Freitag, 7. März 2008

Reinhard - Das Eiserne Kreuz

Manchmal ist es schon erstaunlich: es scheint keine Idee zu geben, die zu absurd ist, um von irgendjemandem gehabt und auch noch laut ausgeprochen zu werden. Aktueller Fall: Als ob das Gerede um die Stiftung eines neuen Tapferkeitsordens für die Bundeswehr nicht an sich schon peinlich genug wäre, meldet sich auch noch ein Unions-Hinterbänkler namens Reinhard Beck zu Wort und schlägt allen Ernstes vor, das Eiserne Kreuz wieder einzuführen.

Ausgerechnet das Eiserne Kreuz! Vom Marketing-Standpunkt aus betrachtet ein sicherlich nachvollziehbarer Vorschlag: Alleinstellungsmerkmal, etablierte Marke, hoher Wiedererkennungswert in fast ganz Europa und Nordafrika - all dies ist bereits gegeben. Das Ding hat sich immerhin in zwei Weltkriegen bewährt.

Was diese Idee aber grenzenlos dämlich erscheinen lässt, ist gerade der Umstand, dass sich das Ding in immerhin zwei Weltkriegen "bewährt" hat. Schließlich hat Deutschland diese Kriege vom Zaun gebrochen, und deutsche Soldaten, von denen einige dieses Kreuz an der Brust hatten, legten weite Teile Europas in Schutt und Asche. Dass der Blechorden bereits 1813 erstmalig gestiftet worden ist, spielt überhaupt keine Rolle: Die Bedeutung eines Symbols ändert sich nun einmal bisweilen - siehe Hakenkreuz. Nicht nur Kriegsverbrechen, sondern auch zahllose Kriegsfilme (auch ohne James Coburn) haben den Zusammenhang "Eisernes Kreuz" und "Wehrmacht" tief in die Gehirne der Menschen eingemeißelt.

Glücklicherweise hat sich der Verteidigungsminister einen Rest Vernunft bewahrt und die hanebüchene Schnapsidee mit dem EK vom Tisch gefegt. Da das Staatsoberhaupt für das Stiften von Orden zuständig ist, hätte das ohnehin komisch gewirkt: Das Eiserne Kreuz ist dann doch ein bißchen zu martialisch für eine Figur wie Hotte Köhler - Ein Orden in Form eines Geldsacks mit gekreuzten Kugelschreibern wäre da passender.

Aber ich schweife ab. Es bleibt die Frage: Warum überhaupt einen Tapferkeitsorden? Bislang kämpft die Bundeswehr doch nicht einmal, vom Kampftrinken einmal abgesehen. Daran wird sich allerdings bald etwas ändern. Nicht nur für die Handvoll KSK-Soldaten, die schon seit Jahren immer wieder mal in Afghanistan zum Einsatz kommen, sondern auch für die Truppen der Quick Reaction Force soll es demnächst heißen: "The Germans to the Front!" Dort können die Helden in spe dann austesten, ob ein Stück lieblos ausgestanztes Blech im Wert von zwanzig Pfennig an der Brust im Notfall ein Projektil abhalten kann.

1 Kommentar:

Slov hat gesagt…

Ganz deiner Meinung...
Vergleiche http://rote-predigt.over-blog.com/article-18022082.html
(Hatte vorher einen längeren Kommi geschrieben, aber das doofe google da unten hat meinen Text nach der Registrierung gelöscht...)