Noch zwei Tage bis zum Untergang...

... zwar nicht der Welt, aber doch immerhin der abendländischen Kultur, der ja bekanntlich schon oft vorausgesagt wurde, trotz aller Misshandlungen von Sprache, Kunst und Wissenschaft aber bis jetzt doch noch nicht eingetreten ist. Aber wenn ich Dieter Bohlen gestern abend bei "Stern TV" richtig verstanden habe (man halte mir zugute, dass ich diesen König aller Unsympathen tatsächlich mehrere Minuten lang ertragen habe, ohne den Ton auszumachen oder gleich das ganze Gerät aus dem Fenster zu werfen), dann wird zum Auftakt der diesjährigen "Supertalent"-Staffel ein Mann namens "Mr. Methan" Beethoven furzen.

Bohlens Freunde bei der Bild-Zeitung zitieren Kollegin van der Vaart mit den Worten: "Ich glaube, dass ist so ein Männerding. Der hat sogar durchs Pupsen brennende Kerzen ausgemacht." Dem ersten Teil dieser Aussage stimme ich unumwunden zu; was den zweiten Teil betrifft, so hätte ich mir zur Lösung des Problems eigentlich eine Explosion erhofft. Man kann sich auf nichts mehr verlassen, nicht einmal mehr auf die Chemie.

Wäre ich Anhänger von Samuel Huntingtons "Kampf der Kulturen"-Theorie, dürfte man diesen Auftritt wohl getrost als Kapitulation betrachten. Wäre ich religiös, bliebe mir immerhin noch Trost im Glauben, dass es für Leute wie Bohlen oder Mr. Methan eine eigene Hölle gibt. Und wäre ich Kulturkritiker, würde ich jetzt hier nichts schreiben, da mir gestern der Kopf weggeplatzt wäre.

Bin ich aber alles nicht. Dafür aber Pragmatiker; und da das Leben ja irgendwie weitergehen muss, freue ich mich an anderen Dingen, die angesichts des zivilisatorischen Niedergangs kleine Hoffnungsschimmer darstellen - etwa, dass einer meiner Lieblingsblogs, nämlich der von Frau Dr. Buchstäblich-Seltsam, nach acht Monaten Sendepause wieder von den Toten auferstanden ist und hiermit feierlich und offiziell von meinem "Blog-Friedhof" exhumiert wird. In der Hoffnung, dass er fortan nicht nur ein Zombiedasein fristen wird: Willkommen zurück, Frau Dr.!