Mittwoch, 26. August 2009

Just one more dead Kennedy

Oh jammer, oh Not:
Edward Kennedy ist tot.
Legt nun Mozarts Requiem ein
und trauert alle im Kerzenschein.

Hängt die Fahnen auf Halbmast,
legt an den schwarzen Trauerflor -
doch bleibt trotz Tränen stets gefasst,
auch wenn nichts mehr ist als wie zuvor.

Aber mal ehrlich: Was hat der Mann, der ja im Wesentlichen in der US-Politik gewirkt hat, denn gerissen, dass er posthum zum Aufmacher auch auf allen bedeutenden deutschsprachigen Medien wurde? Er war er doch bloß Senator im US-Kongress, einer von hundert. Er war nie Präsident, nicht einmal Vize, ja: nicht einmal Kandidat, was vielleicht daran lag, dass er den Unfalltod seiner Sekretärin auf dem Gewissen hatte, den er nach bester Althaus-Manier mit Geld abgegolten hat.

Kennedy wird bereits jetzt geradezu mythisch überhöht, er ist der Grösuz - der "größte Senator unserer Zeit", wie Obama sich ausdrückt. Gut, er war mit Sicherheit einer der bedeutendsten Senatoren und einer der einflussreichsten Poltiker in den USA - im Wesentlichen wohl deshalb, weil er ein Kennedy war. Das scheint mir die wesentlichste Lebensleistung zu sein - und natürlich, dass er der erste prominente Vertreter dieses halbaristokratischen Politikerclans ist, der eines natürlichen Todes starb.

Es ist fast zum Lachen: Die Amerikaner haben, als sie ihre Nation 1776 gründeten, dem ganzen verkrusteten Feudalschwachsinn einen Tritt in den Allerwertesten gegeben - nur um sich dann eine eigene Form der Aristokratie zu schaffen, den - ich nenne ihn mal: Politikeradel. Von seinem frühneuzeitlichen europäischen Pendants unterscheidet er sich kaum, sogar in Punkto Erbrecht. Das reicht bekanntlich bis hin zum Präsidentensessel, der ja mitunter auch mit degenerierten Schwachköpfen besetzt wird, solange diese nur Sprößlinge einer angesehenen Poltikerdynastie sind. Wenn Obama - der natürlich ebenfalls dieser Elite entstammt - nicht dazwischengefunkt hätte, hätte ich mich auf künftige Geschichtsbücher gefreut, in denen die Liste der US-Präsidenten Bush - Clinton - Bush - Clinton (Hillary) - Bush (Jeb) - Clinton (Chelsea) gelautet hätte.

Mit derselben Begründung - einflussreicher Politiker und so - könnte man beizeiten ähnlich pathetische Nachrufe über Karl Rove oder Paul Wolfowitz verfassen, wenn diese dereinst ins Gras beißen. Schließlich haben diese Männer Kriege vom Zaun gebrochen und die Folter wieder salonfähig gemacht. Aber das wird bei den beiden nicht geschehen: Zu wenig Glamour umgibt sie, sie sind einfach nur Strippenzieher; ihr Tod wird weder tragisch noch sexy sein.

Na, von mir aus können die Amerikaner ihre selbstgeschaffenen Lehnsherren verehren, ihnen Treueschwüre leisten und bei ihrem Ableben jammern und wehklagen, wie sie wollen. Sollen sie sich ergriffen ans Herz fassen, wenn einer der noblen Herrschaften eine Prinzessin des Hauses Kennedy zur Frau nimmt, und sollen sie all ihre Hoffnungen auf den jüngsten Spross der Familie setzen, auf dass dieser dereinst den Thron besteige. Sind ja alles erwachsene Menschen, die können ja machen, was sie wollen.

Aber dass sich auch seriöse hiesige Medien an dieser Form der elitenhörigen Hofberichterstattung beteiligen - das muss wirklich nicht sein und gibt mir zu denken. Sind auch deutsche Journalisten von dieser merkwürdigen Aristokratengeilheit besessen? "Senator der Senatoren", heißt es in deutschen Gazetten gleich mehrfach, "eine Ikone, ein Gigant", kriegt sich der Spiegel nicht mehr ein, und der Tagesanzeiger beschwört gar eine Art überirdischer Kraft, die das Schicksal der Familie bestimme. Die FR bringt auf den Punkt, worum es hier eigentlich geht: "Das Ende einer Politdynastie". Das - im übertragenen Sinne - Aussterben eines altehrwürdigen Hauses, das zu den edelsten und weihevollsten zählte und Anspruch auf die Krone hatte.

Aber für so was gibt es doch schließlich Klatschmagazine. Also bitte, liebe Ressortchefs: Tod vermelden, Nachruf bringen - und gut ist. Schließlich wollen wir lieber wissen, was nun mit der Schweinegrippe ist.

Aber ganz kann auch ich mich dem Flair des glamourösen Clans nicht entziehen. Also auch von meiner Seite aus eine Hymne zu diesem Anlass:

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