Dienstag, 28. April 2009

Flugzeuge im Bauch

Zugegeben: Die Amerikaner haben's auch nicht leicht. Da steckt die Wirtschaft schon tief im Dreck, die Staatsverschuldung erreicht allmählich die Stratosphäre und hinter jedem Baum lauert der böse Muselman - und dann findet die US-Regierung es auch noch witzig, die "Air Force One" im Tiefflug durch Manhattan zu jagen. Ergebnis: Die Telefone der Polizei liefen heiß, hunderte Einwohner verkrochen sich schlotternd im Keller und - natürlich - die Aktienindizes "gaben nach", wie man so schön sagt. Vermutlich auch der eine oder andere New Yorker Schließmuskel.

Was genau sollte mit der Flugeinlage eigentlich bezweckt werden? Diese Frage stellt offenbar den einen oder anderen Journalisten ebenso vor ein Rätsel wie die Tücken der englischen Sprache. Natürlich diente der Flug nicht dazu, mit der "Air Force One" Fotoaufnahmen von Manhattan zu machen - Grundgütiger, es handelt sich um eine Boeing 747! Jedes, aber auch wirklich jedes andere Fluggerät wäre besser geeignet, um Luftbilder zu schießen. Nein, es sollten wohl eher Aufnahmen von der "Air Force One" gemacht werden, und zwar vor möglichst bedeutungsschwangerer Kulisse. Eine solche stellt die Skyline von New York seit 2001 mit Sicherheit dar.

Das Pentagon macht gerne solche Flugzeug-vor-Nationalsymbol-Aufnahmen, man kann sie vermutlich auch als Postkarten kaufen. Was für eine Art von militaristischer Wichsvorlage den obersten US-Kriegsherren dabei wohl vorschwebte, sieht man auf der Homepage des Pentagons. Und damit erklärt sich auch, warum über diesen Einsatz striktes Stillschweigen herrschen sollte: Hätte das Pentagon im Vorfeld die Bürger New Yorks darüber informiert, dass man die Präsidentenmaschine ein paar Ehrenrunden im Tiefflug über Manhattan fliegen lassen will, um davon Poster zu drucken, hätte man ja bloß wieder nur lauter Fragen provoziert. Fragen wie: "Für sowat habta Geld, wa?" Oder: "Wie jetzt - ihr spielt mit unseren Ängsten und sägt an unseren Nerven, um schöne bunte Fliegerfotos für eure Website zu machen? Seid ihr noch bei Trost?!?"

Also sagte man lieber nicht bescheid. Dass man sich diese Fragen aber im Nachklapp der Veranstaltung nun trotzdem anhören muss - soweit haben die Pentagon-Strategen offenbar nicht gedacht. Anders formuliert: Die Herren der größten Kriegsmaschinerie der Welt sind nicht fähig, von der Wand bis zur Tapete zu denken.

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