Die Stasi war's, natürlich, wer denn sonst. Sie habe das Gerücht gestreut, der Aidsvirus sei von der CIA entwickelt und auf die Welt losgelassen worden, und die arme taz ist prompt darauf reingefallen. Dass ich nicht lache: Als ob man eine Riesenbehörde wie das MfS dafür bräuchte, solche Behauptungen in die Welt zu setzen. Auf die Idee, der CIA die Schuld für was-auch-immer zu geben, kommen in solchen Fällen tausende durchgeknallte Bescheidwisser nahezu gleichzeitig, und zwar noch vor dem Frühstück und ganz ohne Ministerium - aber nicht jeder findet für diese Mischung aus profaner Verschwörungstheorie und plumpem Antiamerikanismus auch einen so willfährigen Abnehmer wie die taz.
Denn die hat sich mit der Veröffentlichung dieser, ähm, "These", wie das Blatt sie nennt, seinerzeit ziemlich lächerlich gemacht und blind auf einen windigen Verschwörungstheoretiker vertraut - eine Recherchemethode, die man eigentlich eher beim Stern erwarten würde. Da ist es natürlich leichter, wenn man die Schuld nun dem großen bösen MfS zuschieben und sich selbst als Opfer gezielter Desinformation darstellen kann. Komisch: Ich dachte immer, es gehöre zum ganz normalen journalistischen Anspruch, dass man auf solche Gerüchte eben nicht hereinfällt, sondern sie kritisch hinterfragt. Habe ich mich wohl geirrt.
Es ehrt die taz allerdings, dass sie nun Asche auf ihr Haupt streut und zugibt, dass das damals keine Glanzleistung war. Fehler einzugestehen, zumal nach mehr als 20 Jahren - wer macht das sonst schon? Und auch dafür, dass sie den Finger in die Wunden der westlichen Linken legt, gebührt ihr ein wohlwollendes Kopfnicken. Denn die ist seit jeher und auch heute noch nur allzu gern bereit, jede noch so schwachsinnige Theorie zu glauben, Hauptsache, am Ende der Beweiskette steht die CIA. Der 11. September? Steckt die CIA dahinter. Pearl Harbor? Hat die CIA ausgeheckt. JFK abgeknallt? Die CIA, wer denn sonst? Elvis' Tod? Vom CIA eingefädelt... wer will, kann alles Ungemach auf dieser Welt auf die CIA zurückführen, sogar die Wahl Merkels und Westerwelles. Oder auf die Stasi.
Natürlich hat die CIA eine Menge Dreck am Stecken und Blut an den Händen, gar keine Frage. Und natürlich fragt man sich unwillkürlich bei aber auch jedem Ereignis, das Washington als Rechtfertigung für weitere imperialistische Politik zupass kommt, ob nicht der Geheimdienst dahintersteckt. Dabei vergisst man aber leicht, dass die CIA ihren Ruf als unaufhaltsame, alles beherrschende und alles regelnde Superdupergeheimweltmacht im Wesentlichen durch Hollywoodfilme erlangt hat und eigentlich wie jede andere Behörde des öfteren schlicht versagt. Siehe etwa Schweinebucht. Oder dass sie es nicht einmal geschafft haben, Saddam nachträglich ein paar Kilo Uran unterzujubeln, obwohl sie das Land schon besetzt hatten. Das hätte doch sogar der BND besser hingekriegt.
Bei allen verbrecherischen Machenschaften, die die CIA und andere Geheimdienste in aller Welt ohne Zweifel vollführen, sollte man nicht vergessen, dass für einen Großteil der alltäglichen Scheiße gar keine Geheimoperationen finsterer, im Verborgenen operierender Agentenbanden nötig sind. Eine Milliarde Menschen hungern, die Umwelt wird tagtäglich aufs Neue vergewaltigt, Frauen werden immer noch in verschiedenen Abstufungen unterdrückt und die Umverteilung von arm nach reich geht putzmunter weiter - all das geht auch ohne CIA, es reichen ganz normale Regierungen.
Und dafür braucht man auch keine durchgeknallte Verschwörungstheorie. Das alles IST die Verschwörung, eine ganz offensichtliche dazu - und die einzige, die zählt.
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