Samstag, 19. Dezember 2009

Die Quintessenz von NOPEnhagen

Tja, war wohl nichts: Langsam dürfte auch dem Letzten dämmern, dass der Planet endgültig vor die Hunde gehen wird. Aber sehen wir's positiv: Immerhin werden wir später ganz schön was zu erzählen haben, wenn wir im Schaukelstuhl vorm Kamin sitzend die versammelte andächtig lauschende Enkelschar mit Geschichten beglücken wollen. Hey: Schließlich waren wir dabei, als der Weltuntergang seinen Anfang nahm - dagegen kann Opa mit seinen Schützengrabenerzählungen aus Stalingrad nicht anstinken und Vattern sich mit seinen Storys, wie er die Kubakrise oder die Mondlandung erlebte, einsalzen lassen. Also seid getröstet, ihr alle, die ihr denkt, euer Dasein wäre von Langeweile bestimmt und ihr würdet eh' nichts erleben, das geeignet wäre, den familiären Unterhaltungen an langen Winterabenden etwas Würze zu verleihen. Ein bisschen schade ist es nur, dass dieselben Enkel, die uns dann zuhören, uns gleichzeitig dafür hassen werden.


Ich habe mich die ganzen zwei Wochen gedanklich bewusst vom Klimagipfel ferngehalten, die Berichterstattung darüber so gut wie gar nicht verfolgt und dementsprechend auch nichts dazu geschrieben. Nicht etwa aus Desinteresse, sondern als psychologische Selbstschutzmaßnahme: Ich hatte mir von Anfang an nichts von der Konferenz erhofft, also wollte ich mich auch nicht jeden Tag aufs Neue der Enttäuschung darüber aussetzen, dass mal wieder kein Fortschritt erzielt worden war. Worauf sollte man denn auch hoffen? Selbst die schon viel zu niedrig angesetzten Reduktionsziele von Kyoto - auch schon wieder 12 Jahre her - wurden nur in einzelnen Staaten erreicht; in Ländern wie Kanada, Spanien oder Österreich sind die Emissionen sogar massiv gestiegen.

Und selbst dieses ohnehin unzureichende Kyoto-Protokoll läuft demnächst auch noch aus, die dringend notwendige Nachfolgeregelung ist nach dem Kopenhagen-Desaster in weiterer Ferne als je zuvor. Bezeichnend ist, dass die Regierungen mittlerweile nicht einmal mehr so tun, als ließe sich die globale Erwärmung noch aufzuhalten - nein, sie soll erstmal nur auf zwei Grad begrenzt werden; um wenigstens die "schlimmsten Folgen" zu verhindern, wie es heißt. Diese Zahl ist vielleicht ehrlicher, da der längst in Gang gekommene Klimawandel ohnehin nicht mehr zu stoppen ist - gleichzeitig aber auch eine politische Bankrotterklärung.


Am Ende ging es in Kopenhagen nicht einmal mehr wie üblich ums Geld, sondern nur noch um Worthülsen. Wie zu den Zeiten der Kabinettskriege und aristokratischen Strukturen, als Sitzordnungen und die Reihenfolge des Eintretens der hochwohlgeborenen Abgesandten in den Saal wichtiger waren als die Frage nach Krieg oder Frieden, drehte sich alles um eine Handvoll Formulierungen in einem Dokument, das letztlich vollkommen wertlos ist. Ein einziger Abschnitt in einem Spon-Artikel von heute bringt alles auf den Punkt, was man über diese Konferenz wissen muss:
"Zwischenzeitlich wurde darüber diskutiert, die abendliche Beschlussvorlage der Großmächte und einiger Partner zu einem reinem 'Informationspapier' des Gipfels zu machen, einer besseren Fußnote. Das wäre eine Demütigung für die Staats- und Regierungschefs der einflussreichsten Länder der Erde. Die nun gefundene Sprachregelung verhindert den diplomatischen Super-GAU."
Darum ging es also: Um Befindlichkeiten. Nicht um die Rettung der Erde, wie ich in meiner grenzenlosen Naivität angenommen hatte. Motto: Lieber einen ökologischen als einen diplomatischen Super-GAU. Wen wundert es da noch, dass bei solchen Konferenzen nichts Brauchbares herauskommt?

2 Kommentare:

carluv hat gesagt…

wenn wir im Schaukelstuhl vorm Kamin sitzend
Wenn wir noch einen Kamin brauchen werden...

BadeImpi hat gesagt…

Schlimmer finde ich den Gedanken, am Ende Asyl in Bayern beantragen zu müssen, weil der Brocken zur nächsten, letzten deutschen Hochseeinsel wird.