Da dreht sich das
Geburtstagskind im Grabe herum: Einer Meldung zufolge zweifelt jeder achte (!) angehende Biologie-Lehrer an Darwins Evolutionslehre. Bei einer Umfrage unter 1.200 Studienanfängern hätten „erschreckend viele angegeben“, sie glaubten nicht an gemeinsame Ahnen aller Lebewesen, sagte der Dortmunder Biologie-Didaktiker Dittmar Graf
auf Spon. Es gebe mithin einen ungebrochenen Trend zum Gedankengut des Kreationismus. Tja, wer will's den armen Erstsemstern verdenken: Der Gedanke, ein großes, mehrere Milliarden Jahre altes gasförmiges Wesen hätte das alles in einer Woche erschaffen, ist vielleicht nicht gerade klüger, aber zumindest deutlich einfacher als Evolutionstheorie zu pauken, nicht wahr?
Jeder ACHTE - meine Güte! Ich dachte ja immer, Glaube und Wissenschaft seien zwei verschiedene Dinge, aber hier kommen ja allein aus dem Pool der Befragten 150 potenzielle Inquisitoren auf uns zu. Und die sollen demnächst auf die Kinder losgelassen werden? Und überhaupt - wie sieht es in anderen Disziplinen aus? Glaubt nachher jeder sechste Physikstudent nicht an Elektrizität, sondern an Zauberei ("Zeig' mir nochmal diesen Elektrik-Trick!")? Denkt etwa jeder zehnte Geographie-Student, die Erde sei eine Scheibe? Und lehnt es jeder siebte Mathematik-Student ab, die Zahl Null zu verwenden, da sie aus dem Reich der Ungläubigen stammt?
Was dann jeder soundsovielte Geschichts- oder Politikstudent glaubt, will ich mir gar nicht mehr ausmalen. Statt dessen üben wir uns in Optimismus: Es handelte sich bei der Umfrage um Studienanfänger. Sie haben also noch mehrere Semester Zeit, den Kopf gewaschen zu kriegen ihren Aberglauben durch fleißiges Lernen abzulegen. Aber vielleicht sollten die Bildungsminister überlegen, die Evolutionstheorie in der Bio-Zwischenprüfung zu thematisieren - wer da durchfällt, wird anschließend automatisch für Theologie eingeschrieben und räumt seinen Biologie-Studienplatz für jemanden, der mehr auf sein Hirn als auf seinen Bauch hört.
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