Hübsche Titelzeile auf Spiegel Online: "Merkel zu Blitzbesuch im Feldlager Kunduz". Blitzbesuch - ich will ja nicht päpstlicher sein als der Papst, aber ob das die, ähem, glücklichste Wortwahl bei einem Thema ist, das unmittelbar mit der Kriegführung deutscher Truppen in einem fremden Land zusammenhängt? Hat sie bei dieser Gelegenheit auch mehrere Divisionen Spekulatius vernichtet, eine Kanne Kaffee ausradiert und eingeflogenen Keksverbänden sowie dem Mittagsbüffet schwerste Verluste zugefügt?
Oder ist es kleinlich, sich darüber zu mokieren, da das schon längst wieder Normalsprech ist? Das ließe sich ausbauen: Man könnte zum Beispiel sagen, dass die Kanzlerin sich mit Unterhändlern der besetzten Länder zu Kapitualationsverhandlungen auf dem Bombenteppich niederlässt. Die Panzerverbände könnten demnächst zur Partisanenbekämpfung ausrücken, das ist doch so was ähnliches mit den Taliban. Ohnehin sollte man unbedingt von der "Ostfront" sprechen, von der "Festung Kunduz" und von "Tapferkeit vor dem Feind", wenn wieder ein Schütze Arsch ein Stück Buntmetall an die Jacke getackert bekommt.
Und was macht eigentlich Guttenberg denn da schon wieder? Fliegt der Mann jetzt im Dreitagestakt hin und her, weil's dort so schön ist und in Deutschland alle nur doofe Fragen stellen? Oder ist er gleich dageblieben, samt Trulla und Talkmaster? Wäre immerhin eine Gelegenheit, Kerner loszuwerden - da Kost und Logis in seinem Fall ja nicht auf Staatskosten gehen dürfen, müsste er sich seinen Aufenthalt schließlich verdienen, etwa mit Wache schieben bei den Wracks der Tanklaster.
Und wen nimmt Gutti nächste Woche mit? Seine Kinder, um ihnen mal einen aufregenden Abenteuerspielplatz zu zeigen? Seine Schwiegermutti, um ihr zu beweisen, was für eine wichtige Figur er geworden ist und nicht der Loser, vor dem sie immer gewarnt hat? Oder gleich seine alten Schulkumpels, um ein bisschen mit seinen automatischen Schießgewehren herumzuprotzen?
Man darf gespannt sein. Erfahren werden wir es ja in jedem Fall. Auch wenn wir es nicht wollen.
3 Kommentare:
Angie ist aber nicht in Afghanistan einmarschiert, sondern hat doch eher die Flugbereitschaft des Reichsheeres benutzt, oder? Nun gut, an deutschen Spesen soll die Welt verwesen, oder so. Ich könnte mir bessere Ziele (sic!) für einen Besuch vorstellen, aber bestimmt wollte Angie Menschen sehen, denen es noch ein bisschen dreckiger geht als den HIV-Empfängern in Deutschland. Da wird dann die Reiseauswahl schwer, wenn man es sich mit den Chinesen nicht verderben will.
Außerdem muss man den Eingeborenen in den Kolonien ja auch mal den Glanz überlegener Staatsführung nahebringen.
Und man darf ja auch die Schätze nicht vergessen, die in der mit deutschem Blut getränkten Erde schlummern. Da wird das Ende des Krieges wohl noch etwas warten müssen. Nicht, dass am Ende die deutschen Soldaten umsonst gestorben sind.
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