Mittwoch, 14. Januar 2009

Deppendämmerung im Weißen Haus

Sechsmal werden wir noch wach - heißa, dann ist Bush-weg-Tach: Der am meisten missunterschätzte Präsident der Geschichte packt seine Siebensachen in einen Pappkarton und räumt seinen Schreibtisch, um fortan in friedlicher Koexistenz mit den Fischen zu leben. So manchem wäre es lieber, er würde stattdessen "bei die Fische schlafen", aber man kann ja nun nicht alles haben.

Was macht der Mann also nun mit seiner vielen Freizeit? Denn davon wird er tatsächlich mehr als genug haben - im Gegensatz zu fast allen seiner Vorgänger wird sich das Angebot an öffentlichen Auftritten bei ihm in Grenzen halten, und bei seiner unausweichlich bevorstehenden Autobiografie wird Dabbeljou wohl kaum auch nur eine Zeile selbst verfassen. Bleibt also - neben Golfspielen, Tontaubenschießen und Cowboyspielen -, an der eigenen Legende zu stricken. Dass er sich für Gottes Werkzeug auf Erden hält, ist hinlänglich bekannt - nun versucht er auch noch, einen auf Altersweisheit und Selbstkritik zu machen.

Für seine martialische Rhetorik im Vorfeld des Irak-Krieges hat er sich beizeiten ja schon entschuldigt, wenn auch nicht für das martialische Vorgehen selbst. Nun räumte er bei seiner letzten Pressekonferenz ein, dass er nach dem Hurrikan "Katrina", der 2005 New Orleans verwüstete, vielleicht doch irgend etwas hätte tun sollen. Respekt vor dieser Schlussfolgerung - der Umstand, dass er diese nach drei Jahren zieht, lässt vermuten, dass er ganz allein darauf gekommen ist.

Ebenso sieht er nun ein, dass sein "Mission accomplished"-Auftritt auf dem Flugzeugträger mehr als lächerlich war. Neinnein, nicht etwa sein akuter Testosteronschub, der ihn dazu brachte, einen Kampfpilotendress anzuziehen - die vorzeitige Bekanntgabe des Sieges im Irak, das sieht Bush nun ein, war eben etwas sehr vorzeitig. Schließlich gab es seitdem noch weitere Hekatomben an Toten, die von ihren Angehörigen beweint werden. Das ist Bush auch bewusst: "In Zeiten des Kriegs werden die Leute emotional, ich verstehe das."

Ansonsten fiel Bush in sein altbekanntes Verhaltensmuster zurück: Etwas Zerknirschtheit für die Statistik, dann aber um so mehr Selbstbewusstsein, angereichert mit der üblichen Prise Bräsigkeit, ausstrahlen. "Ich war bereit, harte Entscheidungen zu treffen", quakt die lahme Ente. Das ist fürwahr nicht unbemerkt geblieben - und wo wir gerade beim Thema sind: Die Lüge mit dem Massenvernichtungswaffen und die Folterei in Abu Ghureib? "Ich weiß nicht, ob man diese Dinge als Fehler bezeichnen kann", sagt er - und tatsächlich fallen mir ganz andere, treffendere Begriffe dafür ein. Dazu wisse er gar nicht, "warum manche Leute feindselig sind", und warnt: Es gebe "da draußen immer noch einen Feind, der Amerikanern Schaden zufügen will." Neinnein, George, alles falsch, setzen - sechs! Selbst einfache Rechenaufgaben bekommt der Lümmel von der letzten Bank nicht hin. Die richtige Lösung lautet: Es gibt da draußen Millionen Feinde, die den Amerikanern - speziell einem ganz bestimmten Amerikaner - Schaden zufügen wollen.

Zu den Journalisten sagte er schließlich: "Manchmal haben Sie mich unterschätzt" - nicht "missunterschätzt", und damit beweist Dabbeljou letztlich doch noch ein Quentchen Lernfähigkeit.

Ein feiner Zug von ihm war es hingegen, sich von Obama breitschlagen zu lassen, dem Kongress noch einmal 350 Milliarden Dollar aus den Rippen zu leiern. Geld, das Obama munter den US-Banken in den Rachen werfen kann, das aber später dem ohnehin schon gigantischen Schuldenberg Bushs zugerechnet wird - raffiniert. Wie der Neuling das wohl hingekriegt hat? Ich vermute: Er appellierte an die genannte selbstdarstellerische Ader Bushs. "Bedenken Sie, George - damit wären Sie endgültig der US-Präsident, der am meisten Geld ausgegeben hat! Das hat vor Ihnen noch keiner geschafft! Noch die überüberübernächste Generation wird täglich an Sie denken!" - "Echt...? Klingt gut..."

Insofern: Auf Nimmerwiedersehen, George, es wartet immer irgendwo ein Schuh auf dich. Und mach' dir keine Sorgen: Dein Platz in den Geschichtsbüchern ist dir sicher.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich bin so froh, dass der Blödbush bald weg ist. Man sollte zwar von B. Obama keine Wunderdinge erwarten, aber so schlimm wie bei Georgie kann's eigentlich nicht werden?!

juwi hat gesagt…

Ich glaube nicht, dass den jemand breitschlagen musste, damit der dem Kongress die 350 Milliarden Dollar für die Banken aus den Rippen leiert.

Wenn ich morgens im Spiegel zu sehen bekäme, was der Herr Bush darin jeden Morgen zu sehen bekommt, dann wäre das die Hölle auf Erden für mich. Ich frage mich, ob sich die Herren Bush und Rumsfeld für die Menschenrechtsverletzungen in Guantanamo, im Irak und in Afghanistan und für die Lügen, mit denen sie die sogenannte "Koalition der Willigen" zum Angriff auf Irak gehetzt haben irgendwann vor Gericht verantworten müssen.

Ich hoffe Herr Obama und die Seinen bekommen den Karren wieder flott, den Bush & Co gründlich in den Dreck gefahren haben. Aber wie du schon sagst: Auch die neuen an der Spitze der USA sind nur Menschen. Man kann also auch nur von ihnen erwarten, dass sie alles menschenmögliche tun werden, um die Lage wieder in den Griff zu bekommen und das international beschädigte Ansehen der USA wieder herzustellen.