Samstag, 4. April 2009

Sexueller Dienst nach Vorschrift

Wenn demnächst deutsche Politiker vor der Aufgabe stehen, dem Volk eine weitere Aufstockung der Truppen in Afghanistan schmackhaft zu machen, werden sie sicher wieder auf dieselben Errungenschaften verweisen wie immer: Mit deutscher Hilfe werden Brunnen gebohrt, Schulen gebaut und Polizisten ausgebildet. Jetzt können sie der Liste einen weiteren Punkt hinzufügen: Frauen vergewaltigt.

Denn Hamid Karzai, seines Zeichens Präsidentenmarionette von des Westens Gnaden, hat ein Gesetz unterzeichnet, das schiitischen Frauen genau vorschreibt, wie oft sie ihrem Mann zu willen sein müssen - nämlich jederzeit. Vergewaltigung in der Ehe? Nicht am Hindukush! Die afghanische Frau ist von Gesetzes wegen allzeit bereit - denn sonst kommt sie in den Knast oder darf verprügelt werden. Nebenbei dürfen Frauen ohne Erlaubnis des Mannes keiner Beschäftigung nachgehen und nicht einmal das Haus verlassen. Applaus bekommt Karzai, das verwundert kaum, von den Taliban - also jener Gruppierung, die man ursprünglich eigentlich verjagen wollte.

Ein schönes "nation building" wird dort betrieben. Religionskritiker sitzen in der Todeszelle, das Recht auf Bildung ist für Mädchen ohnehin nur ein theoretisches - und was es letztlich gebracht hat, die Gleichberechtigung der Frau in die Verfassung zu schreiben, sieht man ja. Und die von deutschen Beamten ausgebildeten Polizisten wachen dann darüber, dass schiitische Frauen sich gesetzeskonform verhalten und bringen sie notfalls gewaltsam zu ihren Ehemännern zurück. Willkommen im Mittelalter.

Natürlich kann Deutschland den Afghanen kaum vorschreiben, wie sie ihre Gesellschaft zu organisieren haben. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es hierzulande noch vor 50 Jahren auch nicht so viel besser für die Frauenrechte aussah, nur Burkas gab es nicht. Gleichwohl: Habe nur ich das Gefühl, das hier etwas furchtbar schief läuft? Verteidigen wir mit Waffengewalt eine Regierung, die die Unterdrückung der einen Bevölkerungshälfte durch die andere aktiv betreibt und reden uns dies mit dem Deckmäntelchen des humanitären Einsatzes selbst schön? Brunnen bohren als l'art pour l'art?

Ich will nicht, dass ein solch niederträchtiges System mit meiner Unterstützung am Leben erhalten wird. Andererseits will ich natürlich auch nicht, dass die Taliban wieder das Ruder in Afghanistan übernehmen - obwohl sich schon die Frage stellt, ob dies nicht längst wieder der Fall ist, wenn die gewählte Regierung sich genau so verhält wie die Gotteskrieger. Man fragt sich mitunter, wofür eigentlich jeden Tag Menschen in diesem Land sterben.


Edit, 5. April: Na also, geht doch. Aber aufgeschoben ist bekanntlich nicht aufgehoben.

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