag auszuliefern, wo sämtliche Greueltaten - an denen Serbien zumindest unterstützend beteiligt war - vor der Weltöffentlichkeit noch einmal ausgebreitet würden. Tadic dagegen hatte allen Grund, die Ermittlungen voranzutreiben, hängt doch nicht zuletzt eine Aufnahme Serbiens in die EU von der Auslieferung Karadzics und dessen Schlächters Ratko Mladic ab.
Nun kommt es zum bislang bedeutendsten Prozess vor dem Tribunal. Und die Institution kann jetzt zeigen, wie sie mit so einem Fall umgeht. An der Prozessführung gegen den vor dem Urteilsspruch verstorbenen Slobodan Milosevic gab es genug Kritikpunkte, vor allem durch den immensen öffentlichen Druck aufgrund der massiven Vorverurteilung des ehemaligen serbischen Präsidenten (der aber sicher kein Unschuldslamm war). Bei Karadzic dürfte der Fall anders liegen: Als Präsident der bosnischen Serben war er viel stärker am Geschehen beteiligt, seine letztliche Verantwortlichkeit für die Kriegführung dürfte kaum in Frage stehen. Man darf gespannt sein.
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