Freitag, 24. April 2009

Verdammich no amoi!

Manchmal macht es doch noch Spaß, Nachrichten zu lesen. Der Preis für die mit Abstand schönste Titelzeile der Woche geht an Spiegel Online: "Arbeitgeber und Politiker verdammen Warnung vor sozialen Unruhen". Verdammen - das ist zu köstlich! Und macht Appetit auf mehr: "Polizei verflucht Maidemonstration" könnte ich mir vorstellen; oder "Kanzlerin verwünscht Rezession". Am allerschönsten wäre aber wohl "Vatikan verteufelt Papstkritik".

Bis dahin werden aber zunächst Michael "Hiob" Sommer und Gesine "Kassandra" Schwan fleißig verdammt, was die schwarzen Zauberkräfte hergeben. Dass Arbeitgeber diese Warnungen vor sozialen Unruhen verdammen, glaube ich dem Autor übrigens aufs Wort. Schließlich könnten die geknechteten Belegschaften und das Lumpenproletariat in diesem unseren Lande ja durch solche Meldungen überhaupt erst einmal auf die Idee kommen, dass es so etwas wie soziale Unruhen tatsächlich geben könnte. Vielleicht sogar hier bei uns! Und noch besser: Dass soziale Unruhen auch mal etwas verändern können! Das wiederum ist der Grund, warum Politiker derartige Warnungen verdammen.

Journalistisch gesehen jedenfalls der richtige Weg: Mehr Innovationsfreude beim Titeltexten braucht das Land! Zeitungen sind teuer, auch der Internetzugang kostet Geld - da möchte der Leser doch wenigstens ein wenig sprachlichen Einfallsreichtum geboten bekommen. Vielleicht hat der zuständige Redakteur aber auch bloß sein April-Gehalt schon ausgegeben, hangelt sich bis zum Monatsende so durch und wollte auf jeden Fall vermeiden, auch noch ins Phrasenschwein einzahlen zu müssen - was bei ausgelutschten Schlagzeilenverben wie "kritisieren" oder "verurteilen" nicht weniger als einen Zehner kosten dürfte.

Man weiß es nicht. Ich für meinen Teil freue mich auf weitere Überschrift-Schmuckstücke. Vorschlag: "Gesine Schwan verhext Kritiker".

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Schöner Text... wenn ich die Überschrift gelesen hätte, wäre mir das gar nicht so ins Auge gefallen.

MfG
darki