Mittwoch, 16. April 2008

Ich kann auch in Urlaub fahren, ohne ein Buch darüber zu schreiben

Aus Gründen der Verbesserung meines Gemütszustandes und der Wiederherstellung meiner geistigen Zurechnungsfähigkeit - allgemein kurz "Urlaub" genannt - wird sich hier in den nächsten zwei Wochen nicht allzuviel tun. Also nicht wundern, nur ärgern ;-).

Und wenn ich zurückkomme, möchte ich eine dreistellige Teilnehmerzahl bei der Umfrage haben. Bis dahin - Dr. No

Dienstag, 15. April 2008

Aller schlechten Dinge sind drei

Man mag es kaum glauben: Silvio Berlusconi is back, stärker als je zuvor und mit soliden Mehrheitsverhältnissen. Der König der Verjährungsfristen, der - wenn ihm Knast droht - einfach ein entsprechendes Gesetz vorlegt, welches ihm eine Verurteilung erspart.

Man kann lange und intensiv darüber sinnieren - und viele tun es auch - warum die Italiener diesen zu kurz geratenen Mafioso nun schon zum dritten Mal gewählt haben. Die Antwort ist ganz einfach und soll hier unmissverständlich ausgesprochen werden: Der Großteil der Italiener muss schlicht bescheuert sein.
Eine andere Erklärung kann es nicht geben, denn für Berlusconi zu stimmen, ist nicht entschuldbar. Einem Mann, der zigfach vor Gericht stand und wegen Meineids vorbestraft ist, offen mit Mussolini sympathisiert und mit den von dessen Enkelin geführten Neofaschisten koaliert, gebührt nicht der Sitz des Regierungschefs, sondern ein Schlafplatz "bei die Fische".

Vielleicht hatte der Erzreaktionär Joseph de Maistre recht, als er sagte, dass jedes Volk die Regierung habe, die es verdiene. Fragt sich nur, womit hat man jemanden wie Berlusconi verdient?

Montag, 14. April 2008

Die Rückkehr der Roten Socken

Außenminister Frank-Walter Steinmeier wurde die Ehre zuteil, im Baseball-Match zwischen den Boston Red Sox und den New York Yankees den ersten Stein, ich meine: Ball zu werfen. Das darf wohl als US-amerikanische Variante einer Ordensverleihung angesehen werden. Medienberichten zufolge hat Steinmeier sich gut verkauft, was wohl heißt, dass er niemanden mit dem ziemlich harten Ball erschlagen hat.

An sich eine völlig uninteressante Begebenheit. Dass es allerdings nun Fotos gibt, auf denen einer der führenden SPD-Politiker eine Jacke mit der Aufschrift "Rote Socken" trägt, verbuche ich mal als gelungenen Treppenwitz der Zeitgeschichte.

Da Deutschland aber ausländischen Würdenträgern vergleichbare Ehrungen nicht bieten kann, schlage ich vor, daran etwas zu ändern. Also: Zum nächsten Besuch von Steinmeiers Amtskollegin Condoleeza Rice darf diese bei einem Fußball-Bundesligaspiel beim Anstoss mitwirken. Und zwar als Ball.

Freitag, 11. April 2008

Die Ga ... Die Gaga...

Eine knappe Woche nach der Kaperung der Luxusyacht "Le Ponant" durch somalische Piraten sind die 30 Besatzungsmitglieder, die als Geiseln festgehalten wurden, unverletzt freigekommen - allem Anschein nach durch die Zahlung eines Lösegeldes in Millionenhöhe. Das ist eine gute Nachricht.


Weniger Glück hatten offenbar die Piraten: hier ist von Schusswechseln mit verfolgenden französischen Militäreinheiten und mehreren Toten die Rede. Nun ja, die Zeiten werden härter - früher wären sie vielleicht noch mit einer ordentlichen Tracht Prügel davon gekommen, wie die obenstehende authentische Abbildung zeigt. Aber früher waren ja auch die Segelschiffe noch schöner und ohnehin alles besser.

Mittwoch, 9. April 2008

Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass

Auch auf die Gefahr hin, dass dieser Blog derzeit etwas monothematisch daherkommt: Olympia, mal wieder. Nachdem das Nationale Olympische Komittee beschlossen hat, jegliche politische Agitation den einzelnen "mündigen" Sportlern zu überlassen, wollen diese nun wissen, was sie sagen dürfen und was nicht. Typisch deutsch. Politische Aktionen schön und gut, aber was, wenn das verboten ist...? Mein Tipp: am besten gar nix sagen, gibt eh' nur Scherereien. Hinterher ist dann das Geschrei groß und keiner will's gewesen sein.

Aber falls der geforderte Maulkorb-Leitfaden tatsächlich erstellt werden soll, würde ich empfehlen, die PR-Agentur Hill & Knowlton zu beauftragen. Das wäre sicherlich die effektivste Methode, denn diese Leute kennen sich im Thema aus:
"Die PR-Profis kennen offensichtlich keine Scheu, sich die Finger schmutzig zu machen, beraten neben dem IOC auch die chinesische Regierung und das Pekinger Organisationskomitee für Olympia. Das sorgt sicherlich für kurze Kommunikationswege. Ein Schelm, wer hier eine Interessenverquickung sieht."
Und außerdem konnte die Agentur schon in der Vergangenheit bemerkenswerte Erfolge vorweisen, etwa mit dem legendären Auftritt der heulenden kuwaitischen Krankenschwester vor dem US-Kongress im Vorfeld des Zweiten Golfkrieges, die erzählte, wie irakische Soldaten Babys aus den Brutkästen gerissen hätten. Das war bekanntlich ebenso erfunden wie ihre Krankenschwester-Identität: es handelte sich um die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA. Für diese Aufführung gab es zwar keinen Oscar, aber immerhin einen ordentlichen Krieg.

Dass sich die Olympia-Funktionäre mit derart verabscheuungswürdigen Propagandisten einlassen, ist traurig - passt aber irgendwie zum beschämenden Gesamtbild, dass das IOC im Zuge der Tibet-Krise bietet.

Armut schafft Bevölkerungswachstum

Gute Nachricht: Die deutsche Bevölkerung stirbt wohl doch so schnell nicht aus. Zu verdanken haben wir diese Entwicklung - wer hätte das gedacht - nicht zuletzt den Reformen des Peter Hartz.

Denn Bezieherinnen von ALG II, besser bekannt als Hartz IV, bekommen keinen müden Cent extra, um sich die Pille zu besorgen, die ja bekanntlich von der Kasse nicht bezahlt wird. Das macht die Verhütung für Erwerbslose kaum bezahlbar - auch mittels Kondomen nicht, denn die kosten auch was. Das im Regelsatz von 347 Euro vorgesehene Budget für Gesundheitspflege beträgt nicht einmal 14 Euro für einen Erwachsenen - das reicht gerade mal für Kopfschmerztabletten, und wer unter Heuschnupfen leidet, hat eh' verloren.

Dafür wird, wenn's schiefgeht, vom Staat eine Abtreibung bezahlt. Dass diese belastende und schmerzhafte Prozedur keine Alternative, sondern höchstens den letzten Rettungsanker darstellt, ist unzweifelhaft. Im Endeffekt heisst das, dass nicht wenige Frauen aus Armutsgründen ungewollt schwanger werden und das Kind auch austragen dürften, was ihre eigene ökonomische Situation ebenso wenig verbessert wie die Zukunftsaussichten des ungeplanten Kindes.

Aber genug der Gefühlsduselei, es geht ja schließlich um die Geburtenzahlen - und da hat Hartz, der einst der brasilianischen Freundin des VW-Spezis Volkert einen gutdotierten Job besorgte, von dem sie sich sicherlich alle Pillen der Welt kaufen konnte, seinem Heimatland (und dem Rentensystem) einen großen Dienst erwiesen. Stimmt's? Nein, stimmt natürlich nicht. Denn wie sagte schon der Bundestagsabgeordnete Daniel Bahr (FDP - was sonst): "Es ist falsch, dass in diesem Land nur die sozial Schwachen die Kinder kriegen." Tja, Danny-Baby, du verabscheuungswürdiger elitärer Jungliberaler, bedanke dich bei Puff-Peter.

Dienstag, 8. April 2008

Wer die Fackel auspustet, darf sich etwas wünschen

Ein jämmerliches Bild: Die Olympische Fackel, von den Nazis eingeführtes Sinnbild für Frieden und Völkerverständigung (<- bitte nochmal lesen), muss auf ihrem Weg durch Europa von chinesischen Gorillas in häßlichen Jogginganzügen vor den aufgebrachten Tibet-Demonstranten bewacht und bei Bedarf - sprich: wenn einer der Protestler zu nahe kommt - kurzerhand ausgeblasen werden. Falls sich die Sicherheitskräfte dabei auch etwas wünschen durften, war es sicherlich der Wunsch, dass die Etappe über den Mount Everest abgesagt wird.

Niemand scheint zu wissen, wessen Befehl die Wachen eigentlich unterstehen - die lokalen Polizeiapparate in London und Paris scheinen es jedenfalls nicht zu sein. Gerüchten zufolge handelt es sich um Elitesoldaten. Der Fackelläufer wird von ihnen eingekeilt wie ein US-Politiker in Bagdad. Und dass die Flamme dauernd ausgepustet wird, spielt keine Rolle, denn es wird eine "Mutterflamme" im Bus mitgeführt, an der man sie jederzeit wieder entzünden kann. Ein Feuerzeug reicht hier nicht, schließlich gilt es, die mystische Verbrämtheit aufrechtzuerhalten, die diesem Lauf künstlich eingehaucht worden ist.

Das Ganze wird zu einer immer unglaublicheren Farce. "Abscheuliche Missetaten" nennt Peking die Protestaktionen - starker Tobak von Seiten einer Regierung, die gerade hunderte Tibeter umgebracht hat. Ein Umdenken ist hier erforderlich, um solche unschönen Demo-Bilder zukünftig zu vermeiden. Ich schlage vor, die Flamme den Rest des Weges in einem Panzer zu transportieren. Die Route wird immer schon einen Tag vorher weiträumig abgesperrt. Tibeter, Exiltibeter und Leute, die aussehen wie Tibeter, werden vorübergehend unter Hausarrest gestellt. So sollte der Fackellauf stölungsflei und oldnungsgemäß zum planmäßigen Ende geblacht welden können. Schließlich handelt es sich veldammt noch mal um ein Symbol des Fliedens, und wenn das in eulen §$%#& Schädel nicht leingeht, dann welden wil...

Montag, 7. April 2008

In memoriam Charlton "Ben" Heston

Charlton Heston, Schauspieler und Waffennarr, ist gestorben. Ob er mit der Flinte in der Hand sein Leben ausgehaucht hat, entzieht sich im Moment meiner Kenntnis. Falls ja, käme ich nicht umhin zu sagen: Jetzt nehmt ihm doch endlich das Gewehr aus seiner kalten, toten Hand.



Welches Bild von ihm wohl übrigbleibe, fragt der Spiegel in seinem Nachruf. Für mich persönlich sind es zwei Szenen, die unweigerlich mit dem Namen Charlton Heston verknüpft sind. Zum einen die wundervolle Szene in "Ben Hur", in der ein kleines rotes Auto an der Circuskulisse vorbeifährt. Zum anderen - und das viel nachhaltiger - sein Auftritt als boshafter, niederträchtiger und wirrer alter Mann in Michael Moores oscargekröntem Meisterwerk "Bowling for Columbine".



Die Metamorphose vom liberalen Unterstützer Martin Luther Kings zum geifernden Reaktionär erscheint rückblickend äusserst merkwürdig. "I was misguided", erklärt Heston sein früheres Engagement für die gute Sache. Ja, fehlgeleitet war er wirklich, allerdings erst später. Aber da man ja über die Toten nicht schlecht reden soll, begraben wir das Thema (hehe) an dieser Stelle und erinnern uns an die besseren Filme, in denen er mitgewirkt hat, etwa "Planet der Affen", "Weites Land" oder "2022". Und zum Gedenken an Heston jetzt bitte alle zusammen ganz laut - zwo, drei, vier:

"SOYLENT GREEN IST MENSCHENFLEISCH!"

Freitag, 4. April 2008

Der Boden war zu hart! Und die Wildschweine haben irgendwelche Schweinereien zu fressen bekommen!

Eigentlich wollte ich ja jetzt nicht dauernd Preise für dämliche Ausflüchte (siehe Lidl) vergeben. Aber für Olli Kahn mache ich gerne eine Ausnahme: Der gab der physischen Anwesenheit von Jürgen Klinsmann die Schuld am 1:1-Unentschieden gegen den FC Getafe.


"So etwas habe ich in meiner gesamten Karriere noch nie gehört oder erlebt, dass ein Trainer, der erst ab der kommenden Saison in der Verantwortung steht, schon in der laufenden Saison auf der Tribüne sitzt. [...] Wir sind auf dem Weg zu drei Titeln, da schadet jede Ablenkung."


Ähääh. Die hochbezahlten Vollprofis von Bayern München lassen sich von der Tatsache, dass ihr zukünftiger Übungsleiter zuguckt, derart ablenken, dass sie sich in letzter Minute noch ein Gegentor einfangen? 60.000 grölende Fans sind kein Problem, aber ein Blondschopf, der sich mit seinem - nun ja - Arbeitsmaterial vertraut machen will? "Das macht man nicht", geifert Kahn. Grotesk. Was macht dieser Primat unter den Torhütern wohl, wenn seine Mutti mal ins Stadion kommt und ihren Lütten sehen will? Heulend in der Umkleide bleiben und sich weigern, rauszukommen?

Donnerstag, 3. April 2008

Frau Schneider und der Mullah aus Lhasa

Erneut hat eine Linke-Abgeordnete ihre verquere Privatmeinung öffentlich kundgetan (in diesem Fall den Dalai Lama mit dem Ayatollah Khomeini verglichen), erneut distanzierte sich die Parteispitze von diesen Aussagen - und erneut wird es den Medien schnurz sein: Gong frei zur nächsten Runde im Linken-Bashing!

Natürlich hat Christiane Schneider in der Hamburger Bürgerschaft Dünnpfiff erzählt. Das fing schon beim obligatorischen gesellschaftspolitisch-historischen Rundumschlag an, der in diesem Fall beim Boxeraufstand losging und bei Olympia aufhörte. Typisches Verhaltensmuster von Linken; oftmals richtig und notwendig, manchmal aber auch hanebüchen und nervtötend. Natürlich haben die Kolonialmächte, darunter auch das Deutsche Reich, China ausgeplündert und unterjocht - die Entscheidung, Tibet zu okkupieren, traf die Volksrepublik allerdings ganz allein. Und die Gemeinsamkeiten zwischen dem Dalai Lama und dem Blutsäufer Khomeini erschöpfen sich bislang darin, dass beide religiöse Führer einer Oppositionsbewegung sind bzw. waren. Nicht weniger, aber vor allem auch nicht mehr. Vielleicht möchte Frau Schneider das mit einigen der zahlreichen iranischen Flüchtlinge in diesem Land näher diskutieren? Genausogut könnte man Franklin Delano Roosevelt und Adolf Hitler vergleichen, weil beide gewählte Staatsoberhäupter waren.

Aber auch Hamburgs SPD-Fraktionschef Michael Neumann machte in seiner Reaktion keine gute Figur. Die Linke habe "ihre Maske fallen lassen", kläffte er, sie sei noch "nicht in der Demokratie angekommen" - und dafür muss er zweimal fünf Euro ins Phrasenschwein zahlen. Denn das ist wieder hohles Wahlkampfgequatsche, obwohl der ja eigentlich vorbei ist. Wenn die Aussagen eines Abgeordneten tatsächlich eine Einordnung der ganzen Partei erlauben würden, sollte sich die CDU warm anziehen, denn dann stehen morgen Tausende mit Spazierstöcken und Gartengeräten bewaffnete wütende Rentner vor dem Konrad-Adenauer-Haus und fordern die Herausgabe von Jens Spahn.

Ach ja, die CDU. Deren Reaktionen auf die Schneider-Rede schenke ich mir, ich habe sowieso schon immer Pofallas omnipräsente, näselnde Muttersöhnchenstimme im Ohr. Statt dessen möchte ich auf das eigentliche Problem beim Dalai Lama hinweisen: nämlich dass er mit Roland Koch befreundet ist. Das ist das wirklich Beunruhigende und Gefährliche an dieser Person.

Dienstag, 1. April 2008

Grußworte zum 125. Todestag von Karl Marx, Folge 3

"Mit der aktuellen Bankenkrise [...] läuft die unangefochtene Vorherrschaft des angelsächsischen Finanzkapitalismus aus. Die globale Ökonomie wird und muss sich neu formieren. [...] Wenn Dollar-Millionen an Jahressalären für schlichte Geldhändler an der Tagesordnung sind, während gleichzeitig die Einkommen der reale Werte Schaffenden stagnieren oder gar rückläufig sind, dann gerät die Wirtschaftsordnung in eine Legitimationskrise."

Wolfgang Kaden, manager magazin

Die Umfrage des Monats

So, der Monat ist um. Vor vier Wochen fragte ich an dieser Stelle, welche E-Mail-Betreffzeile am erfolgversprechendsten wäre, um den Bundestrojaner auf die heimische Festplatte zu schmuggeln.

Mit überwältigender Mehrheit von fast zwei Dritteln sprach sich die bundesdeutsche Bevölkerung für die Betreffzeile "Aufmachen, Polizei!" aus. Dem ist nichts hinzuzufügen: so viele Bürger können nicht irren und dass klare, eindeutige Befehle sich gerade hierzulande als am zielführendsten erwiesen haben, ist auch kein Staatsgeheimnis.
Die scharfe Nachbarin landete ebenso wie die Nigeria-Variante abgeschlagen auf den Plätzen. Und die Viagra-Werbung erhielt erst gar keine Stimme. Entweder sind die Leute der Dauerbespammung überdrüssig oder alle haben schon Viagra - wer weiß das schon.

Als guter Staatsbürger halte ich es für meine Pflicht, das Bundesinnenministerium über meine Erkenntnisse zu unterrichten und ihm so Arbeit (und damit Steuergelder) zu ersparen. Eigentlich. Da ich aber dann doch keinen Wert darauf lege, dass die durchgedrehten Schwerst-Paranoiker im BMI meine E-mail-Adresse in die Finger kriegen, lasse ich es lieber.

Die neue Umfrage des Monats befasst sich mit den Wahlerfolgen der Linkspartei. Viel Spaß!