Was muss ich da lesen? Politiker verdienen gar nicht schlechter als Manager? Besser gar - sogar viel besser? So was - da gerät ein althergebrachtes Axiom ins Wanken. Seit ich denken kann, wurde uns eingetrichtert, dass Politiker viel zu wenig Geld bekommen. Hunderte von Diätenerhöhungen wurden damit gerechtfertigt - Begründung: Man könne nur so "verhindern, dass die besten Köpfe in die Wirtschaft gehen". Und es war so leicht, das zu glauben. Denn dass die fähigsten und klügsten Menschen des Landes nicht unbedingt auf den Parlamentssitzen und in den Ministersesseln sitzen, war ja stets offensichtlich.
Gut - spätestens seit der Finanzkrise dürfte allen klar sein, dass die besten Köpfe auch nicht zwangsläufig in der Wirtschaft sitzen. Aber wo sitzen sie denn dann? Vermutlich da, wo man sie zuletzt erwartet hätte: In Universitäten und Forschungsinstituten. Und verdienen dort nicht annähernd so viel wie ein Banker oder Volksvertreter, die wiederum ihrerseits niemals müde werden zu behaupten, dass sie im Prinzip am Hungertuch nagen und ewigen Verzicht üben müssten auf alle Annehmlichkeiten des Lebens, und das nur, um sich selbstlos und demütig in den Dienst des Volkes zu stellen.
Nun ja. Mit 106.000 Euro lassen sich eine Menge Hungertücher kaufen, mit Gold bestickt und Hummer, Austern und Kaviar darin eingewickelt. Macht sich öffentlich irgendwie nicht gut, die Studie; vor allem, weil sie klarstellt, wie fadenscheinig das Argument des Aderlasses an die Privatwirtschaft war - denn die Politiker haben es für sich persönlich längst geschafft, politische und wirtschaftliche Ambitionen gewinnbringend miteinander zu verquicken.
Kein Wunder also, dass sofort jemand von der FDP - von wem sonst - auf der Matte steht und die Ergebnisse der Studie anzweifelt. Aber mal ehrlich, lieber Jörg van Essen: Wenn Sie deutlich unter dem Schnitt von 106.000 Euro liegen, haben Sie in all den Jahren etwas falsch gemacht und ihre Parteifreunde, denen die Schecks von Mövenpick & co. aus der Hemdtasche quillen, lachen bestimmt hinter Ihrem Rücken über Sie.
Naja, und wenn Sie deutlich darüberliegen sollten, zweifeln sie wohl mit Recht - denn wer von der ganzen Bundestagsbaggage verdient schon so wenig, um allein die Einkünfte Ihrer Bonzenpartei wieder auszugleichen?
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