Samstag, 9. August 2008

Krieg um ein Stück Gegend

Georgien führt Krieg gegen Südossetien: was so klingt wie eine Dialogzeile aus einer ziemlich frühen Drehbuchversion zu "1984", ist nun - wieder einmal - traurige Wirklichkeit. Und die Russen spielen auch mit. Allein bis Freitagabend sind nach russischen und ossetischen Angaben schätzungsweise eineinhalbtausend Menschen ums Leben gekommen - es fragt sich nur, für was. Für irgendeine Art von Freiheit sicher nicht.

Südossetien besteht größtenteils aus Steinen, die Arbeitslosigkeit beträgt selbst nach wohlwollenden Schätzungen mindestens 60 Prozent und die einzige Ressource, die in nennenswerten Mengen vorhanden ist, ist Nationalstolz - und der lässt sich schlecht exportieren.
Schätzungsweise 75.000 Menschen wohnen in dem Land, weniger als halb soviel wie in der Stadt, in der ich lebe. Südossetien wäre als souveräner Staat wohl kaum lebensfähig. Aber um all das geht es wohl auch gar nicht, sondern vor allem um Nationalchauvinismus - auf allen Seiten.

Russland ist in seinem wiederaufgewärmten Großmachtgehabe bemüht, in seinem Hinterhof Stärke zu demonstrieren und lässt es dafür auf einen handfesten Krieg mit Georgien ankommen.Wie praktisch, dass man den Osseten beizeiten die russische Staatsbürgerschaft verliehen hat, da ergibt sich der casus belli von selbst. Georgien will ebenfalls Stärke demonstrieren, um ein Auseinanderbröckeln des Landes zu verhindern - schließlich strebt auch Abchasien nach Unabhängigkeit - und vor der Nato, der das Land unbedingt beitreten will, nicht als Unruheherd und Pulverfass dastehen, was jetzt allerdings längst eingetreten ist. Und was wollen die Osseten? Interessiert eigentlich keinen. Unabhängig wird das Land wohl so oder so nicht werden - und wenn, dann nur als Trümmerwüste.

Der Krieg - oder wie es Außenminister Frank Walter Steinmeier blumig umschreibt: „Kampfhandlungen, die in einen handfesten Krieg münden könnten“ - wird wohl in den nächsten Tagen erst richtig losgehen. Georgien hat vorsorglich schon einmal 2000 Soldaten aus Afghanistan und dem Irak zurückbeordert. Auch eine aufstrebende Großmacht wie Georgien kann offenbar nicht an mehreren Fronten gleichzeitig kämpfen . . .

Ach ja - Das IOC in seiner grenzenlosen Entrücktheit ließ vermelden: "Das ist nichts, was die Welt sehen möchte. Es widerspricht den olympischen Idealen." Heult doch. Als ob sich Machtpolitik eurem Sportfest unterwerfen würde und nicht andersherum.

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