Mittwoch, 9. April 2008

Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass

Auch auf die Gefahr hin, dass dieser Blog derzeit etwas monothematisch daherkommt: Olympia, mal wieder. Nachdem das Nationale Olympische Komittee beschlossen hat, jegliche politische Agitation den einzelnen "mündigen" Sportlern zu überlassen, wollen diese nun wissen, was sie sagen dürfen und was nicht. Typisch deutsch. Politische Aktionen schön und gut, aber was, wenn das verboten ist...? Mein Tipp: am besten gar nix sagen, gibt eh' nur Scherereien. Hinterher ist dann das Geschrei groß und keiner will's gewesen sein.

Aber falls der geforderte Maulkorb-Leitfaden tatsächlich erstellt werden soll, würde ich empfehlen, die PR-Agentur Hill & Knowlton zu beauftragen. Das wäre sicherlich die effektivste Methode, denn diese Leute kennen sich im Thema aus:
"Die PR-Profis kennen offensichtlich keine Scheu, sich die Finger schmutzig zu machen, beraten neben dem IOC auch die chinesische Regierung und das Pekinger Organisationskomitee für Olympia. Das sorgt sicherlich für kurze Kommunikationswege. Ein Schelm, wer hier eine Interessenverquickung sieht."
Und außerdem konnte die Agentur schon in der Vergangenheit bemerkenswerte Erfolge vorweisen, etwa mit dem legendären Auftritt der heulenden kuwaitischen Krankenschwester vor dem US-Kongress im Vorfeld des Zweiten Golfkrieges, die erzählte, wie irakische Soldaten Babys aus den Brutkästen gerissen hätten. Das war bekanntlich ebenso erfunden wie ihre Krankenschwester-Identität: es handelte sich um die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA. Für diese Aufführung gab es zwar keinen Oscar, aber immerhin einen ordentlichen Krieg.

Dass sich die Olympia-Funktionäre mit derart verabscheuungswürdigen Propagandisten einlassen, ist traurig - passt aber irgendwie zum beschämenden Gesamtbild, dass das IOC im Zuge der Tibet-Krise bietet.

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