Was ein Unternehmen von Weltgeltung sein will, braucht - neben Raffgier und Skrupellosigkeit - vor allem eines: einen ordentlichen Skandal. Siemens hat einen, VW sowieso - und jetzt hat auch die Telekom endlich einen. Nein, gemeint ist nicht der skandalöse Umgang des Konzerns mit seinen Kunden - die Telekom hat offenbar planmäßig die Gespräche von Managern und Aufsichtsräten belauscht. Selber schuld, ich wäre an deren Stelle ja längst zu einem anderen Anbieter gewechselt. Hunderttausende ehemalige Kunden können sich schließlich nicht irren.
Aber auch mißliebige Journalisten sollen Ziel des privatisierten Lauschangriffes geworden sein. Bin gespannt, wer das sein soll - ich lese jedenfalls nicht allzu oft kritisch-investigative Berichte über den rosa Konzern. Aber vielleicht hat die Telekom die wirklich gefährlichen Reporter beizeiten mit Betonschuhen schwimmen geschickt, wer weiß.
Eine Anmerkung dazu sei erlaubt: Jedes Jahr werden zig Millionen Gespräche abgehört, und die allermeisten davon werden nicht von Telekom-Managern geführt. Das Fernmeldegeheimnis ist - den Schäubles und Schilys dieser Welt sei Dank - ohnehin nicht mehr das Papier namens "Grundgesetz" wert, auf dem es geschrieben ist. Dass es jetzt auch noch von der Privatwirtschaft mit Füßen getreten wird, ist die Konsequenz aus dieser Entwicklung. Aber eigentlich verstehe ich den Aufruhr nicht - der Gedanke hinter der Belauschung von Telefonaten ist doch die Verbrechensbekämpfung. Na, und wenn Telekom-Manager keine kriminelle Ader haben ...
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