Dienstag, 25. Mai 2010

Brutalstmögliche Abservierung?

Man hat es kaum mehr zu hoffen gewagt: Wir werden Roland Koch tatsächlich doch noch los, und das sogar noch in diesem Jahrhundert. Über die Gründe für seinen Rückzug aus der Politik sprießen die Spekulationen ins Kraut - da will ich doch mal fleißig mitspekulieren. Meine These: Kochs letzte Palastrevolte war eine zuviel, und Kohls Mädchen hat ihn schließlich abserviert. Denn den parteiinternen Machtkampf hat sie bekanntlich drauf wie sonst kaum jemand - und vielleicht sah sie nun den Zeitpunkt gekommen, ihren gefährlichsten Rivalen auszuschalten.

Dass der Zeitpunkt für den Rückzug und dessen Bekanntgabe schon länger festgestanden und Merkel "seit langem Bescheid gewusst" haben soll, wie jetzt kolportiert wird, kann ich nur schwer glauben - warum hätte Koch dann so kurz vor seinem Abgang noch eine derartig massive Breitseite Richtung Berlin abfeuern sollen? Sie wäre, wenn sein Rücktritt schon beschlossene Sache und parteiintern bekannt gewesen wäre, lediglich überflüssiges Störfeuer und im Wesentlichen nur parteischädigend gewesen.

Viel wahrscheinlicher - und machtpolitisch opportuner - scheint mir die Erklärung zu sein, dass Merkel sich in der äußerst angespannten Lage, in der sich die Union befindet, ihres ärgsten Widersachers entledigt hat. Der Putsch lag längst in der Luft: Noch eine Wahlniederlage oder das Scheitern der Berliner Koalition, und Koch hätte die Laubsäge, mit der er ohnehin schon seit geraumer Zeit am Kanzlerinnenthron vor sich hin ratzte, aus der Hand gelegt, zur Kettensäge gegriffen, Kleinholz aus dem Möbel und der Dame gemacht und sich selbst auf den übriggebliebenen Haufen gesetzt.

Was nun tatsächlich dahinterstecken mag und was für Kellerleichen die Treppe hochgeholt worden sind - wer weiß das schon. Gerne hätte ich bei den letzten Gesprächen zwischen Wiesbaden und Berlin Mäuschen gespielt. Dass jemand wie Koch, der kaum je seine Ambition verbergen konnte, Kanzler anstelle der Kanzlerin werden zu wollen, nun plötzlich einfach keine Lust mehr auf Politik haben soll - das erscheint mir etwa so glaubwürdig, als wenn Bastian Schweinsteiger seine Fußballkarriere beendet, um ein Philosophiestudium aufzunehmen.

Na, sei's drum; hauptsache, er ist demnächst weg vom politischen Fenster - abwählen nützt bei ihm ja nichts - und begrenzt seine diktatorischen Anwandlungen auf seine eigenen vier Wände. Er will nun, so die Vermutungen, "in die Wirtschaft wechseln".

Da drängt sich mir allerdings die Frage auf: Warum "wechseln"? Der Mann war doch schon immer für die Wirtschaft tätig.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Der Koch wollte nicht mehr warten, bis Merkel weg vom Fenster ist und endlich die wahre Macht im Land ergreifen - also raus aus der Politik und rein in die Wirtschaft.

Schon bald wird die Bundesregierung, gleich welcher Partei, von ihm verfasste Gesetze durchwinken - wetten?

Das wäre ihm als hessischer Landesvater wohl nie geglückt.