Auf der Zielgeraden kurz vor dem endgültigen Ende des Sommerlochs erreicht uns noch eine richtige Kracher-Nachricht: Eine FDP-Politikerin namens Miriam Gruß will Überraschungseier verbieten. Nach 34 Jahren soll Schluss sein mit Happy Hippos, Tapsi Törtels und co. Der Grund: Sicherheitsbedenken. "Kinder unterscheiden nicht zwischen Spielzeug und Nahrungsmitteln", so die liberale Abgeordnete, die noch nicht einmal so alt ist wie das von ihr geschmähte Ei und früher vermutlich nie welche bekommen hat.
Aber sie hat wohl nicht unrecht: Kinder unterscheiden nicht. Wie viele meiner Sandkastenfreunde haben sich seinerzeit die Schoko-Ei-Hälften in den Setzkasten gestellt und dafür das Hüpfschlumpfinchen gefressen . . . Was hätte nicht alles aus ihnen werden können, wenn sie nicht blutspuckenderweise röchelnd ihr junges Leben auf dem Wohnzimmerteppich ausgekotzt hätten, weil ihnen das gelbe Plastikei quer in der Luftröhre steckengeblieben ist: Krebsforscher, Spin Doctor im Weißen Haus oder vielleicht sogar Baggerfahrer. Aber wie viele sind es denn nun tatsächlich jedes Jahr, denen ein Dapsy Dino operativ entfernt werden muss? Das weiß auch Frollein Gruß nicht so genau und sagt deshalb auch nichts zu irgendwelchen Zahlen.
Ich bin ja auch kein Freund dieser grandios überflüssigen und Ressourcen verschwendenden Erfindung namens Ü-Ei. Aber gerade als Liberale sollte Gruß die volkswirtschaftlichen Folgen eines Verbots im Blick haben: In der Zeit, die Kinder damit verbringen, im Laden ein Ei nach dem anderen zu schütteln - weil sie sich selbst einreden, daraus Rückschlüsse auf das enthaltene Spielzeug ziehen zu können - kauft Mutti mehr Sachen ein, die sie eigentlich nicht braucht und kurbelt damit die Binnenkonjunktur an. Da die Zwerge das notfalls stundenlang durchhalten und zum Leidwesen der Verkäufer ganze Kartons durchrütteln, ist das sicherlich eine nicht zu vernachlässigende Größe.
Und auch die Herren der Schöpfung sind daran beteiligt, wie immer, wenn es um schwachsinnige Sammelleidenschaften geht: Das Handelsvolumen, das mit den teils grenzenlos hässlichen Figuren erzielt wird, ist vermutlich so hoch wie das Bruttoinlandsprodukt mehrerer Drittweltländer. Es ist daher Unsinn, die Eier verbieten zu wollen: Nein, man müsste den Handel mit den Figuren mit einer knackigen Steuer belegen!
Aber auf so was kommt man als Nachwuchsliberale ja nicht. Vielleicht sollte man ihren Vorstoß dennoch ehren: Und zwar mit einer neuen Figurenserie. In jedem siebten Ei steckt dann ein(e) unbedeutende(r) parlamentarische(r) Hinterbänkler(in) - wie Gruß.
5 Kommentare:
Man mag ja von den Dingern halten was man will, aber meine Kinder haben die Dinger geliebt. Erstaunlicherweise haben die den Umgang mit dieser lebensgefährlichen Mischung aus Schokolade und Plastik sogar überlebt. Vielleicht sollte man der guten Frau einmal empfehlen, dass sie in Zukunft ihre eigenen Unzulänglichkeiten nicht immer
gleich bei anderen Kindern voraussetzen sollte.
Jatzt mal ganz gemein, aber ich bin auch eine Frau, deshalb darf ich das:
Hat dieser große, weiße Vogel eigentlich nichts zu tun? Könnte sie nicht die Parlamentstreppen putzen oder ihre Fußnägel lackieren, statt Steuergelder zu verblasen für einen solch hanebüchenen Scheiß?
Ich weiß ja nicht, ob Zurückrudern auch eine olympische Disziplin ist. Falls ja, hätte Frollein Gruß einen Platz auf dem Treppchen verdient: Gestern sagte sie nämlich, dass sie mit dem Satz "Das würde auch das Verbot von Überraschungseiern zur Folge haben" keineswegs ein Verbot im Sinn hatte. Hrhr.
Ich denke solche albernen Possen gehören zum 1x1 von B-Politikern, um die eigene Person populärer zu machen. Schlechte Publicity ist schließlich auch Publicity.
Einfach ignorieren. 8-)
Och, zum Ignorieren war's dann doch eine viel zu schöne Steilvorlage... reicht ja, wenn ich Frau Gruß ab jetzt für den Rest meines Lebens ignoriere ;-).
Außer natürlich, sie will Playmobil verbieten. Dann wird sie wieder Stargast hier.
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