Mittwoch, 27. Oktober 2010

Localize it

Liebe NWZ: Dein Bestreben, das große, große Weltgeschehen nach Möglichkeit auf dein kleines Verbreitungsgebiet runterzubrechen, sei dir unbenommen; das machen schließlich viele Zeitungen. Aber nicht jede macht sich dabei derartig lächerlich wie du: "Funkerin aus Elsfleth lotst Marine zum Geisel-Schiff" titelst du am Dienstag, dankenswerterweise (noch) ohne abschließendes Ausrufezeichen, und die paarhundertfuffzich Leser aus dem genannten Kaff in der Wesermarsch freuen sich bestimmt wie Bolle und finden dich dafür total dufte. Was macht es da schon, dass die Dame mit Elsfleth soviel zu tun hat wie... nun, sagen wir: Wie der Nobelpreisträger Harald zur Hausen mit dem südoldenburgischen Vechta. Der gebürtige Gelsenkirchener hatte dort in den 50ern lediglich die letzten Schuljahre bis zum Abitur hinter sich gebracht - was dich aber nicht daran hinderte, 2008 triumphierend "Nobelpreisträger aus Vechta" zu titeln.

Freitag, 15. Oktober 2010

Man freut sich ja schon über Winzigkeiten

Wenn ich bei diesem Artikel mal kurz dazwischenfragen dürfte, liebe Spiegel-Redaktion: Welche "außenpolitischen Erfolge" von Guido Westerwelle sind denn gemeint? Dass er es geschafft hat, ein paar Worte zur Rettung der chilenischen Bergleute zu sagen, ohne die Senkung ihrer Löhne zu fordern, gegen ihre Gewerkschaft zu wüten und dafür zu plädieren, dass sie die Kosten ihrer nun folgenden psychologischen Behandlung gefälligst selber tragen müssten?

Verstehe. Bei Westerwelle darf man es schon als Erfolg verbuchen, wenn er mal fünf Minuten lang wie ein normaler Mensch wirkt.

Sonntag, 3. Oktober 2010

Das Ende der Geschichte, Teil I: Democracy is stonk!

Den Fernseher sollte man heute meiden: Allüberall Einheitsbesoffenheit, gegenseitige Bauchpinselei und Beschwörung der ach so erfolgreichen und stabilen Demokratie in diesem Land, während die Medien Wulff in den Allerwertesten kriechen, weil er es tatsächlich geschafft hat, gleich mehrfach Subjekt, Prädikat und Objekt aneinanderzureihen - also seine dröge Rede zu halten. In dieser oktroyierten Friede-Freude-Eierkuchenstimmung stellt sich mir die Frage, ob das Jahr 2010 irgendwann gesonderte Erwähnung in den Geschichtsbüchern finden wird. Denn diese Legislaturperiode hat das Zeug zum zentralen Kapitel der deutschen Nachkriegsdemokratie-Geschichte. Vielleicht sogar zu ihrem Epilog.*

Freitag, 1. Oktober 2010

Neue Umfrage: Dublonen! Dublonen!

Satte fünf Euro gibt's bar auf die Kralle - da staunt der Hartz-IV-Empfänger, und die Opposition wundert sich. Zum Beispiel darüber, dass sie keinen Einblick in das neue Berechnungsmodell erhät, obwohl das doch damals der springende Punkt beim BVG-Urteil war. Immerhin hat Ursel von der Leyens Ministerium schon eingeräumt, dass es mit der Zahlenjonglage ein wenig überfordert war und sich der eine oder andere "Zahlendreher" eingeschlichen habe. Vermutlich sollten es erst fünf Euro weniger werden. Oder 346,- statt 364,- Euro als Regelsatz. Aber wir wollen hier nicht lamentieren, sondern konstruktiv an der Sozialpolitik mitwirken. Nämlich mit der neuen Umfrage: Was also sollen sich Langzeitarbeitslose von ihrem zusätzlichen Geldsegen kaufen?