Der Grad der Weltentrücktheit ist schon fast bemitleidenswert: Im Tagesrhythmus benennt die katholische Kirche neue Schuldige an den zahllosen Fällen von Kinderschändung. Allein in den letzten sieben Tagen waren es nacheinander SPD und Grüne (ach nein, tschuldigung: Das kam nicht von der Kirche, sondern von der FDP), dann natürlich die Juden - wobei man sich bei Bedarf auch gleich mal selbst so fühlt wie Juden - und jetzt die Schwulen. Wenn es wenigstens Satire wäre, die da Tag für Tag aus dem Vatikan und seinen Dependancen quillt, eine Art verunglückter Versuch von Selbstironie oder so – man würde es als ein wenig platt und abgegriffen, aber wenigstens einigermaßen erträglich empfinden. Tatsächlich sind diese gedanklichen Rohrkrepierer aber der volle Ernst der vom geiligen Geist durchdrungenen Kardinäle, Bischöfe und Inquisitoren.
Eigentlich schade, dass ich meine Votings immer über einen kompletten Monat laufen lasse – die gottgefällige Suche nach dem Superschuldigen würde derzeit ein formidables Umfragethema abgeben. Aber vermutlich gilt dies auch noch in zwei Wochen, falls den Geistlichen bis dahin nicht die Feindbilder ausgehen. Wer käme denn noch so alles infrage? Die Atheisten? Die Lesben – oder sind die mit den Homosexuellen bereits abgefrühstückt, obwohl sie ja eigentlich noch viel schlimmer sind? Die Protestanten? Die Muselmanen? Der Teufel? Michael Jackson? Tick, Trick und Track? Ich bin offen für Vorschläge.
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