Dienstag, 7. April 2009

Terror Inc.

Die Taliban können sich ja nicht um alles selbst kümmern. Sie haben bereits alle Hände voll damit zu tun, die Ungläubigen in Afghanistan zu bekämpfen; da übersteigt es ihre Kapazitäten, den Terror auch noch in die Heimatländer der westlichen Truppen zu tragen. Daher haben die Gotteskrieger eine innovative Lösung entwickelt: Blutbäder werden künftig kostensparend outgesourct. Wenn in den USA ein Amoklauf stattfindet, was derzeit ja nicht gar so selten der Fall ist, bekennen sich die Taliban einfach zur Tat. Damit ist jedem gedient: Die Amis können weiter Angst haben und die Taliban sich damit dicke tun, weltweit zuzuschlagen. Eine klassische Win-Win-Situation - dumm nur, dass es überhaupt nicht hinhaut.

Denn irgendwie glaubt niemand, dass der Mann, der in Binghamton/New York 13 Menschen und sich selbst in einem Einwandererzentrum getötet hat, im Auftrag der Taliban handelte. Besonders viele Vietnamesen werden die nicht in ihren Reihen haben. Und die Opfer - offenbar größtenteils ebenfalls Vietnamesen - dürften in der Rangliste der Todfeinde Allahs auch nicht so ganz weit oben stehen. Da schmückt sich wohl jemand mit fremden Fehlern. Der Einsatz einheimischer Terroristen im Westen ist im übrigen sowieso Alleinstellungsmerkmal des Marktführers in der Terrorbranche, Al-Qaida.

Da können die Taliban als derzeitiger Local Player nicht gegen anstinken - es sei denn, sie stellen ihre durchaus sinnvolle neue Strategie des outgesourcten Terrors mal auf eine professionelle Grundlage. Ich stelle mir das wie eine weltweite Personaldienstleistungsgesellschaft vor: Die Taliban engagieren überall gefrustete oder psychisch kranke Leute, die eine Waffe haben, und nennen ihnen bei Bedarf kurzfristig ihren nächsten Einsatzort. Die Zahl der Opfer wird natürlich den Taliban-Geschäftsführern gutgeschrieben, die damit ihre Chancen auf den 72-Jungfrauen-Himmel erhöhen. Als Gegenleistung bekommen die Amokläufer durch die Verquickung mit dem Terrorismus ein noch größeres Medienecho.

Allerdings haben die Taliban bis dahin noch einen weiten Weg vor sich. Auch lässt ihr Corporate Branding noch arg zu wünschen übrig: Verfilzte Bärte reichen nicht, um qualifizierten Nachwuchs aus anderen Ländern zu gewinnen. Zumal momentan ohnehin nicht die beste Zeit für Unternehmensexpansion ist, auch nicht in einer Wachstumsbranche wie Gewalttätigkeit. Und die Amerikaner als Hauptkunden scheinen gar keine große Lust mehr darauf zu haben, in Angst und Schrecken vor den bösen Muselmanen zu leben. Es reicht ihnen sicherlich vollkommen, in Angst und Schrecken davor leben zu müssen, Job, Auto und Haus zu verlieren. Da gilt es, neue Märkte zu erschließen: Hätten die Taliban schneller geschaltet, hätten sie den Amoklauf von Winnenden als ihr Werk bewerben können. Hier liegt ein klares Versagen der Marketing-Abteilung vor.

Anders würde der Fall Binghamton natürlich liegen, wenn die Bush-Kamarilla noch am Ruder wäre: Die hätten das Taliban-Bekenntnis dankbar angenommen und in ihren großen Propaganda-Fleischwolf verwurstet. Daraus hätte man ein treffliches Joint Venture machen können - obwohl: Wenn Bush und die Taliban zusammenarbeiteten, wäre das doch sicher ein Fall fürs Kartellamt.

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