Montag, 4. Mai 2009

Fickende Fische, würgende Widder

Man ist in diesen Tagen ja schon froh, wenn eine Zeitung mal nicht mit der Schweinegrippe - tschuldigung: Mexiko-Grippe - aufmacht. Aber was die "Bild am Sonntag" geritten hat, zwei Drittel der Seite eins für eine astrologische "Studie" freizuräumen, die ein österreichischer Professor erstellt haben will und gemeinsam mit einer Wahrsagerin nun veröffentlicht hat, weiß ich beim besten Willen nicht. Zwar hatte BamS die Geschichte wohl exlusiv - aber das will nichts heißen, da eine normale Zeitung gar nicht erst auf die Idee kommen würde, so einem Schmarrn so viel Platz an so prominenter Stelle einzuräumen. Denn die zentrale Aussage des Buches lautet: Die Krankheitsanfälligkeit eines Menschen hängt nicht unwesentlich von seinem Sternzeichen ab. Klingt plausibel. Und statt zum Arzt zu gehen, wenn man ein Ziehen im linken Arm spürt, sollte man erstmal in sein Horoskop gucken und die Diagnose wohl auch gleich aus dem Kaffeesatz lesen.

Es ist ja schon Zufall genug, dass mir an diesem Sonntag überhaupt ein solches Machwerk aus dem Hause Springer unter die Finger kam - da möge man mir verzeihen, dass ich nicht auch noch allzu viel Zeit auf diese Titelstory verschwendet und sie nur grob überflogen habe. Schließlich gibt es sinnvolleres zu tun als "Bild" zu lesen. Zum Beispiel, sich nach dem Anfassen einer BamS stundenlang die Hände zu waschen. Dennoch ist es mir kraft meiner überragenden kognitiven Fähigkeiten gelungen, das wichtigste Beispiel für eine Sternzeichen-Gesundheits-Korrelation aus dem Text zu rezipieren, wobei die "Bild"-typische Schriftgröße sicherlich hilfreich war: Jeder zweite Fische-Mann hat zweimal wöchentlich Sex.

Yo! Fische bringen's voll im Bett. Ich vermute mal, weniger Sex haben vor allem die im Sternzeichen "Jungfrau" Geborenen. Wer das Sternzeichen "Waage" hat, kämpft wahrscheinlich eher mit Übergewicht. Und zu welchen Krankheitsbildern neigen wohl Menschen, die im Zeichen "Krebs" zur Welt kamen? Genau. Ach ja, und männliche Widder neigen demzufolge zu Lungenproblemen. Jetzt wird mir manches klar: Ich habe das früher immer auf die zwei Schachteln Zigaretten pro Tag geschoben, dass ich mitunter Teile meiner inneren Organe ausgehustet habe. Dabei hatte ich es gar nicht in der Hand - es stand in den Sternen! Hätte ich ja gar nicht aufhören müssen mit qualmen.

Aber "Bild" wäre nicht "Bild", hätte das Blatt für den kleinen Intellekt Mann nicht auch praktische Tipps, Hinweise und Alibis parat. Ich zitiere mal zusammenhangslos aus der auflagenstärksten deutschen Zeitung: "Bis 60 stellt Hochprozentiges keine Gefahr dar, erst im Alter." - "Erkrankungen der Atemwege richten keinen Schaden an. " - "Unter ihnen [Skorpione] sind viele Hypochonder." - "Blablabla." - "Titten!"

Ob der gute Doktor wirklich glaubt, was er da schreibt, sei mal dahin gestellt. Jedenfalls darf er sich über eine gigantische PR für sein Buch freuen, die ihn keinen Cent gekostet hat. Aus Österreich kommt eben öfters mal nix gutes. Wie der BamS-Chefredakteur. Aber das ist sicher nur Zufall.

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