Mittwoch, 9. Juni 2010

Dr. Nos Haushaltstipps - Heute: Wie stopfe ich Löcher im Sparstrumpf?

In Hannover hat eine ganz große Zweckkoalition - gewissermaßen eine Belgien-Koalition aus schwarz, gelb und rot - einvernehmlich beschlossen, sich einen Nachschlag zu genehmigen. Leider geht es hier nicht um den Pudding in der Landtagskantine, sondern vielmehr um die Diäten: Die werden um 405 Euro auf 6000 Euro angehoben, bevor der Postmann klingelt und das Sparpaket aus Berlin abliefert. Das entspricht einer Erhöhung um 7,2 Prozent, einer Zahl, die bei Gewerkschaftsmitgliedern feuchte Träume auszulösen geeignet ist. Und die Sie niemals hören werden, außer vielleicht in Zusammenhang mit einem Dispokredit.

Während also, wie erwähnt, Arbeitslose das Finanzdesaster der Öffentlichen Hand-in-den-Mund durch unfreiwilligen Hungerstreik bekämpfen sollen, greifen diese Damen und Herren noch einmal kräftig in die Schatztruhe bzw. den zunehmend fadenscheinigeren Sparstrumpf, solange noch was drin ist. Die zuhauf geäußerte Kritik an diesem Vorgehen tun sie als - darauf kommen Sie jetzt im Leben nicht - "Populismus" ab.

Das ist natürlich Unfug: Populismus ist, wenn ein CDU-Haudegen wie Norbert Lammert nun plötzlich eine Reichensteuer fordert, weil der Wespenkoalition die Felle davonschwimmen. Populismus ist, wenn das Berliner Kabinett öffentlichkeitswirksam die Erhöhung ihrer Bezüge erstmal verschiebt, aber an der inflationären Anzahl neuer Staatssekretäre nichts ändert. Populismus sind die Seifenblasen, die aus Muttis Mund blubbern, wenn sie davon salbadert, dass auch Banker und Börsianer zur Kasse gebeten werden sollen - aber nicht sagt, wann und wie.

Ich habe den einzig brauchbaren Lösungsvorschlag entwickelt, wie man das Finanzloch füllen, den Haushalt sanieren und obendrein auch noch Gewinn dabei machen kann: Mit dem Phrasenschwein. Jeder Politiker zahlt für jeden abgedroschenen Begriff, jede sattsam bekannte Formulierung und jede gebetsmühlenartig wiederholte Floskel fünf Euro ins Schweinderl.

Ich prognostiziere feierlich: Bis zum Jahresende ist die Finanzierungslücke geschlossen, nächstes Jahr tilgen wir sämtliche Staatsschulden und 2012 kaufen wir Zentralamerika.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wenn jetzt die Leerverkäufe verboten werden, gilt das dann nicht auch für das Verkaufen leerer Phrasen?

Dr. No hat gesagt…

Verdammt! Das habe ich nicht bedacht... andererseits isses ja kein richtiger Verkauf, wenn der Produzent der Phrase selber Geld abdrückt.

Das ist dann wohl die obligatorische Gesetzeslücke.