Samstag, 2. August 2008

Claus Kleber reloaded

Schön, wenn man nicht ganz alleine mit seiner Meinung steht. Vor wenigen Wochen habe ich mich darüber echauffiert, wie das "heute-journal" Kampagnenjournalismus betreibt, als Claus Kleber und seine Crew Gregor Gysi mal wieder durchs Dorf trieben. Dieser wehrte sich vor Gericht gegen die manipulative Berichterstattung des ZDF - und bekam vor dem Oberlandesgericht Hamburg nun recht.

Die Richter bemängelten, dass das ZDF Aussagen von Marianne Birthler dergestalt in den Beitrag geschnitten habe, dass der Eindruck entstanden sei, sie hätte sich mit den Worten "in diesem Fall" auf einen Bericht bezogen, der in der vorigen Einstellung thematisiert worden war - in dem es aber um etwas anderes ging. Andere Umstände, die Gysis Position gestützt hätten, seien "lediglich unvollständig und als Argumente des Antragsstellers vorgestellt" worden, "wohingegen belastendes Material eingeblendet und [...] plastisch veranschaulicht" werde. Fazit des OLG: Das ZDF habe "nur sehr oberflächlich recherchiert". (Az: 7 W 73/08) Selbstverständlich hat das ZDF sofort Widerspruch eingelegt - mit GEZ-Gebühren lassen sich notfalls schließlich auch endlose Prozesse führen.

Schlampige Recherche also - das sehe ich wiederum leicht anders als die Richter, und ich wage mal die Behauptung, mich in der Materie ein wenig auszukennen. Die "heute"-Redakteure wissen mit Sicherheit, wie man recherchiert; beim Nachrichten-Flaggschiff des ZDF erstellen bestimmt keine Praktikanten die Beiträge. Wer indes in die eine Richtung intensiv recherchiert, in die gegenüberliegende aber nicht, arbeitet nicht schlampig, sondern manipulativ. Und auch die Mängel beim Zusammenschnitt, die die Richter betonten, waren wohl kaum als Fauxpas zu bezeichnen. Denn einen Schnitt einzubauen, der den Inhalt verzerrt, ist ein ziemlicher Anfängerfehler - und ich weigere mich zu glauben, dass beim "heute-journal" blutige Anfänger arbeiten. Außerdem werden die entsprechenden Redakteure den Beitrag ja vor der Ausstrahlung zu Gesicht bekommen haben.

Ohne mich hier in Verschwörungstheorien verwickeln zu wollen: Das Credo des "heute-journal"-Beitrags, Gysi als Stasi-Helfer bloßzustellen, stand mit Sicherheit längst fest, bevor sich die Redakteure an die Arbeit gemacht haben. Argumente, die den Linke-Politiker entlasten, sind da nur störend. Oder, wie es bei manchen Journalisten mitunter so schön heißt: "Ich lasse mir doch von ein paar lumpigen Fakten nicht meine schöne Geschichte kaputtmachen!"

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Sollen wir wirklich glauben, dass man an entsprechender Stelle nicht weiß, dass das Vorgehen des ZDF das Gegenteil von richtigen Weg ist, wenn man jemand "überführen" will?
Ach, stimmt ja: Der Durchschnittszuschauer denkt ja immer nur von 12 bis mittag und hat kein Gedächtnis.