Samstag, 3. Mai 2008

Das Wort zum Tag der Pressefreiheit

Die Unesco hat den 3. Mai vor 14 Jahren zum "Tag der Pressefreiheit" erklärt - zur Erinnerung daran, dass in vielen Ländern Journalisten wegen ihrer Berichterstattung in Haft sitzen oder getötet werden. Derzeit sitzen weltweit 129 Journalisten hinter Gittern; die meisten von ihnen in einem Land, in dem die Welt in wenigen Monaten ein Fest des Friedens zu feiern gedenkt.

Ein durchaus ambivalentes Thema, wie ich finde. Denn wer träumt nicht davon, einmal Kai Diekmann in einem heruntergekommenen Verlies mit feuchtem Mauerwerk und einem muffigen Strohlager zu sehen, in dem er sich das steinharte Brot und das brackige Wasser mit einigen Ratten teilen muss und er einmal pro Monat an einem Pranger auf dem Marktplatz gestellt wird, wo faule Eier und Tomaten unentgeltlich vom Presserat zur Verfügung gestellt werden?

Es liegt mir fern, das Thema der unterdrückten Presse- und Meinungsfreiheit hier bloß veralbern zu wollen. Aber es reicht nicht aus, als parlamentarisch-demokratischer Gutmensch ohnmächtig die Faust in Richtung China oder Kuba zu schütteln, denn auch vor der eigenen Tür sieht es schließlich nicht besonders gut mit der Pressefreiheit aus. Stichwort Selbstzensur: Wie 9/11 und Antiterrorkampf bewiesen haben, muss man so manchen westlichen Journalisten nicht erst in ein Kellerloch werfen oder auch nur mit einem derartigen Schritt drohen, um ihn oder sie auf Linie zu trimmen. Und das ist mitnichten nur mehr ein Problem US-amerikanischer Zeitungen und TV-Sender im Rahmen der diversen Kriege im mittleren Osten, sondern es hat längst Europa erreicht - Stichwort Mohammed-Karikaturen und die Berichterstattung darüber.

Ob sie nun einem ausufernden Patriotismus oder überzogenem Sicherheitsdenken unterworfen wird: Die Pressefreiheit ist auch dort in Gefahr, wo bewusst auf das Recht der freien Meinungsäußerung verzichtet wird, sei es nun durch behördliche Weisungen, Vorgaben der Geschäftsführung oder gesellschaftlichem Druck - und nicht nur in den Ländern, wo Journalisten tatsächlich eingesperrt werden.

Aber Diekmann einzukerkern und den Schlüssel wegzuschmeissen, ist trotzdem keine schlechte Idee.

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