Sonntag, 15. November 2009

Verschieben wir's doch auf morgen

... pflegte bereits Scarlett O'Hara zu sagen, wenn's darum ging, ihre Probleme endlich mal anzupacken. Dieses Motto haben sich die Mitgliedsstaaten des asiatisch-amerikanischen Wirtschaftsforums APEC zu Herzen genommen: Obwohl es noch drei Wochen hin sind bis zum groß angekündigten und mit so manchen Hoffnungen verbundenen Weltklimagipfel in Kopenhagen, ist bereits jetzt klar, dass es dort kein verbindliches Abkommen geben wird. Das beschlossen Vertreter der APEC-Staaten in Singapur. Und zwar beim Frühstück.

Diese APEC-Staaten sind nicht irgendwer: Zu ihnen gehören mit den USA, Kanada, Japan und Russland vier der G8-Staaten, außerdem China - also einige der ganz großen CO2-Schleudern. Wenn die nicht wollen, gibt es in Kopenhagen schlichtweg keine Kyoto-Nachfolgeregelung, obwohl das vor zwei Jahren so beschlossen wurde und es allmählich auch Zeit wird, denn schon die Ziele des Kyoto-Protokolls reichen hinten und vorne nicht aus, um die globale Erwärmung auch nur ansatzweise aufzuhalten.

Stattdessen verschieben sie diese für sie ungenehme Aufgabe auf die nächste Klimakonferenz, Ende 2010 in Mexico City. Ein ganzes weiteres Jahr, in dem nichts passieren wird. Ein ganzes weiteres Jahr, in dem der CO2-Ausstoß weltweit weiter steigen wird, statt zu sinken oder auch nur zu stagnieren. Ein ganzes weiteres Jahr, in dem Merkel sich als Klimaretterin aufspielen kann, ohne irgend etwas dafür tun zu müssen. Wir haben ja Zeit; bis zum Stichjahr 2050 ist es schließlich noch lange hin. Scarlett bekam für ihre Unbekümmertheit wenigstens noch hier und da eine Standpauke von Mammy. Die Staatschefs der Hauptverursacherländer bekommen gar nichts, außer vielleicht Druck und/oder Geld von der Industrie.

Wenn man die Bezahlung einer Rechnung immer weiter vor sich her schiebt, wird sie immer teurer: Zinsen, Mahngebühren, Bußgelder. Das weiß jeder normale Mensch. Irgendwann steht dann Peter Zwegat vor der Tür. Beim Klimawandel aber kommt kein abgehalfterter TV-Heini, um zu helfen. Beim Klimawandel kommt die ganze verdammte Nordsee.

1 Kommentar:

juwi hat gesagt…

Dann kommt mehr als nur die "ganze verdammte Nordsee". Bis dahin brauchst du auch schon gar nicht mehr warten. Der Pazifik nagt bereits heute an der Existenz der Malediven und anderer Inselparadiese. Bisher sind es aber eben nur die Kleinen. Die werden von den Großen einfach mal ignoriert. Die "Großen" haben leider noch nicht mitbekommen, das ihre Küstenregionen bis hinein ins Hinterland ebenfalls bedroht sind - nicht heute, nicht einmal solange wir noch leben - aber unsere Nachfahren werden mit Sicherheit nasse Füße bekommen. Auch die derjenigen, die sich heute für groß und mächtig halten.