Dienstag, 6. Juli 2010

Heißer Qualm, heiße Luft und ein Satz heiße Ohren

Dass ausgerechnet in Bayern nun das strengste Rauchverbot Deutschlands eingeführt wird, wundert einen schon - schließlich kam von dort damals mit der größte Widerstand gegen entsprechende Vorschläge. Auf den zweiten Blick allerdings verfliegt diese Verwunderung schnell: Die Proteste kamen seinerzeit schließlich vor allem von den Tabak- und Gastronomielobbyisten und den unter ihrer Fuchtel stehenden Volksvertretern - die Neuregelung indes kommt vom Volk selbst. Ein Lehrstück in Sachen Direkte Demokratie; mit der nicht unwahrscheinlichen Möglichkeit der Ausweitung auf andere Bundesländer. "Deutschland droht die Großdebatte um den blauen Dunst", schreibt Spon - wieso eigentlich "droht"? Die ist längst überfällig.



Denn die wirren Ausnahmeregelungen, die derzeit von Land zu Land und von Kneipe zu Kneipe unterschiedlich ausgelegt werden, sind lächerlich und bilden bloß die letzten Überbleibsel des Forderungskatalogs von Dehoga, Einzelhandel und Philip Morris. Ich muss an dieser Stelle nicht erneut darauf hinweisen, dass Länder wie Italien, Irland und Frankreich bislang noch nicht untergegangen sind, weil sie wesentlich striktere und einheitliche Regelungen erlassen haben - das dürfte sich bis zum letzten Raucher herumgesprochen haben. Aber darum geht es manchen ja offenbar auch nicht, denn dann würden sie sich nicht andauernd wie Kinder verhalten, denen man den Lolli wegnehmen will.

Zum militanten Rauchgegner getrieben


Zur Klarstellung: Ich persönlich war nie militanter Nichtraucher; ich habe selbst lange genug gequalmt, um mich in die Sache hineinfühlen zu können. Wohlgemerkt: hineinfühlen, nicht hineindenken. Mit Denken haben Raucherdebatten oft nicht viel zu tun, dafür aber mit Emotionalität, Egoismus und einer gehörigen Portion Wahn. Ich würde mir wünschen, diese Leute würden genauso leidenschaftlich auf die Kürzung von Sozialleistungen reagieren wie auf die zaghaft vorgebrachte Bitte, sie mögen doch bitte davon absehen, andere Leute mit ihren stinkenden und krebserregenden Ausdünstungen zu belästigen.

Die Argumente von Hardcorequalmern sind oft hanebüchen: Von den dauernden und selten dämlichen Nazivergleichen mal abgesehen, die einem immer wieder entgegengeschmettert werden, geht die Argumentation zumeist in die Richtung: "Wir können doch hier eine reine Raucherkneipe sein, und die Nichtraucher gehen dann eben woanders hin - oder nehmen es hin, dass hier geraucht wird." Das ist Blödsinn. Als ob es hier darum ginge, welches Fußballspiel auf dem Kneipenfernseher gezeigt werden soll und nicht darum, wer wem eine schleichende Körperverletzung zufügt. Nichts als heiße Luft, für die derjenige einen Satz heiße Ohren verdient hätte.

Spalter!

Natürlich könnte man alle Kneipen in Raucher- und Nichtraucherlokale aufteilen und damit eine hübsche Spaltung der Gesellschaft durchführen, die eine weitere sicher gebrauchen kann. Die Aufteilung der ihren Feierabend verbringenden Menschen in zwei Kategorien kann aber wohl kaum die Grundlage öffentlichen Lebens sein. Weil Hinz raucht und sein Kumpel Kunz nicht, sollen sie also nie zusammen in Hinz' Stammkneipe gehen können - außer natürlich, Kunz nimmt es in Kauf, dass seine Lunge geschädigt wird? Falls die beiden sich überhaupt erst kennenlernen, heißt das - was unter diesen Umständen eher unwahrscheinlich wäre.

Ich war im letzten Jahr kaum mehr in meiner Lieblingskneipe, in der ich immerhin mal acht Jahre gearbeitet habe - weil ich keine Lust darauf habe, anschließend zu stinken wie ein Ascheeimer. Rauchen ist aber nicht bloß eine schlechte Angewohnheit, Rauchen beeinträchtigt die Gesundheit anderer. Darauf gibt es kein Anrecht, und ein solches einzufordern, zeugt schlichtweg von einer asozialen Denkweise. Und weil es hier um Verursacher und Leidtragende geht, sind es selbstverständlich die Raucher, die Zugeständnisse machen, und nicht die Nichtraucher, die in ihrer Freiheit beschränkt werden müssen.

Zum Qualmen mal eben nach draußen zu gehen, ist wirklich nicht zuviel verlangt. Wer nicht einmal dazu bereit ist, ist in meinen Augen ein egozentrischer Arsch. Ich hoffe, dass es zu einem einheitlichen Rauchverbot kommt. Und wenn es da ist, werden die Raucher sehen, dass das Leben dennoch erstaunlicherweise irgendwie weitergeht.

2 Kommentare:

Flaro hat gesagt…

die militanten Nichtraucher fahren oft Diesel und schaden somit den anderen, die Raucher dagegen schaden sich selbst. ist da kein Geld drinnen, keine EU-Fonds?

Joachim hat gesagt…

das wundert mich auch, so nahe zu Oesterreich und so streng gegen Raucher