Lloyd Blankfein, seines Zeichens Chef der Großbank Goldman Sachs, hält nicht viel von Tiefstapelei. Nicht nur scheint er wenig aus der aktuellen Krise lernen zu wollen - laut Spon wird er sich und seine Manager zum Jahresende mit schlappen 20 Milliarden (!) Dollar an Boni beglücken -, sondern sich als Werkzeug einer höheren Macht zu fühlen: Banken, so der wandelnde Geldsack in einem Interview, machten die Menschheit schließlich wohlhabend; ja, sie verrichteten nichts weniger als "Gottes Werk". Halleluja - lasst uns alle einen Taschenrechner hochhalten!
Was Blankfein damit zum Ausdruck bringt, ist mehr als nur eine maßlose Selbstüberschätzung des eigenen Berufsstandes, der unter normalen Menschen im Übrigen mittlerweile ein Ansehen genießt, das unterhalb von Versicherungsvertretern und Drogendealern liegt. Es ist auch mehr als ein weiterer Beweis des unerträglichen Zynismus des Kapitals gegenüber denjenigen Menschen, die von seinen "heiligen" Geldinstituten aus ihren Häusern auf die Straße gesetzt werden. Es ist vor allem auch der Beleg für den beklagenswerten Mangel an rationaler Denkfähigkeit, man könnte auch sagen: "Durchgeknalltheit". Anders gesagt: Wenn Blankfein glaubt, als Werkzeug Gottes zu handeln - wie arbeitet dann wohl sein Unternehmen? Schlagen sich die GS-Manager andauernd die heiligen Schriften Milton Friedmans gegen die Birne, um Erleuchtung zu erlangen? Lesen sie die Zinsen aus dem Kaffeesatz? Beurteilen sie die Bonität eines Kunden nach dem Flug der Schwalben? Und schöpfen sie in schwierigen Zeiten Kraft und Hoffnung aus dem Heiligen Hedgefonds von Antiochia?
Das würde zumindest erklären, wie jemand wie Blankfein dazu kam, sich mitten in der größten Finanzmarktpanik Ende 2007 mit knapp 68 Millionen Dollar den größten Bonus der Geschichte zu genehmigen: Vermutlich war es Gottes Wille.
1 Kommentar:
John Irvings Titel "Gottes Werk und Teufels Beitrag" passt hier schön - auch wenn der über ein ganz anderes Thema schreibt.
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