Zu den Dingen, die mich wirklich aufregen können, zählen unter anderem Werbung sowie alle möglichen überflüssigen Gerätschaften, die völlig unnütz Strom oder fragwürdige Materialien verbrauchen und Problem-Müll verursachen - und von beidem gibt es bekanntlich eine ganze Menge. Nun hat der Spiegel diese höchst nervtötenden Erscheinungen kombiniert: In einigen der aktuellen Ausgaben ist ein kleiner LCD-Bildschirm eingearbeitet, auf dem ein VW-Spot läuft.
Gut, es hätte schlimmer kommen können - auf dem Minidisplay könnte etwa die 187. SpiegelTV-Hitler-Dokumentation in einer Dauerschleife laufen. Und Harry-Potter-Fans mag's freuen, wenn das Nachrichtenmagazin demnächst mit Bewegtbildern daherkommt wie der "Tagesprophet". Aber ich hatte bislang schon nicht den Eindruck, dass dieser Planet es gut verkraften würde, wenn man noch mehr Rohstoffe aus ihm herausklaubt, in unnützen elektronischen Schnickschnack verarbeitet und sie ihm anschließend in Form überbordender Müllkippen zurückgibt - und nun so was: Flüssigkristall-Displays, die direkt für die Mülltonne produziert werden. Deutlicher kann man kaum auf den Umweltschutz scheißen.
Als nächstes kämen dann miniaturisierte Soundchips, damit der Leser die Werbung auch noch mit seinem Hörsinn genießen darf. Oder vielleicht auch muss - denn falls er es wagen sollte, den LCD-Bildschirm einfach wegzublättern oder gar herauszureißen, kann dieser dann ja um so lauter quäken und seine Jamba-Klingelton-Angebote in die ihm so übel mitspielende Welt hinausschreien. Das wird lustig in den U-Bahn-Waggons der Zukunft: Ein babylonisches Reklamegewirr, in dem verschiedene Presseerzeugnisse versuchen, sich beim Versuch, die Vorzüge der neuen Epiliercreme, des neusten Mittelklassewagens oder der aktuellen Sonderangebote am Lidl-Fleischtresen anzupreisen, gegenseitig zu übertönen.
Und die Krönung wäre dann, dass das intelligente Display die Zeitschrift per gezielter Überhitzung in Flammen setzt und vernichtet, wenn der Leser nicht innerhalb einer vorgegebenen Zeit positiv auf die Werbung reagiert hat. Und natürlich wird sie der dämlichen Lebensform vorher noch eine wüste Beleidigung entgegenschmettern.
1 Kommentar:
Den Krachmacher gibt es bereits. Nennt sich "Weihnachtskarte" oder "Geburtstagskarte" und laesst ein im wahrsten Wortsinne eintoeniges Lied gar schauerlich erklingen.
In Aegypten wird uebrigens bei jeder Pizzabestellung einer grossen Kette eine CD mit dem aktuellen Wochenfernsehprogramm mitgeliefert. Ob das nicht auch Muell produziert?
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