Montag, 19. Januar 2009

Die Nacht des untoten Landesvaters

Endlich ist es vorbei. Schwarz-Gelb hat erwartungsgemäß die Hessenwahl ungefährdet für sich entschieden, die SPD hat erwartungsgemäß desaströs abgeschnitten. Die Hessen dürfen sich auf fünf weitere Jahre unter dem brutalstmöglichen Regime des Zombies - weil vor einem Jahr politisch eigentlich schon toten - Roland Koch freuen, und ich für meinen Teil bin froh, nicht in Hessen leben zu müssen: So viele Haare sind's nun auch nicht mehr, als dass ich sie so exzessiv raufen könnte, wie ich das Verlangen danach habe.

Aber das alles war längst abzusehen. Freuen wir uns daher über Kleinigkeiten:
  • Koch hat nur marginal hinzugewonnen. Ich hatte zuletzt befürchtet, die Leute seien tatsächlich so doof, ihm weit mehr als 40 Prozent der Stimmen zu geben, aber er hat im Wesentlichen die Stimmen derer bekommen, die ihn schon vor einem Jahr wählten. Dennoch bleibt es eine traurige Bilanz, dass mehr als jeder Dritte in dem Land sich von einem Menschen regieren lassen will, der bis zum Hals im CDU-Spendensumpf steckt, die Öffentlichkeit vorsätzlich belogen hat und den Ausländern die Schuld an allem gibt.
  • Die konservativen Medien haben es trotz zwölfmonatiger Dauerpropaganda nicht geschafft, das Wahlvolk davon abzuhalten, die Linke erneut - und mit 0,3 Prozent mehr - in den Landtag zu wählen.
  • Die vier SPD-Verräter haben ihre Strafe bekommen: Ihre Wahlkreise gingen komplett verloren, und auf Listenplätze dürfen sie wohl kaum hoffen. Jetzt müssen sie sich wohl eine ehrliche Arbeit suchen.
Und schließlich: Andrea Ypsilanti ist zurückgetreten. Das heißt: Noch etwa ein bis zwei Wochen lang wird das mediale Dauergeprügel zwar weitergehen - schließlich sind Blattmacher in diesem Land schlimmer als weiße Haie, wenn sie Blut gerochen haben -, aber dann dürfte endlich, endlich, ENDLICH Schluss sein mit der allmählich ermüdenden Hetzjagd und rhetorischen Rohrkrepierern wie "Schnippsilanti" und "Lügilanti" und so. Mit dem Namen Schäfer-Gümbel wird so was deutlich schwieriger.

Also: Decken wir das Leichentuch über die hessische SPD und richten den Blick nach vorn. Schließlich gibt es noch mehr Landtagswahlen in diesem Jahr, und die nächste ist... Moment... gleich habe ich's...

... im Saarland. Ach herrje. Alles wieder von vorn.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich finde es eher auffällig, dass die Linkspartei fast gar nicht von der Schwäche der SPD profitieren konnte.

Ansonsten bin ich mal gespannt, ob Herr Koch die miese Popularität seiner Person nicht doch zum Anlass nimmt, in einem Jahr nach Berlin zu wechseln.