Dienstag, 7. Oktober 2008

Stiftung Qualentest warnt: Keine Billig-Folter aus Fernost!

Eine schöne Nachricht des Tages ist, dass das US-Militär laut Gerichtsbeschluss 17 Gefangene freilassen muss, die unschuldig in Guantanamo einsitzen. Es handelt sich dabei um chinesische Uiguren, muslimisch zwar, aber - man höre und staune - trotzdem keineswegs terrorverdächtig. Es sei denn natürlich, man fragt die Machthaber in Peking: Für das Regime, das die Uiguren seit langem systematisch unterdrückt, handelt es sich sehr wohl um Terroristen, weshalb es vehement die Auslieferung der Noch-Gefangenen fordert. Womit wir bei der unschönen Nachricht wären.

Die Wahrheit ist: Die Uiguren, die vor der Verfolgung durch die chinesischen Behörden nach Afghanistan und nach Beginn des Krieges nach Pakistan geflohen waren, sind Ende 2001 von Kopfgeldjägern an die USA verkauft worden (Stückpreis 5000 Dollar, wofür man auch zwei Iraker erschießen könnte) und sitzen seitdem in dem Militär-Gulag ein - obwohl das Pentagon spätestens seit 2005 weiß, dass sie unschuldig sind. Dennoch werden sie erst seit letzter Woche nicht mehr als "feindliche Kämpfer" betrachtet. Sie verbringen dort fast den ganzen Tag in Isolationshaft und werden in kleine Metallboxen gesperrt. Seit, um das nochmal zu verdeutlichen, sieben Jahren.

Und nun die Pointe: Die USA weigern sich seit Jahren, die uigurischen Gefangenen freizulassen, da andere Länder sich weigern, sie aufzunehmen und ihnen - man halte sich fest, das erfinde ich jetzt nicht - bei einer Rückkehr nach China Folter droht!

Ich finde es schön, dass das US-amerikanische Militär auch mal sein menschliches Antlitz zeigt. Nicht zuzulassen, dass freigelassene Gefangene in ihrem Heimatland Opfer von Folter werden, zeugt wirklich von Edelmut. Da foltert man sie doch lieber selbst - da weiß man, was man hat. Nicht diese minderwertige Billigfolter aus Fernost.

Bleibt die Frage, warum die Militärs die Uiguren damals so bereitwillig gekauft und eingekerkert hat - unter den Attentätern des 11. September 2001 waren, soweit ich mich erinnere, recht wenig chinesische Staatsbürger. Aber hey - die sehen doch sowieso alle gleich aus da unten, oder nicht?

Schlussbemerkung: Die USA weigern sich natürlich auch selbst, die Uiguren aufzunehmen - von einer Entschädigungszahlung für die erlittenen Qualen und die geraubte Lebenszeit mal ganz abgesehen. Das einzige Land, das bislang Uiguren aus Guantanamo als politische Flüchtlinge bei sich aufgenommen hat, nämlich fünf an der Zahl, ist das bitterarme Albanien.

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