Wer bislang dachte, Steinmeiers verzweifelte Fantasterei von vier Millionen neuen Jobs sei lächerlich und unrealistisch, der wurde heute eines besseren belehrt: Es geht noch absurder. Peter Hintze (CDU) will ein deutsches Mondprogramm auflegen. Das würde, so Hintze, "viele neue Arbeitsplätze" schaffen. Wie viele genau, hat er dann nicht gesagt - da muss er vielleicht bis zum nächsten Vollmond warten, wenn er eine neue Eingebung bekommt.
Das Ganze soll zum Discountpreis von nur 1,5 Milliarden Euro zu haben sein - weniger, als in die Abwrackprämie geflossen sei, merkt der CDU-Mann im Mond zu Recht an. Und verglichen mit den Zahlungen an Banken ist dieser Betrag ja geradezu ein Witz. Aber das zeigt eigentlich nur, wie abgestumpft sowohl die Politik als auch die Bevölkerung mittlerweile sind: Im Vergleich zu den gigantischen Summen, die in die Finanzwirtschaft gepumpt werden, wirken eineinhalb Milliarden Euro derzeit tatsächlich wie ein Trinkgeld. Hätte Hintze aber noch im Jahr 2006 vorgeschlagen, so viel Geld dafür auszugeben, einen deutschen Roboter zum Mond zu schießen, wäre er vermutlich von netten Herren in weißen Kitteln vom Rednerpult gezerrt worden. So ändert sich die Wahrnehmung: Andere Zeiten, andere Summen.
Ein kleiner gedanklicher Schritt für einen Politiker, ein großer Sprung für den Wahlkampf? Kein Vorschlag scheint mehr zu grotesk zu sein, um mit ihm auf Wählerstimmenfang zu gehen. Es erinnert mich an die Kurzgeschichte von T.C. Boyle über die "Neumond-Partei", die eine Wahl gewinnt, indem sie verspricht, den alten, schäbigen, abgewetzten Mond durch einen strahlenden, nigelnagelneuen zu ersetzen, was sie dann auch tut. Eine derartige Konsequenz würde ich mir auch bei Peterchens Mondfahrt wünschen: Der Roboter soll nicht bloß ein paar langweilige Steinchen aufsammeln, sondern gefälligst eine schwarz-rot-senffarbene Fahne aufstellen, mit einem seiner Roboterarme salutieren und mit mikrochipschnarrender Stimme während einer Liveübertragung sagen: "Im Namen von *bzzzzz* Kanzlerin Angela *pfiep* nehme ich dieses *braaaatz* Land für die Bundesrepublik Deutsschland *quaaaak* in Besitz!"
Was Hintze in seinem ausgefuchsten Weltraumherrschaftsplan nicht bedacht hat, ist die Lehre aus der Geschichte: Wieder mal würden die Deutschen, wenn es noch Land zu verteilen gibt, ein paar Jahrzehnte zu spät kommen. Nun ja, dieses Mal wären wenigstens keine Einheimischen betroffen. Und außerdem fordern wir ja bloß unseren Platz an der Sonne. Ääh, auf dem Mond.
1 Kommentar:
Na, was der Hinze da wieder vorhat. Aber irgendwie - ich mag's ja kaum sagen - scheint mir das immer noch realistischer zu sein, als die Sache mit den 4 Millionen Arbeitsplätzen. Aber zum Glück gibt es ja auch noch andere, die am 27. September zur wahl stehen. Da muss man seine Stimme ja nicht unbedingt an jeden Hinz und Kunz verplempern.
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