Donnerstag, 1. Oktober 2009

It is Germany here and here is german speaking!

Dass unser Außenminister in spe des Englischen nicht so recht mächtig ist,* hat sich ja herumgesprochen; ob dieser Umstand seine Eignung für diesen wichtigen Posten eventuell ein wenig in Frage stellen könnte, sei einmal dahingestellt. Westerwelles batzige Reaktion auf der FDP-Pressekonferenz vom Montag tut es auf jeden Fall: Erstaunlich unsouverän pampte er auf eine Wortmeldung eines BBC-Reporters herum. Da war er wieder, der unsympathische Fritz.



Vorweg: Ich finde es grundsätzlich durchaus nicht illegitim, dass er es zunächst als selbstverständlich erachtet, dass eine in Deutschland stattfindende Pressekonferenz auch in Deutsch gehalten wird. Und ich gehe davon aus, dass die BBC wohl kaum einen Korrespondenten dorthin geschickt hat, der überhaupt kein Deutsch kann, bloß damit er eine Frage stellt, die anscheinend zuvor sowieso schon beantwortet worden war - es sei denn, sie hatte damit etwas Bestimmtes im Sinn. Aufgrund der vorweg explizit geäußerten Bitte um eine Antwort auf Englisch hege ich nämlich den sehr starken Verdacht, dass die BBC auf eben diesen Effekt aus war: Der designierte deutsche Außenminister stolpert sich durch einen begrenzten englischen Wortschatz, grauenhafte Aussprache und fragwürdige Grammatik, macht sich damit lächerlich und hinterher kann man sich auf der ganzen Insel darüber beömmeln.

Ob Westerwelles Englischkenntnisse nun zum Fürchten sind oder nicht, will ich an dieser Stelle gar nicht groß thematisieren - obwohl ich mich schon frage, wie der Mann mit den zahlreichen Gesprächen, die ihn in den kommenden vier Jahren auf Auslandsreisen oder mit ausländischen Gästen erwarten, denn eigentlich klarkommen will. Schließlich ist und bleibt Englisch die maßgebliche internationale Verkehrssprache, die zu beherrschen mittlerweile von jedem popligen Praktikanten eingefordert wird. Ich hoffe zumindest, dass Westerwelle nicht irgendwann auf irgendeinem Gipfel mangels Sprachfähigkeit so unverständliches Zeug radebrecht, dass er damit versehentlich einen Atomkrieg auslöst.

Nein, was mich an diesem Video viel mehr erschreckt, ist die Tatsache, dass der Politiker, der künftig maßgeblich für die Außendarstellung Deutschlands im Rest der Welt zuständig sein wird, die nationalmuffige Reaktion eines Spießbürgers an den Tag legt, der von einem Ausländer nach dem Weg zum Bahnhof gefragt wird: "Hörnse mal, wir sind hier in Deutschland, und hier wird gefälligst anständig Deutsch gesprochen!" Diese Gebaren ist viel, viel peinlicher als schlechtes Englisch. Was kommt als nächstes? Eine Ansage an die Arbeitslosen: "Solange ihr EURE Füße unter MEINEN Tisch stellt...?"

Westerwelle legt hier das diplomatische Feingefühl eines Wilhelm Zwo an den Tag. Seine Englischkenntnisse hätten sicher durchaus ausgereicht, um den BBC-Mann auf englisch darum zu ersuchen, seine Frage auf deutsch zu stellen. Das wäre souverän gewesen. Oder er hätte auf Selbstironie setzen und erklären können, dass er dem Fragesteller aufgrund seiner bekannten Sprachschwierigkeiten nicht zumuten möchte, sich die Antwort auf englisch anhören zu müssen - damit hätte er die Lacher auf seiner Seite gehabt.

Statt dessen: Arrogantes Herumgezicke, das er mit dem abschließenden Hinweis aufs Teetrinken nicht wieder geradebiegt, sondern nur noch peinlicher macht. Wie reagiert so ein kleinkarierter Fatzke, wenn er Barack Obama, den Dalai Lama oder einen chinesischen Dissidenten im Außenministerium empfängt? "Also, so geht's nun nicht mit Ihrem Kauderwelsch, Herr Lama! Es ist hier Deutschland, da reden sie bitteschön deutsch mit mir!" Oder, noch schlimmer, wenn er es wirklich mal mit einer knallharten internationalen Krisensitzung, die zufällig in Berlin stattfindet, zu tun bekommen sollte? "Also wenn Sie meine Meinung dazu hören wollen, müssen Sie mich schon auf deutsch fragen! Es ist Deutschland hier! Sonst sage ich eben gar nichts! So!"



*Außer natürlich, es geht um Begriffe wie "business", "economy", "shareholder value" oder "cashflow".
__________________________
Edit, 22. Oktober: Wie so oft ist auch in diesem Fall das eingebettete YouTube-Video irgendwann nicht mehr verfügbar. Es war gar nicht so einfach, ein neues zu finden - vor allem, wenn man sich dies hier anschaut:


Da fragt man sich ja schon, von wem und warum dies angefragt wurde. Man kann es sich aber auch einfach denken.

1 Kommentar:

Blinkfeuer hat gesagt…

Als ob es irdendeinen Bezug zur Realität hätte, welche Sprache jemand mit der tibetanischen Grinsrübe sprechen will.
Eine pol. Verpflichtung den DalaiLaber zu empfangen, den sehe ich für Welli nicht.
2 Kasper blubbern um die Wette? Deutschland jubelt.
Na und?

Für weitere Info über die Dolmetscherei:
"Mein Herz so weiß, Xavier Marias" lesen.