Die bayerischen Grünen haben das Prinzip in Frage gestellt, dass Bischöfe und andere kirchliche Funktionäre vom Staat bezahlt werden. Mutig, mutig: In dem Land ist man schon für weniger auf dem Scheiterhaufen gelandet. Da kann der grüne Fraktionsvorsitzende Sepp Dürr einen noch so schön urbayerischen Vornamen haben - die CSU fängt bereits an, Holzscheite zu sammeln.
Das Konkordat zwischen der Katholischen Kirche und dem Freistaat Bayern, das die Bezahlung der Oberhirten regelt, wurde im Jahr 1924 abgeschlossen. Dieses Papier sei "anachronistisch", wie es Dürr formuliert. Finde ich auch; außerdem bin ich der Meinung, das es sowieso schon ein Unding ist, dass der Staat auch noch zusätzlich per Kirchensteuer Geld für die klerikale Bande eintreibt. Das alles ficht die Bayern natürlich ebenso wenig an wie der Umstand, dass die Landesverfassung eine Staatskirche ausschließt: Rund 60 Millionen Euro lassen sie sich die Entlohnung der Pfaffen Jahr für Jahr kosten. Allein der Münchner Erzbischof Reinhard Marx kassiert 10.000 Euro monatlich. Da hilft es nicht einmal, wenn man aus der Kirche austritt, um sich die Kirchensteuer zu sparen: Man bezahlt trotzdem für die Volksverdummungsmaschinerie mit. Und das auch in den meisten anderen Bundesländern.
Die CSU-Vorderen schäumen und greifen ganz tief in die schwarzbraune Floskel-Kiste. Über "multikulturelle Beliebigkeit" bei den Grünen schimpft Ministerpräsident Günther Beckstein. Dabei müsste er den Vorstoß Dürrs doch unterstützen: Zum einen würde eine Aufhebung der bestehenden Regelung die Staatskasse entlasten, zum anderen zahlt er als Protestant ja auch drauf: er muss schließlich mit seinen Steuergeldern die nicht weniger als sieben katholischen Bischöfe im Land mitfinanzieren, während es nur einen evangelischen Bischof gibt, dem Beckstein den Ring küssen könnte.
Noch grundsätzlicher sieht es die CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer. Der Vorschlag Dürrs ziele "auf eine Entchristianisierung Bayerns". Die Chefinquisitorin der Partei schwadroniert unisono mit ihrem Häuptling Beckstein von "Multi-Kulti-Gleichmacherei" und keift, dass es so etwas "ja schon in der DDR" gegeben habe. Sepp Dürr solle dafür "eigentlich beichten gehen", sagt sie.
Nun, sie sollte dafür eigentlich mal ihren Kopf unter kaltes Wasser halten und sich bei der Gelegenheit auch mal die Zähne rasieren. Aber davon - und von dem allzu plumpen DDR-Vergleich - mal ganz abgesehen, dünkt mich eine Entchristianisierung Bayerns doch gar nicht so übel zu sein. Es reicht doch, wenn dort seit 46 Jahren ein Einparteienregime herrscht - muss es auch noch ein Gottesstaat sein?
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