Mittwoch, 9. Dezember 2009

Das RumgeAmpel hat ein Ende

Klarer Punktsieg der Lobbyisten: Die Einführung der Lebensmittelampel, die ohnehin bloß von lausigen 70 Prozent der Deutschen gewünscht wird, ist wohl gescheitert - es bleibt bei den irreführenden, dafür aber um so kleiner auf die Packung gedruckten Rechenmodellen der Hersteller. Gewissermaßen als Kompromiss wurde dafür eine andere Ampel in Betrieb genommen: Die, die zur weiteren Verfettung der Gesellschaft führt. Die steht jetzt bis auf weiteres auf Grün.



Geradezu entzückend finde ich das Standardargument der Industrie: Bestimmte Lebensmittel würden durch die Ampel "diskriminiert". Hmja, die Diskriminierung von Gegenständen ist fürwahr ein tiefgreifendes Problem in unserer Gesellschaft. Gestern diskriminierte ich mein Auto, indem ich mit dem Rad in die Stadt gefahren bin. Und gerade eben habe ich den Gouda diskriminiert, als ich mir Rauchkäse aufs Brot legte.

Man kann so einfach ein Zeichen gegen Diskriminierung setzen: Etwa indem man im Supermarkt eine Viertelstunde lang versucht, mit einem Taschenrechner den Zuckergehalt eines Joghurts auszurechnen, bis es einem schließlich zu blöd wird und man ihn einfach so kauft. Sollen doch die Diskriminateure... Diskriminierer... Diskri... ach, egal.

Nein, ich will ja nicht lästern. Natürlich werden arme, unbescholtene Lebensmittel durch die garstige, rücksichtslose und faschistische Ampel diskriminiert. Wie zum Beispiel Snickers, das um seinen guten Ruf als sättigende Vollwertmahlzeit kämpfen müsste. Oder das mittlerweile berüchtigte Actimel, die unverstandene Erkältungsmedizin. Oder Capri-Sonne, das bekanntlich zum ganz überwiegenden Teil aus lecker Orangen besteht. Was haben diese Produkte den Menschen denn Böses getan?*

Die Ampel würde all diese unschuldigen Produkte vor aller Welt brandmarken - das wäre ja wie im Dritten Rei... äh, *räusper*, ich meine, was käme dann zwangsläufig als nächstes? Werbebeschränkungen? Dürfte man dann vielleicht auch nicht einmal mehr behaupten, dass der neue Schokoriegel so gesund wie ein Pfund Obst sei? Würden irgendwann Lebensmittel mit lauter Rotkennzeichnungen nur noch verschämt unter dem Ladentisch verkauft werden? Und wäre das nicht letztlich alles Kommunismus?

Nein, wehret den Anfängen - nieder mit der hinterhältigen, diskriminierenden Ampel. Freie Fettbomben für fette, freie Bürger!

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* Das war eine rhetorische Frage.

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